Von Renee Iseli – hat einen eigenen Blog „Ich bin schwerhörig, na und?“ – wurde ich zum „Liebster Blog Award“ nominiert.
Vielen Dank dafür. Schließlich lebt ein Blog von Lesern – und diese Nominierung belegt, dass jemand in meinem Blog gelesen hat. Das freut mich.
Bei Recherchen finde ich rasch heraus, dass es sich bei diesem Award um eine Art „Kettenbrief“ handelt. Jeder Nominierte ist aufgefordert, weitere Blogs zu nominieren. Das bringt vielleicht für alle Beteiligten einen Zuwachs an Lesern. Der Erfolg liegt hier bereits in der Nominierung.
Da die Teilnahme und Weitergabe mit der Beantwortung von Fragen und dem Stellen neuer Fragen an die Nominierten verknüpft ist, habe ich mich nach langem Zögern dazu entschlossen, mich nicht an die Regeln zu halten, aber dennoch ein paar Blogs zu nennen, die mir positiv aufgefallen sind.
Ich nominiere diese Blogs einfach so, ohne das Regelwerk mit Fragen einzuhalten.
An diesem Samstag war der Hör Bus des DSB (Deutschen Schwerhörigen Bund) auf dem Marktplatz in Homburg. Für Interessierte wurde ein kostenloser Hörtest angeboten. Durchgeführt und interpretiert wurde der Test durch qualifiziertes Personal der HNO Klinik der Uniklinik Homburg. Auch das CIC Saar (Cochlea Implantat Centrum) sowie einige Träger von Cochlea Implantaten standen für Gespräche bereit. Ich selbst hatte das Vergnügen, ebenfalls dabei sein zu dürfen.
Warteschlange zum Hörtest
Hörtest Warteschlange
Schon während der Aufbauzeit des Hörbus Standes und vor Beginn der Öffnungszeit standen einige Menschen dort, um einen Hörtest bei sich durchführen zu lassen. Solch ein Hörtest ist nicht per Knopfdruck durchgeführt – er benötigt einfach Zeit. Ein- und Aussteigen auch von Gehbehinderten, Erklärungen für die Testwilligen und die eine oder andere Verständigungshürde eingerechnet dauert so ein Hörtest im Schnitt schon mal zehn bis 15 Minuten. Da bildet sich rasch eine Warteschlage.
Viel Gesprächsbedarf
Prof. Dr. Bernhard Schick, HNO Klinikdirektor und sein Team konnten in Einzelgesprächen auf alle Themen und Fragen der Menschen in und außerhalb der Warteschlage eingehen.
EInzelgespräche
Kontakte zwischen Besuchern und CI Trägern
Die Träger der Cochlea Implantate, also auch ich, gaben als Betroffene Auskunft zur CI Operation, und zum neuen Hörerfolg durch das Cochlea Implantat. Ich hatte den Eindruck, dass die Menschen auch wirklich daran interessiert waren, authentische Erlebnisberichte von uns Betroffenen zu bekommen.
Mein Mann hat mich geschickt
Eine Dame aus der Warteschlange zum Hörtest, verriet mir „mein Mann hat mich geschickt, ich selbst habe nicht den Eindruck, schwerhörig zu sein.“ Für sie und wohl auch für einige andere Testteilnehmer gab es dann doch die eine oder andere Überraschung. Jeder Hörtest wurde vom Fachpersonal interpretiert und den Betroffenen Menschen erklärt.
Auch der Dame, die von ihrem Mann geschickt worden war, wurde deutlich, was ihr Mann wohl schon wusste – auf beiden Ohren hatte sie in bestimmten Frequenzen einen deutlichen Hörverlust.
kompetente Beratung
Gelungener Vormittag
Für mich war es rundum ein gelungener Vormittag. Einigen interessierten Besuchern konnte ich Auskunft über meine Hör-Geschichte und meine heutige Situation geben. Ich lernte andere CI Träger kennen und konnte an ihren Erfahrungen, z.B. zur Dauer des Hör-Lernprozesses, teilhaben.
