Hör-Karriere im Beruf

Hör-Karriere im Beruf

Stuttgart 1985

Dieses Foto von Stuttgart wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt

Seit Anfang 1985 arbeite ich in Stuttgart. Da hatte ich in den sechziger Jahren schon einmal gearbeitet –ich kenne mich dort aus.

Jetzt also wieder. Dieses Mal wurde ich von meinem Arbeitgeber hierhin versetzt. Mein Zuständigkeitsbereich ist nun ganz Deutschland. Mehr reisen, mehr Autobahn, aber bei geschlossenem Seitenfenster. Somit ist es ruhig im Fahrzeug. Das Rauchen hatte ich im November 1984 aufgegeben. (siehe „Rauchen im Nichtraucherfahrzeug“) Die Ruhe ist ein Segen für mein linkes Ohr.

Telefon mit Hörverstärker

Am neuen Arbeitsplatz wird mir ein Telefon mit Hörverstärker angeboten. Diese Möglichkeit nehme ich gerne wahr.
Inzwischen hat meine Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr das Stadium erreicht, in dem ich – selbst mit Hörverstärker – links nicht mehr gut telefonieren kann. Es entstehen Missverständnisse. Also muss ich etwas in meinen Gewohnheiten verändern.

Die meisten Rechtshänder halten den Telefonhörer mit der linken Hand ans linke Ohr und machen sich mit der rechten Hand Notizen. Das habe ich bis dahin auch gemacht. Es ist einfach praktisch.

Leidensgenossen kennen das natürlich. Da ich nun links aber nur noch schlecht verstehe, halte ich mit der linken Hand den Hörer ans rechte Ohr. Dabei bedarf es eines gewissen Trainings, damit der linke Arm nicht vor dem Gesicht im Weg ist.

Ich kann noch gut folgen

Normalen Gesprächen – so von Mensch zu Mensch – kann ich noch gut folgen und kann mitreden. Beruflich muss ich jetzt mehr und mehr Seminare und Veranstaltungen leiten. Dazu gehört außer der Fähigkeit zu sprechen auch gutes Hören. Ich komme in diesen Situationen mit meinem Gehör noch relativ gut zurecht. Mein rechtes Ohr schafft da noch ganz gut den Ausgleich.

Schwerhörigkeit stabilisiert sich

Meine Schwerhörigkeit im linken Ohr scheint sich zu stabilisieren – in einem für mich erträglichen Rahmen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht schlechter wird. Als Optimist gehe ich davon aus, dass das so bleibt. Vielleicht sind Optimisten naiv.
Einige Jahre kann ich gut weiterarbeiten. Es interessiert mich, was Pessimisten zu diesem Zeitpunkt erwarten.

Wohnort im Saarland 1988

Schwerhörig im Saarland
Schwerhörig im Saarland

Ich mache mich selbständig, als Seminarleiter und Personaltrainer. Meine Schwerpunkte sind Unternehmens- bzw. Bereichsentwicklung sowie Training im Kommunikations- und Verhaltensbereich. Außerdem authentische Rhetorik. Alles erfordert gutes Hören. Die meisten Teilnehmer verstehe ich gut, sie geben sich in diesem Themenfeld ja auch besondere Mühe.

Bei den wenigen Teilnehmern, die zu leise sprechen oder undeutlich nuscheln, frage ich nach – wenn nötig auch mehrfach. In diesem Themenbereich „Sprechen und Kommunikation“ bin ich als Trainer ja geradezu genötigt, den Leisen und den Nuschler darauf hinzuweisen, dass an der Sprache und Aussprache gearbeitet werden muss.

Schwerhörigkeit als Trainingsmethode

Somit funktioniert die Arbeit in diesem Bereich recht gut. Ich kann es mir erlauben, darauf hinzuweisen, nicht sehr gut zu hören (was gelinde gesagt untertrieben ist), dass aber jeder im Beruf so deutlich sprechen muss, dass auch ein schlecht hörender Mensch versteht, was gesagt wird. Manche Teilnehmer interpretieren das lediglich als Trainingsmethode, um undeutlich sprechende Mitmenschen dazu zu bewegen, deutlich zu sprechen. Mir soll das recht sein.

Oft stelle ich die Frage „ warum sprechen wir überhaupt?“ Die richtige Antwort kann nur sein „damit mich andere Menschen verstehen und begreifen können was ich sage.“

Alles andere ist „in den Wind gesprochen.“

Verstehen wird schwerer

In den neunziger Jahren übernehme ich für Automobil Fabrikate die Konzeption und Umsetzung zur Einführung neuer Automobile am Markt. Dazu müssen vorrangig die Händler und deren Verkäufer geschult werden. In diesen Veranstaltungen, in großen Gruppen, nehme ich verstärkt Schwierigkeiten beim Hören wahr. In Pausen, wenn alle herumstehen, Kaffee trinken und in Brötchen beißen, verstehe ich immer weniger.

Dialekte verstehen

Im Rahmen meiner Tätigkeit  komme ich durch den gesamten deutschen Sprachraum. Bisher hatte ich mir eingebildet, alle deutschen Dialekte zu verstehen. Doch Veranstaltungen in manchen Regionen bringen mich jetzt an Grenzen. Inzwischen habe ich große Probleme, Ostsachsen und Menschen aus der Steiermark zu verstehen – und leider auch einige meiner Nachbarn.

Ich versuche mich so durchzumogeln.

Siehe auch:
Schwerhörig 1974
Augsburg 1977 – Nasenscheidewand
Ulm 1982 – Apollinris
Rauchen im Nichtraucherfahrzeug

Übersicht aller Beiträge

 

 

2 Gedanken zu „Hör-Karriere im Beruf“

  1. Hallo Frank,
    die Darstellung Deines Blogs auf dem Smartphone hat sich verändert. Es ist übersichtlicher geworden und man kann einfacher navigieren. Alles in Allem gut 🙂
    Der jüngste Beitrag erscheint mir leider etwas „holprig“, Wie dem auch sei, ich freue mich auf Deinen nächsten Blog-Eintrag.
    Bis dahin alles Gute, Frank.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert