Gothic Sound

Gothic Sound

Gotische Bauwerke

Wer schon einmal eine gotische Kathedrale besucht hat wird sofort verstehen, was ich meine. Und wer schon einmal in einem solchen Dom einen Reiseführer oder einen Priester sprechen hörte, versteht erst recht, worauf ich hinaus will. Es hallt ungemein und Sprache ist sehr schlecht zu verstehen.

Es gab mal eine Zeit, in der ich mich mit gotischen Bauten – meist Sakralbauten – beschäftigt hatte. Durch die enorme Höhe der gotischen Kirchen und die relativ großen Fensterflächen, sind in diesen Gebäuden Hall und Echo stärker als in Kirchenbauten anderer Epochen. Das war zu dieser Zeit durchaus ein gewollter Effekt.

CI Anpassung und Hektik

Mitte Dezember 2015, heute erhalte ich für mein Naida CI eine neue Anpassung. Jetzt, heute will ich einen besonders großen Schritt (Fortschritt) tun, um meine Hör- und Verstehfähigkeit weiter zu entwickeln. „Übermut tut selten gut“ lautet ein deutsches Sprichwort.

Ein Tag der mit Hektik beginnt, lässt sich nicht plötzlich zur Anpassungs Situation umschalten. Eine Situation, die ein gewisses Maß an Entspannung und Gelassenheit erfordert. Zu Hause fahre ich schon zu spät los und unterwegs gibt es dann alle Hindernisse, die ich sonst gelassen hinnehme. Gerade noch rechtzeitig komme ich zum vorgeschalteten Hörtest in der HNO Klinik. Dieser Hörtest fällt nach meinem persönlichen Urteil schlecht aus. Frequenzbereiche, in denen ich mit meiner CI Seite in der Vergangenheit gute Werte erzielt hatte, sind heute plötzlich schlechter. Während des Hörtests heute protestiert auch mein Tinnitus besonders heftig. „Hab ich jetzt auch schon links, auf meiner Cochlea Implantat Seite einen Tinnitus?“

Etwas frustriert eile ich ins andere Gebäude zur Anpassung. Dort lasse ich „dir Schleusen weiter öffnen“ – also lauter stellen. Die tiefen Frequenzen nachstellen. Ermahnungen lasse ich nicht gelten.

Ich schätze die große Erfahrung und Qualifikation der Personen sehr, die die Anpassungen bisher vorgenommen haben sehr. (siehe dazu http://horch.nuesken.eu/anpassung )

Mehrfach antworte ich auf die Frage, „ist das wirklich gut so“ mit „ja“ oder „ist diese Einstellung besser“ mit „Hm?“ Letztlich wird nach meinem momentanen Empfinden eingestellt – wonach auch sonst, könnte jemand fragen. Leider ist aber meine momentane Situation mit den Spätfolgen der Hektik beschäftigt. „Ich mache alles, wie Sie es wünschen“ höre ich noch. „Ja, ja, ok“ ist meine Antwort dazu.

Weihnachts-Wander-Wochenende 

Weihnachts Wandern
Weihnachts Wandern

Drei Tage später – mit unserem Freundeskreis planen wir jährlich ein Wanderwochenende kurz vor Weihnachten. In diesem Jahr waren wir mit der Planung an der Reihe. (lies auch dazu: http://horch.nuesken.eu/einsam-unter-freunden ) Mir war es wichtig, vor diesem Wochenende noch die Anpassung meines CI erhalten zu haben.

Doch genau in diesen Tagen stelle ich fest, „ich höre viel und verstehe wenig“. Ganz besonders in der Restaurant Situation, dann wenn viele Menschen sprechen. Da hilft auch der von mir bisher hoch gelobte Ultra Zoom nichts mehr – im Gegenteil er verschlechtert noch das Verstehen.

Es ist der Hall, der alles überlagert und ein Verstehen gewaltig verschlechtert.

Ulmer Münster

Ulmer Münster Bild: magellannet
Ulmer Münster
Bild: magellannet

Wenn ich nichts mehr verstehe, habe ich Zeit für anderes – so fällt mir spontan das Ulmer Münster ein, ein großartiger Gotik Bau, den ich während meiner Ulmer Zeit öfter von innen erlebt hatte. Das Ulmer Münster hat übrigens mit 161 Metern den höchsten Kirchturm der Welt. Jeden, der mich in Ulm besucht hatte, habe ich in diesen Dom geführt. Ich weiß also wie eine Stimme in diesem Gebäude klingt. Da entsteht in meinem Kopf der Begriff „Gothic Sound“. So klingen für mich jetzt plötzlich alle, die ich sprechen höre – im Restaurant und etwas abgeschwächt auch während unserer Wanderungen.

Kommentare

„Du hörst ja jetzt noch schlechter, als früher“ so oder so ähnlich lauten dann auch die freundlichen Kommentare meiner Freunde. Obwohl mir inzwischen die Ursache klar ist, ärgere ich mich über diese Kommentare. Denn nur ich weiß, dass ich mit dem linken Ohr früher gar nichts gehört habe und dass ich heute sehr viel höre und schon relativ viel an Sprache verstehe – nur eben jetzt gerade nicht.

Zum Glück ist eine Korrektur leicht möglich, jedoch erst nach Weihnachten.
Ein klein wenig haftet den romantischen Vorstellungen von Weihnachten ja auch ein Hauch von Gotik an.

Lest dazu passend auch:

Anpassung
Ultra Zoom (der Letzte Whisky)
Einsam unter Freunden

 

 

 

 

 

 

Mal sehen was geht

Mal sehen was geht

Facebook Grupen

Vielen Menschen mit Hörschädigungen geht es bedeutend schlechter als mir. Das ist meine Wahrnehmung aus verschiedenen Facebook Gruppen zum Thema „Schwerhörigkeit“.  Negative Botschaften werden öfter nieder geschrieben und dringen grundsätzlich eher durch als gute Nachrichten. Das ist nicht nur in sozialen Netzwerken so.

Immer öfter fallen mir Beiträge auf, die bei mir den Eindruck erwecken, „da schreiben Menschen aus einer tiefen Verzweiflung oder Resignation heraus über sich bzw. ihre Hör- oder sonstige Situation“. Wenn ich das lese, beschäftigt mich das meist eine Zeit lang. Manchmal denke ich darüber nach, ob oder wie ich, zumindest mit einer Antwort auf diese „Facebook Posts“ reagieren kann. Doch während ich darüber nachdenke, treffen auf Facebook reihenweise gute Ratschläge von anderen Leuten ein – von solchen, die schneller denken und schreiben als ich.

Sabine Niese

 

Sabine Niese
Sabine Niese

In dieser Woche konnte ich zum wiederholten Mal bei Stern TV die einundvierzig jährige Sabine Niese als Gast erleben. Obwohl sie seit über sieben Jahren an der unheilbaren Krankheit ALS leidet und seit geraumer Zeit nur noch im Rollstuhl lebt, versprüht Sabine Niese eine Lebensfreude wie kaum ein gesunder Mensch. Wer sich dafür interessiert, kann sich  über diesen Link selbst ein Bild verschaffen.

Allein die von ihr aufgestellte „Löffelliste“ eine Liste all der Dinge, die sie noch erleben möchte, bevor sie „den Löffel abgibt“, finde ich bewundernswert.

Auffallend ist an Sabine Niese, wie sie vor allem positiv nach vorne schaut. „Was geht noch“ scheint ihr wichtiger zu sein, als „Was kann ich alles nicht mehr“.

Mehr als ein halb volles oder halb leeres Glas

Dahinter steckt mehr als die oft zitierte Banalität vom halb vollen oder halb leeren Glas.

Es ist auch mehr als von Optimisten und Pessimisten zu sprechen.  Es geht um eine grundsätzliche Lebenseinstellung.

Wir Menschen machen uns Vorstellungen, zu uns selbst, zu Situationen und Ereignissen.

Sich ein Bild machen

Das geschieht blitzschnell in Bildern und Emotionen. Bevor wir mit unserem Verstand einen Eindruck prüfen können, haben wir bereits passende Bilder zum Vergleich abgerufen und reagieren emotional. „Sich ein Bild machen“ ist eine dazu passende Redewendung.

Bilder erzeugen Vorstellungen im Kopf und umgekehrt.

Welche Bilder und Vorstellungen wir entwickeln, hängt vermutlich von unserer Lebenserfahrung und unseren Prägungen ab.

Es gibt eine grundsätzliche Erkenntnis: „Vorstellungen sind stärker als der Wille“.

Das bedeutet: Wir folgen in unserem Handeln unseren Bildern (und Emotionen) und nicht unserem Willen.

Hast Du schon mal einen Parkplatz gesucht?

Welches Bild entsteht jetzt bei Dir?

Stelle Dir Deine Stadt, Dein Parkhaus oder Deine konkrete Situation vor.

Frankfurt am Main
Frankfurt am Main

Da gibt es einen, wir nennen ihn Horst: „Oh,“ denkt Horst, „ in Horst-Stadt finde ich nie einen Parkplatz, ich suche lieber gleich außerhalb der Innenstadt.“ Da kurvt Horst dann so lange herum, bis er irgendwo in einer weit entfernten Nebenstraße einen Platz findet. Horst fühlt sich in seinem Handeln bestätigt – erst recht dann, wenn er zu Fuß endlich im Zentrum ankommt und die Verkehrssituation sieht. „Ist doch gut, außerhalb geparkt zu haben,“ denkt er zufrieden.

Heidi behauptet dagegen: „ich fahre immer bis zu genau der Stelle, an die ich will, direkt in die Innenstadt von HeidiCity. Immer wenn ich komme, fährt gerade dort jemand weg.“  Zu einem gewissen Prozentsatz all Ihrer Fahrten bewahrheitet sich diese Denkweise auch. Somit wird Heidi in ihrer Vorgehensweise auch bestätigt. Die „paar mal“ in denen das nicht klappt, kann Heidi locker verdrängen.

Horst versucht es erst gar nicht in die Innenstadt zu fahren. Er wird auch niemals einen Parkplatz in der Innenstadt finden – solange er es nicht versucht. Und – sollte er es jemals doch versuchen, wird er keinen Parkplatz finden. Seine Überzeugung ist, keinen Platz zu finden, also wird er sich unbewusst bei der Suche genau so verhalten, dass er in seiner Überzeugung bestätigt bleibt. „Siehst du, ich habe es doch gewusst.“

Heidi bleibt in ihrer Handlungsweise immer für die Situation offen. „Mal sehen, was geht.“ Sie wird Überraschungen erleben, aber eben auch viele positive Überraschungen.

Der Parkplatz steht hier logischerweise nur als Sinnbild für alle möglichen Handlungsweisen.

 Euch allen wünsche ich ein gute Zeit und immer einen Parkplatz!

 

Links zu Sabine Niese

http://www.stern.de/tv/nervenkrankheit-amyotrophe-lateralsklerose–als—wie-geht-es-sabine-niese–6593332.html

http://www.chancezumleben-als.de

Bogotá, Dezember 2001

Bogotá, Dezember 2001

historischer Platz in Bogotá
historischer Platz in Bogotá

Schwerhörigkeit beeinträchtigt Arbeitsqualität

In dem Bewusstsein, zunehmend schwerhöriger zu werden, ist mir klar, auch mit einer Beeinträchtigung meiner Arbeitsqualität rechnen zu müssen. Gerade meine Tätigkeit als frei beruflicher Trainer und Seminarleiter erfordert nicht nur gut vorbereitet zu sprechen, sondern auch sehr gut zu hören, zu verstehen, was meine Teilnehmer sagen.

Diese Situation veranlasst mich, mich mehr und mehr nach Alternativen umzusehen.

Rinderwahn – Alternative

So bin ich schnell überzeugt, als ein Kollege, mit dem ich schon einige Jahre im Seminargeschäft zusammenarbeite, mir über seine Pläne und bereits begonnenen Vorbereitungen für ein Export- und Importunternehmen erzählt.