Jährlich veranstaltet die Stadt Wadern gemeinsam mit Partnern die „Waderner Buchwoche“. Da dreht sich alles um Bücher und ums Lesen. Im Rahmen dieser Buchwoche findet im Restaurant des Waderner Einkaufszentrums eine kulinarische Autorenlesung statt. In diesem Jahr zum zehnten Mal.
Unterschiedlichste Autoren waren in den letzten Jahren dort zu Gast. Seit Jahren gehen wir gerne dort hin – fast immer kaufe ich mir dann das Buch aus dem gelesen wird und lasse es mir vom Autor signieren. Der vielleicht bekannteste Gastautor war vor einigen Jahren Ulrich Kienzle, langjähriger TV Nahost Korrespondent mit Standort Beirut.
Hörsituation früher
Bei den vergangenen Veranstaltungen hatte ich zunehmend Probleme, die lesenden Autoren auch zu verstehen. Trotz Mikrofon und diverser Lautsprecherboxen reichte meine Hörgeräte Versorgung nicht aus. Hörgerät rechts, und links, wo ich fast taub war, eine Crossversorgung die ans rechte Hörgerät funkte.
Hörsituation heute
In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal mit meinem Cochlea Implantat bei einer solchen Lesung. Ich bin sehr gespannt darauf, wie das für mich funktioniert. Vorsichtshalber habe ich meinen ComPilot dabei, die Hör-Unterstützung über eine Hörschleife um den Hals. Doch die beiden Ton Techniker mussten mich leider enttäuschen. In ihrer Anlage gab es keine passende Buchse für den Stecker des ComPilots. „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir einen Adapter mitgebracht.“
Zu meinem Erstaunen kommt noch die Frage „wollen Sie da rein sprechen?“ „Nein, natürlich nicht, ich will damit hören“ ist meine Reaktion. „Hören? Wieso hören?“ Erst jetzt stellt es sich heraus. Die Tontechniker meinen, ich sei der Referent, der Autor. Nachdem das geklärt ist, versprechen Sie im nächsten Jahr einen Adapter mitzubringen. Da bin ich mal gespannt.
Kulinarischer Krimi
Krimi „Der letzte Whisky“
Das heute vorgestellte Buch ist „Der letzte Whisky“, ein kulinarischer Krimi, der in Schottland spielt, vorgelesen vom Autor „Carsten Sebastian Henn“. Das passende Essen dazu ist dann auch Schottisch und der Nachtisch enthält angeblich auch Whisky. Es muss wohl wirklich der letzte Whisky gewesen sein, denn zu trinken gibt es keinen Whisky. Der Autor tritt im schottischen Kilt mit weiteren typisch schottischen Accessoires auf.
Neues Hören
Der Abend mit diesem Vortrag beginnt mich zu amüsieren. Ich habe
Autor C.S.Henn
einen guten Platz von dem aus ich alles gut verfolgen kann. Die authentischen, vom Autor zwischen gestreuten Erzählungen haben Witz und lassen meine Schwerhörigkeit vergessen. Ja, erst nach einer ganzen Weile wird mir bewusst, dass ich ohne ComPilot einfach so zuhören kann. Ich verstehe alles. Es macht die Kombination aus, bestehend aus meinem Hörgerät rechts und meinem Cochlea Implantat links. Allein mit dem CI hätte das noch nicht funktioniert, aber im Gesamthören hilft es wohl schon sehr aktiv mit.
Das würde ich gerne feiern, doch dazu fehlt leider der Whisky.
Im Januar 2002 beginne ich ein Kommunikations-Training in Berlin. Teilnehmer sind Mitarbeiter einer Mobilfunk Gesellschaft.
Schon beim Aufwachen im Hotel spüre ich, dass etwas nicht richtig ist heute. Pflichtgemäß fahre ich an den Veranstaltungsort und beginne mir meinem Trainingsprogramm.
