Tag Eins mit dem Naida CI
Fünf Wochen nach der CI Operation
Heute bin ich im CIC Homburg (Cochlea Implantat Centrum, ein Bereich der HNO Klinik am Universitätsklinikum in Homburg). Fünf Wochen nach der Operation bekomme jetzt mein Naida CI Q70 Gerät. Nun darf ich zum ersten Mal Töne damit wahrnehmen.
Technische Vorarbeiten
Es beginnt mit dem Zusammenbau des Gerätes und der anschließenden Justierung. Ich gebe ja schon immer darauf Acht, dass die technische Entwicklung mein Vorstellungsvermögen nicht überholt. Es bleibt wohl ein permanenter Wettlauf zwischen der Entwicklung und mir. Was ich damit sagen will: offenbar lässt sich nach Anbringung meines neuen Gerätes am Kopf, und einer speziellen Verbindung mit einem PC, am Computer feststellen, wie weit mein Hörnerv bzw. das Bündel davon, bereit ist, mit dem Naida (so heißt mein neues Bauteil am Kopf) zusammen zu arbeiten. Entsprechend kann dann eine Anpassung vorgenommen werden.
Für mich ist es sehr erhebend, plötzlich deutlich zu spüren, auf der linken Seite Töne bzw. Geräusche wahrzunehmen. Das allein ist schon mal ein toller Schritt.
Erstes Hörtraining
Nach diversen Einstellungen erfolgt ein erstes Hörtraining. Das scheint mir die eigentliche Herausforderung zu sein.
Von vielen Seiten wurde und werde ich ermahnt, Geduld haben zu müssen, mein Hörnerv braucht Zeit um wieder differenziert zu arbeiten. Diese Geduld bringe ich auf – der Nerv offenbar auch.
Es beginnt damit, kurze und lange Töne zu erkennen und zu benennen. Das mag banal klingen, aber für die ersten Wahrnehmungen auf meiner linken Seite ist das durchaus etwas Neues. Eine Steigerung des gerade Gelernten sind dann Töne in unterschiedlicher Höhe, gefolgt von jeweils zwei aufeinander folgenden Tönen, die ich in ihrer Tonhöhe unterscheiden bzw. zuordnen muss. Das klappt auch. Offenbar ist mein Hörnerv, der Linke, zur Zusammenarbeit bereit – ich bin es auch. Zusammenarbeit habe ich schon immer geschätzt.
Um nicht zu langweilen, viele möchten wissen, wie hört sich das denn nun an, wenn die ersten Töne über ein Cochlea Implantat gehört werden. Ich kann das selbstverständlich nur für mich persönlich beantworten.
Blechdosentelefon
Als Kinder haben wir Telefone gebastelt. Dazu benötigten wir eine Schnur, die an jedem Ende durch Knoten an alten Blechdosen befestigt wurde. In der Regel nahmen wir alte leere Konservendosen die wir irgendwo fanden – an einem Ende vielleicht eine eher flache Fischdose und am anderen Ende eine Einliter Konservendose in der vermutlich mal Erbsen konserviert waren. Da ich den Fischgeruch schon als Kind nicht mochte, habe ich Fischdosen immer abgelehnt. In die Dosen hatten wir mit einem spitzen Gegenstand und einem Stein, der als Hammer diente, Löcher geschlagen und durch diese Löcher dann die Schnur gezogen. Ein Dicker Konten auf beiden Seiten des Lochs sorgt dabei für Halt und die notwendige enge Verbindung zwischen Schnur und Dose. Je länger die Schnur war, die wir auftreiben konnten, desto größer wurde der Abstand zwischen uns Freunden. Ganz ideal war die Situation, wenn wir uns mit unseren Stimmen nicht mehr hören konnten. Die Schnur musste gespannt sein. Mein Spielkamerad sprach in die Fischdose und er ich heilt meine Erbsendose ans Ohr. So stellen wir eine „Telefonverbindung“ her.
Ich hoffe nicht, dass durch dieses Kinderspiel die Grundlagen meiner Schwerhörigkeit gelegt wurden. Aber wenn Ihr Euch dieses Spiel akustisch vorstellen könnt, kommt das dem ersten Hören mit meinem Cochlea Implantat sehr nahe.
Ein weiterer Vergleich, der mir zum ersten Hörerlebnis einfällt: Stell Dir ein Metallrohr in möglichst großer Länge vor – zehn Meter oder mehr. An einem Ende spricht oder ruft jemand hinein. An das andere Ende hältst Du Dein Ohr. Wie ich schon oben angedeutet habe. Es ist erhebend.
Zahlen hören – Zahlen raten
Um diesen Tag noch abzurunden – das Hörtraining geht noch weiter. Es versteht sich von selbst, beim Hörtraining muss das noch hörende Ohr verschlossen werden. Hören von Sprache ist etwas ganz anderes als das Hören von Geräuschen. Sprache ist bedeutend anspruchsvoller. Ich kann heute mit dem CI Sprache nur sehr sehr leise hören und noch schlechter verstehen.
Mir werden Zahlen, die ich gleichzeitig ablesen kann, vorgelesen. Diese Zahlen sollen verstanden werden. Anschließend werden diese Zahlen in willkürlicher Reihenfolge vorgelesen und ich darf sie erkennen und aussprechen. Das gelingt weitgehend, mit der Geduld meiner Trainerin und auch mit meinem Willen, wieder hören zu lernen.
Ich werde über die am ersten Tag erzielten Fortschritt gelobt. Das tut mit gut, ich hoffe auf mehr – Fortschritt und Lob.
Alle geben sich sehr viel Mühe mit mir. Danke!
Hallo Frank,
das hört sich für mich sehr gut an. Freue mich sehr dass es Erfolge gibt. Ich drücke dir fest die Daumen, dass es für dich bald wieder normal sein wird auf dieser Seite zu hören. Bleib geduldig.
Liebe Grüße Heike
Ja Frank, Mensch, das ist ja Spitze! Mit soviel Erfolg gleich am 1. Tag habe ich wahrlich nicht gerechnet. Ich freue mich für Dich und hoffe auf weitere tolle Hörerfolge.
Gruß Ehrhard.
Hi Frank,
es ist schon beeindruckend, mit welcher Technik wir heute die Physis des Menschen unterstützen können. Bis zu Deiner OP habe ich so etwas nicht gekannt. Ich wünsche Dir Geduld und erfreuliche Ergebnisse. Frag‘ mich bitte, wenn ich Dir nochmal etwas vorlesen darf, allerdings auch schon mal abseits der mir vorliegenden Sätze, damit auch der Spaß nicht zu kurz kommt 😉
Viele Grüße vom Campus
Hallo ,mein Mann Jürgen wurde am 13.August erfolgreich operiert.Heute am 18.August entlassen erster Termin am 7.September.Mit Spannung erwartet .Grüße Stefanie Faul
Hallo Frau und Herr Faul, ich wünsche einen raschen Erfolg!
Gerne würde ich die Geschichte der Hörschädigung hier veröffentlichen. Vielleicht haben Sie Lust dazu??