Deutschland beschäftigt sich gerade mit dem Rinderwahn, wir befinden uns in der BSE Krise. Der Verkauf von Rindfleisch geht stark zurück. Am Fleischmarkt in Deutschland besteht der Bedarf nach gutem unverfälschtem Rindfleisch. Kolumbien bietet hierfür viele Voraussetzungen. Und so hat der Kollege bereits auch in Bogotha, Kolumbien eine Gesellschaft gegründet.

Für mich bieten sich verschiedene Möglichkeiten, meine Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen.

Vorweihnachten in Bogotá
Vorweihnachten in Bogotá

Bogotá

So kommt es dazu, im Dezember 2001 mit ihm und zwei weitern Herren, einem Herrn aus Panama, der als Übersetzer dient und einem Herrn aus der Fleischbranche,  nach Bogotá zu fliegen. Bogotá liegt auf etwa 2500 m Höhe in den Anden.

Blick auf Bogotá
Blick auf Bogotá

Rinder in Kolumbien

Ich schreibe hier ja keinen Reise- und Erlebnisbereicht sondern zur Entwicklung meiner Schwerhörigkeit. Aber soviel doch hier zu den Rindern in Kolumbien: Pro Rind stehen im Schnitt ca. 1,7 Hektar Weidefläche zur Verfügung. Die Rinder leben das ganze Jahr über im Freien und kennen keinen Stall. Sie fressen ausschließlich das Gras der Weiden in den Tiefebenen am Magdalena Strom. Fleischkenner schmecken das sofort.

Schwindel und mehr

Im Rahmen dieses Aufenthaltes in Bogotha stand auch ein Besuch bei einem Fleisch Zerlegebetrieb auf dem Programm. Meine Aufgabe war es, die einzelnen Zerlege Schritte eines Rindes zu fotografieren.

Mein Drehschwindel (siehe dazu meinen Beitrag Morbus Meniere ) aus dem Jahr 2000 war längst vergessen. Aber während dieses Vorgangs merkte ich einen Anflug von Schwindel und Übelkeit.

Die ungewohnte Höhe und das Klima, vielleicht aber auch das viele Fleisch können der Auslöser sein – ich weiß es nicht. Schnell lege ich die Kamera weg und gehe ins Freie.

"Fleisch Mafia"
„Fleisch Mafia“

 

Draußen erlebe ich dreierlei Wahrnehmungen, erstens, mein Schwindelanflug verschwindet langsam, zweitens, ich verspüre Knackgeräusche im Ohr – in welchem ist unklar und drittens kann von frischer Luft keine Rede sein. Bogotá liegt zwar hoch in den Anden, ist aber eine Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern und einer ebenso gefühlten hohen Zahl von Autos. Die Atemluft erinnert an Deutschland vor der Einführung des Katalysators – nur um ein Vielfaches verstärkt. Katalysatoren scheinen hier unbekannt.

Dennoch geht es mir schlagartig wieder gut. Irgendetwas ist in den Ohren geschehen. Schnell eile ich zurück zu meinem Foto Job, den ich dann auch zu Ende bringe.

Besser hören in Bogotá

Die anschließenden Gespräche in den Büroräumen verstehe ich besser. Ich scheine besser zu hören. Spielt da die Höhe in den Anden eine Rolle?  Auch einige Tage später hält diese Situation weiter an. Während eines Gesprächs beim Rinderzüchter Verband des Landes verstehe ich nicht nur die Übersetzung von unserem Mitreisenden Luis recht gut, selbst das Spanisch des Verbandsvorsitzenden glaube ich dem Sinn nach zu begreifen. Schnell wird klar, dass er viel spricht aber nichts sagen will.

Mit meinem Gehör bin ich plötzlich zufrieden.

Leider wieder vorbei

Leider geht diese Reise sehr schnell wieder zu Ende. Schon im Flugzeug merke ich die erneute Veränderung in den Ohren. Wieder in Deutschland angekommen, ist alles wieder wie zuvor. Ich höre schlecht und verstehe noch schlechter.

Eine Auswanderung nach Kolumbien steht dennoch nicht zur Diskussion.

Siehe auch:
Cartagena de Indias 2004