Trainings Abbruch
Sehr rasch merke ich, dass ich die Teilnehmer nicht vollständig verstehe. Ich reagiere unsicher und gebe falsche Antworten. Kurz – ich bin unfähig diese Veranstaltung durchzuführen und die Teilnehmer sind verärgert. Dieses Training muss ich abbrechen. Ende
Völlig frustriert reise ich zurück, nach Hause. Die folgenden Tage fühle ich mich deprimiert – obwohl das sonst nicht meiner Mentalität entspricht.
Wie soll es weitergehen?
Zunächst bin ich damit beschäftigt, mit meinem Auftraggeber klar zu kommen. Das ist natürlich mit einer finanziellen Einbuße verbunden. Aber wie sind die Aussichten auf weitere Aufträge insgesamt? Wie gehe ich mit anderen Auftraggebern um, die mit mir rechnen? Das beschäftigt mich sehr. Schließlich hängt davon mein Einkommen ab.
Nach ein paar Wochen scheint es wieder besser zu gehen – ich glaube wieder besser zu hören. Durch einige weitere Seminare und Trainings hangele ich mich so dahin. Nach meinen Qualitätskriterien ist das gerade noch so vertretbar. Aber ich merke meine Schwierigkeiten deutlich. Vorgehensweisen und Trainingsmethoden auf die ich bisher ein wenig stolz war, lasse ich weg. Da wäre feines Hörvermögen erforderlich. Ich stelle mein Programm um – das funktioniert, macht es aber nicht besser.
Die ersten Hörgeräte
Mein erstes Hörgerät
Im Herbst 2002 gehe ich zum ersten Mal zu einem Hörgeräte Akustiker. Der verpasst mir nach einigen Tests zwei Hörgeräte. Dazu eine Fernsteuerung (leider noch keine Cross Lösung).Was sich im Hörstudio gut anhört und anfühlt ist leider außerhalb dieser geschlossenen „Welt“ plötzlich ganz anders. Eine laute Welt bricht quasi über mich herein. Sofort gehe ich noch einmal zurück und bemängele diese Situation. Der Akustiker bittet mich, es erst einmal ein paar Tage mit dieser Einstellung zu versuchen. Das mache ich dann auch. Ich bin nicht wirklich zufrieden.
Im Laufe meiner Schwerhörigkeit habe ich die Schwierigkeit verstanden, mit der jeder neue Träger von Hörgeräten zu kämpfen hat. Diese Schwierigkeit besteht ja nicht nur für den Hörgeräte Träger sonder auch für den Akustiker. Oft werden die Hörgeräte als unangenehm schrill oder laut empfunden oder aber, die Träger bemerken keinen Unterschied zur bisherigen Situation.
Die Bedeutung des Anpassungsraums
Hierbei spielt die Gestaltung des Testraumes eine entscheidende Rolle. Einerseits soll und muss der Raum, in dem Hörgeräte angepasst werden, möglichst frei von Außen- und Nebengeräuschen sein, andererseits muss ein Hörgerät ja im wirklichen Leben getragen werden, also auch dort eine Hilfe sein. Es ist für alle Beteiligten eine Gratwanderung. Nach einigen weiteren Versuchen, meine Geräte optimal einzustellen, habe ich den Hörgeräte Akustiker gewechselt. Der Wechsel erfolgte nicht, weil ich mit den Fähigkeiten des Personals nicht einverstanden gewesen wäre.
Erst beim anderen Akustiker mit anderen Räumlichkeiten, wurde mir der Unterschied klar. Doch das ist bereits vorausgegriffen.
Wie es mir mit meinen beiden neuen Hörgeräten erging, berichte ich in einem gesonderten Beitrag. Hörgeräteträger wissen wie alltagstauglich sie ohne und mit Hörgeräten waren oder sind. Sie können sich wahrscheinlich denken, wie es weitergeht.
Es sind nun 7 Wochen vergangen, seit ich das AB Naida CI Q 70 trage. Anfangs hatte ich vermutet, es sei tragen im Sinne von „Lasten tragen“. Doch sehr schnell konnte ich feststellen, dass das Tragen des CI statt zur Last, zur Selbstverständlichkeit wurde.
Morgens gehört es zu meinem Ritual, direkt nach dem Aufstehen, das Gerät anzulegen. Und abends, ist es meine letzte Handlung, vor dem Schlafengehen, das Gerät wieder abzulegen. Es ist ein Teil von mir geworden – zumindest tagsüber.
Schnelle Entwicklung
Ich erinnere mich gut an den ersten Moment, als mir der Sprachprozessor mit Akku und Magnetspule zum ersten Mal angelegt wurde. Es war ein behutsames erstes Hören von Tönen, die ich bereits in meinem Beitrag „Blechdosentelefon“ beschrieben habe.
Inzwischen erlebe ich eine ständige Entwicklung von Anpassung zu Anpassung.
Opportunismus
Zum Wort Anpassung hatte ich vor dem Cochlea Implantat völlig andere Vorstellungen. Ich habe mich im Laufe meines Lebens vielfach an veränderte Lebenssituationen angepasst. Nach beruflichen Veränderungen habe ich mich den neuen Herausforderungen angepasst. Meine Vorstellung bezog sich auf „sich anpassen“.
Einer der sich anpasst wird auch mit dem gleichbedeutenden Fremdwort Opportunist bezeichnet – häufig auch beschimpft.
Anpassung des Sprachprozessors
Hier bedeutet Anpassung, eine Anpassung meines CI Sprachprozessors an die Entwicklung meines Hörnervs bzw. meines Gehirns. Anpassung an die nun wieder von links ankommenden Geräusche und Sprache in meinem Gehirn. Dieser Vorgang erscheint mir sehr wichtig und er ist mir einen eigenständigen Beitrag wert.
Zwischen zwei Anpassungen liegen Tage oder auch Wochen intensiven Hörtrainings. Hier will ich die Qualifikation und Leistungen der Damen des Cochlea Zentrums, die mit mir trainieren, loben – ebenso aber auch die Leistung und Geduld meiner Frau. Alle trainieren mit mir, Sprache nicht nur zu hören, sondern zu verstehen.
Doch unmittelbar spürbare Entwicklungsschritte empfinde ich durch die Anpassungen des Sprachprozessors. Es ist für mich jedes Mal ein Ereignis, zu erleben, wie nach einer Anpassung plötzlich alles noch besser funktioniert. Geräusche habe ich ja recht früh wieder hören können, aber die Sprache ist um ein Vielfaches komplexer. Sie bedarf immer wieder neuer behutsamer Nachstellung des CI-Prozessors. Es ist die Sprache, die ich nach einer Anpassung besser verstehe.
Hier erlebe ich sehr viel Erfahrung und den absoluten Willen, sehr genau so zu dosieren, wie es meiner momentanen Situation entspricht. Es gilt hierbei in jedem Frequenzbereich, genau die Dosierung herauszufinden und vorläufig festzulegen, die meinem Entwicklungsstand entspricht. Hier begeistern mich Mensch und Technik gleichermaßen.
Meine letzte Anpassung wurde vor erst 9 Tagen vorgenommen. Doch inzwischen meine ich, mein Hörnerv und (hoffentlich) auch mein Gehirn kann bald wieder eine neue Anpassung vertragen bzw. verkraften.
Fortschritte
Nun bin ich dank der Unterstützung aller, nach sieben Wochen bereits soweit, langsam und deutlich vorgelesene Artikel z.B: aus einer Zeitung, über mein Implantat zu verstehen.
Verstehen trainieren über CI und ComPilot
Ich habe die Möglichkeit, über meinen ComPilot, Fernsehsendungen direkt auf den Sprachprozessor zu leiten. Es begeistert mich, damit jetzt schon, ganze Sätze von Moderatoren zu verstehen, die nicht speziell für, die vor kurzem erst operierten Träger von Cochlea Implantaten, sondern für die Allgemeinheit sprechen.
Mein Umfeld wundert sich dann schon mal, wenn ich vor dem stumm geschalteten TV Gerät sitze, ein angestrengtes Gesicht mache und hin und wieder begeisterte Äußerungen von mir gebe.
Es wirkt, wie der alte Trottel, der ab und zu mal was versteht – genau so ist es wohl auch. Zum Glück.
Nutzer eines Smartphones können den QR Code scannen und somit auch direkt auf die Internetseite gelangen.
Erzähl Deine Gehör Geschichte – 24.08.2015
Ab sofort nehme ich Geschichten von Schwerhörigen – „Deine Gehör Geschichte“ in meinen Blog mit auf. Dazu habe ich die separate Rubrik „Leser Stories“ eröffnet.
Deine Geschichte wird erwartet
Aufgerufen sind alle, die etwas zu Ihrer Schwerhörigkeit, der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte zu erzählen haben.
Gleichermaßen spreche ich hiermit auch Eltern an, entsprechende Geschichten Ihrer Kinder zu erzählen.
Neben Textbeiträgen freue ich mich auch über Audio- und Videobeiträge.
Idealerweise wendest Du dich per Email an mich frank@nuesken.us Selbstverständlich kannst Du mir auch schreiben oder mich anrufen. Meine Daten und Telefon Nummer stehen im Blog im Impressum.
Als Schwerhöriger hast Du sicher Deine eigene, ganz spezielle
Frank Nüsken
Geschichte. Ich glaube jeder Betroffene hat da etwas zu berichten, was auch andere interessiert.
Deine Geschichte interessiert mich. Ich bin mir sicher, dass es viele andere Leser auch interessiert, wie es Dir ergangen ist. Wie wurdest Du schwerhörig, wie hat es angefangen, wie hast du es zum ersten Mal bemerkt? Wie hat sich Deine Schwerhörigkeit entwickelt? Oder, bist Du von Geburt an hör geschädigt oder gar taub? Berichte darüber.
Ich glaube da gibt es hunderte Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.
Deine ganz persönliche Geschichte der Taubheit oder Schwerhörigkeit würde ich gerne in meinem Blog veröffentlichen. Dir stehen dazu alle Deine Möglichkeiten und Vorlieben für Medien und die Erzählform offen.
Du kannst Deine Geschichte aufschreiben
Du kannst mir auch eine Tonaufnahme Deiner Geschichte zusenden
Oder Du drehst ein Video in dem Du Deine Geschichte erzählst.
Selbstverständlich kannst Du auch verschiedene Medien mischen.
Bei Text und Tondateien würde ich mich auch über ein Bild von Dir freuen, dass dann mit im Blog bei Deiner Geschichte veröffentlicht werden kann. Bei Videos gehe ich davon aus, bewegte Bilder von Dir zu sehen.
Deine Geschichte wird erwartet
Schön wäre es, wenn Du mir mitteilst, ob Dein Name öffentlich genannt werden soll oder nicht. Ich richte mich selbstverständlich danach.
Bilder beleben jede Geschichte, auch Deine. Wenn Du Bilder hast, die veröffentlicht werden dürfen, schicke Sie mit – am besten alles per Email.
So wie Du es möchtest, so werde ich es in meinen Blog aufnehmen.
Ausnahme:
Es ist mir ein Anliegen, mit meinem Blog Mut zu machen. Sicher weiß ich, dass es auch Erlebnisse über Fehlleistungen einzelner Personen oder Institutionen gibt. Deshalb bitte ich Dich, in diesem Zusammenhang keine konkreten Namen zu nennen. Im Zweifel können wir dazu telefonieren.
Dieses Foto von Stuttgart wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt
Seit Anfang 1985 arbeite ich in Stuttgart. Da hatte ich in den sechziger Jahren schon einmal gearbeitet –ich kenne mich dort aus.
Jetzt also wieder. Dieses Mal wurde ich von meinem Arbeitgeber hierhin versetzt. Mein Zuständigkeitsbereich ist nun ganz Deutschland. Mehr reisen, mehr Autobahn, aber bei geschlossenem Seitenfenster. Somit ist es ruhig im Fahrzeug. Das Rauchen hatte ich im November 1984 aufgegeben. (siehe „Rauchen im Nichtraucherfahrzeug“) Die Ruhe ist ein Segen für mein linkes Ohr.
Telefon mit Hörverstärker
Am neuen Arbeitsplatz wird mir ein Telefon mit Hörverstärker angeboten. Diese Möglichkeit nehme ich gerne wahr.
Inzwischen hat meine Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr das Stadium erreicht, in dem ich – selbst mit Hörverstärker – links nicht mehr gut telefonieren kann. Es entstehen Missverständnisse. Also muss ich etwas in meinen Gewohnheiten verändern.
Die meisten Rechtshänder halten den Telefonhörer mit der linken Hand ans linke Ohr und machen sich mit der rechten Hand Notizen. Das habe ich bis dahin auch gemacht. Es ist einfach praktisch.
Leidensgenossen kennen das natürlich. Da ich nun links aber nur noch schlecht verstehe, halte ich mit der linken Hand den Hörer ans rechte Ohr. Dabei bedarf es eines gewissen Trainings, damit der linke Arm nicht vor dem Gesicht im Weg ist.
Ich kann noch gut folgen
Normalen Gesprächen – so von Mensch zu Mensch – kann ich noch gut folgen und kann mitreden. Beruflich muss ich jetzt mehr und mehr Seminare und Veranstaltungen leiten. Dazu gehört außer der Fähigkeit zu sprechen auch gutes Hören. Ich komme in diesen Situationen mit meinem Gehör noch relativ gut zurecht. Mein rechtes Ohr schafft da noch ganz gut den Ausgleich.
Schwerhörigkeit stabilisiert sich
Meine Schwerhörigkeit im linken Ohr scheint sich zu stabilisieren – in einem für mich erträglichen Rahmen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht schlechter wird. Als Optimist gehe ich davon aus, dass das so bleibt. Vielleicht sind Optimisten naiv.
Einige Jahre kann ich gut weiterarbeiten. Es interessiert mich, was Pessimisten zu diesem Zeitpunkt erwarten.
Wohnort im Saarland 1988
Schwerhörig im Saarland
Ich mache mich selbständig, als Seminarleiter und Personaltrainer. Meine Schwerpunkte sind Unternehmens- bzw. Bereichsentwicklung sowie Training im Kommunikations- und Verhaltensbereich. Außerdem authentische Rhetorik. Alles erfordert gutes Hören. Die meisten Teilnehmer verstehe ich gut, sie geben sich in diesem Themenfeld ja auch besondere Mühe.
Bei den wenigen Teilnehmern, die zu leise sprechen oder undeutlich nuscheln, frage ich nach – wenn nötig auch mehrfach. In diesem Themenbereich „Sprechen und Kommunikation“ bin ich als Trainer ja geradezu genötigt, den Leisen und den Nuschler darauf hinzuweisen, dass an der Sprache und Aussprache gearbeitet werden muss.
Schwerhörigkeit als Trainingsmethode
Somit funktioniert die Arbeit in diesem Bereich recht gut. Ich kann es mir erlauben, darauf hinzuweisen, nicht sehr gut zu hören (was gelinde gesagt untertrieben ist), dass aber jeder im Beruf so deutlich sprechen muss, dass auch ein schlecht hörender Mensch versteht, was gesagt wird. Manche Teilnehmer interpretieren das lediglich als Trainingsmethode, um undeutlich sprechende Mitmenschen dazu zu bewegen, deutlich zu sprechen. Mir soll das recht sein.
Oft stelle ich die Frage „ warum sprechen wir überhaupt?“ Die richtige Antwort kann nur sein „damit mich andere Menschen verstehen und begreifen können was ich sage.“
Alles andere ist „in den Wind gesprochen.“
Verstehen wird schwerer
In den neunziger Jahren übernehme ich für Automobil Fabrikate die Konzeption und Umsetzung zur Einführung neuer Automobile am Markt. Dazu müssen vorrangig die Händler und deren Verkäufer geschult werden. In diesen Veranstaltungen, in großen Gruppen, nehme ich verstärkt Schwierigkeiten beim Hören wahr. In Pausen, wenn alle herumstehen, Kaffee trinken und in Brötchen beißen, verstehe ich immer weniger.
Dialekte verstehen
Im Rahmen meiner Tätigkeit komme ich durch den gesamten deutschen Sprachraum. Bisher hatte ich mir eingebildet, alle deutschen Dialekte zu verstehen. Doch Veranstaltungen in manchen Regionen bringen mich jetzt an Grenzen. Inzwischen habe ich große Probleme, Ostsachsen und Menschen aus der Steiermark zu verstehen – und leider auch einige meiner Nachbarn.
Von 1972 bis 1985 hatte ich eine Tätigkeit mit regelmäßigen Fahrten zwischen den Städten München, Augsburg, Ulm und Ravensburg. Wöchentlich fuhr ich diese Städte an – dazu hatte ich einen Dienstwagen zur Verfügung. In diesen Fahrzeugen galt striktes Rauchverbot. Das hatte auch seinen logischen Grund. Wöchentlich fuhr ich fast tausend Kilometer. Mit ungefähr 10.000 Kilometern wurde das von mir genutzte Fahrzeug verkauft und ich erhielt einen neuen Wagen. Ein nach Rauch riechendes Auto im einen Alter von nur wenigen Monaten, lässt sich kaum verkaufen.
Das Dumme an dieser Sache war die Tatsache, dass ich ein leidenschaftlicher Raucher war. Schon direkt zum Frühstückskaffee rauchte ich meine erste Zigarette und die letzte dann abends kurz vor dem Zähneputzen. So kamen im Laufe des Tages schon bis zu achtzig Zigaretten zusammen.
Wenn ich dann täglich so circa 2 Stunden und mehr im Auto verbrachte, hielt ich es damals für eine Zumutung, in dieser Zeit nicht rauchen zu dürfen. Deshalb erfand ich einen Ausweg, der vermutlich mit dafür verantwortlich war, dass mein Gehör sich verschlechterte – vor allem mein linkes Ohr.
Rauchen mit geöffnetem Fenster
Ich rauchte trotz Verbot im Nichtraucherfahrzeug. Das jedoch nur während der Fahrten auf der Autobahn – ich hatte bei meinen Fahrten je nach Ziel bis zu 90 % Autobahnanteile.
Das Fenster auf der Fahrerseite, also das linke Seitenfenster öffnete ich immer so etwa fünf Zentimeter. So entstand während der Fahrt ein Sog nach außen. Die Asche der Zigarette klopfte ich vorsichtig in den Aschenbecher. Die Kippe warf ich dann immer elegant aus dem Autofenster – das würde ich heute natürlich nicht mehr machen. Vor jeder Ankunft am Zielort, nahm ich den Aschenbecher aus der Halterung und kippte die lose Asche heraus, anschießend blies ich den Aschenbecher noch aus.
Diese Methode hat während all der Jahre funktioniert. An meinem Heimatarbeitsplatz Augsburg gab ich das Fahrzeug regelmäßig ab zum Tanken und zum Waschen. Es hat niemals jemand bemerkt, dass ich geraucht hatte. Selbst mein Chef – ein fanatischer Nichtraucher – hatte einmal kurzfristig mein Fahrzeug benutzt. Er hat nichts bemerkt. Somit war ich meiner Sache immer sicherer.
Schwerhörig durch Lärm
Nun kann sich jeder Autofahrer vorstellen, welcher Lärm entsteht, wenn während der Fahrt auf der Autobahn, das Fenster ein wenig geöffnet ist. Die Hauptlärmquelle war direkt neben meinem linken Ohr.
Dauerlärmbelästigung schädigt das Gehör. Ich denke, dass ich das
schwerhörig durch rauchen
damals intellektuell auch schon erfasst haben könnte – vermutlich habe ich diese Erkenntnis aber gekonnt verdrängt.
Neben anderen Ursachen meiner Schwerhörigkeit, war mein unvernünftiges Verhalten damals sicher stark mitverantwortlich für die Entwicklung meiner Schwerhörigkeit am linken Ohr.
Seit November 1984 rauche ich nicht mehr – aber manchmal träume ich noch vom Rauchen.
Nun trage ich seit fast drei Wochen mein Cochlea Gerät und nehme meine Umwelt wahr.
Es hat sich etwas verändert. Die Welt ist für mich lauter geworden – langsam aber stetig.
Neue Geräusche
Bewusst wurde es mir, als ich beim Schreiben das Klappern der Tastatur deutlicher hörte.
die Welt wird lauter
Morgens, ja besonders morgens höre ich Geräusche lauter als abends. Morgens höre ich inzwischen die Küchenuhr. Es ist ein Klacken jede Sekunde, klack, klack usw. Das hatte ich früher nie gehört, auch nicht mit zwei Hörgeräten.
Ich wohne auf dem Lande, da ist es ruhig denken Viele. Traktoren auf den Feldern der gegenüberliegenden Seite des Dorfes und auch Erntemaschinen höre ich. Bagger auf dem Friedhof in der Nähe und LKW`s aus der Dorfmitte.
Sprache verstehe ich noch wenig
Sprache verstehe ich jedoch bisher nur wenig, ohne mein Hörgerät am rechten Ohr. Sprache übe ich täglich. Oft mehrfach. Immer noch habe ich kein Ohrstück um mein rechtes Ohr zu verschließen. Das wäre einfacher als mit den Schaumstoffstöpseln. Die allein genügen nicht. Ich muss immer noch mit einem Finger zusätzlich das rechte Ohr zudrücken, um Hören ausschließlich mit meinem Naida CI zu üben.
Aber – auch hier gibt es Verbesserungen. Sie sind viel langsamer aber sie sind da.
Hörtraining
Beim Spazierengehen mit Frau und Hund nehme ich mein Hörgerät rechts weg und glaube dadurch mein Hirn mehr auf der Cochlea Seite zu trainieren. Denn das habe ich aus dem Hörtraining behalten „Das Gehirn nimmt immer den bequemeren Weg“. Ohne Hörgerät rechts ist es für das rechte Ohr nicht mehr so bequem und ich hoffe dass das CI und damit mein linker Hörnerv stärker gefordert wird.
Com Pilot
Seit einigen Jahren habe ich zum Hören beim Fernsehen bereits den Com Pilot von Phonak. Da mein Naida CI mit Phonak Technologie kompatibel ist, kann ich es auch für die Übertragung auf mein Naida verwenden. Also benutze ich es auch fürs Hörtraining. Das kann ich völlig unabhängig ohne sonstigen Trainer machen.
Talkshow als Hörtraining
Kürzlich habe ich mir eine ganze Talkshow auf diese Weise „angehört.“ Dazu stelle ich den normalen Ton am Fernsehgerät ab und nehme außerdem mein Hörgerät rechts vom Ohr.
Ausschließlich über mein Cochlea Implantat kann ich jetzt den Fernsehton hören. Da erlebe ich verschiedene Stimmen und manchmal auch schon Stimmungen und versuche zu begreifen, worum es eigentlich geht. Es ist sehr viel Geduld bei diesem Training erforderlich. Aber hin und wieder verstehe ich ein Wort, manchmal halbe Sätze und je nach Sprecher auch schon mal einen ganzen Satz. Je länger ich das übe, desto mehr verstehe ich.
Leider hört sich immer noch alles sehr leise und blechern an. Stimmen kann ich kaum unterscheiden. Da fällt es mir schwer, mir vorzustellen, später einmal Sprache und Stimmen normal hören zu können. „Du bist ja erst am Anfang“ hör ich dann meine Frau sagen. Da hat sie sicher recht. Ich hatte mir vorgenommen, nicht ungeduldig zu werden.
Autogeräusche
Beim Autofahren musste ich kürzlich feststellen, dass das Innengeräusch doch lauter ist, als ich bisher dachte. Außerdem schlug der Scheibenwischer recht hart auf – nach meinem Empfinden jedenfalls.
Musik aus dem Nebenzimmer höre ich inzwischen, noch nicht so, dass ich sie erkenne aber ich höre sie.
Richtung hören
Doch noch etwas ist völlig neu. Ich bilde mir ein zu hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. So ganz sicher bin ich mir dabei noch nicht. Aber das wächst.