Dresden 2004

Dresden 2004


Dresden – Dieses Foto von Dresden wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt

Nach langer Zeit

In Dresden war ich viele Jahre nicht mehr gewesen. Zuletzt war ich hier Anfang der Neunziger Jahre. Damals lag die Frauenkirche noch in Schutt. Vom gegenüberliegenden Hotel aus konnte ich den Steinhaufen betrachten und fand ihn sehenswert.

Jetzt, im Dezember 2004 bin ich also wieder hier. Die Stadt hat sich sehr verändert in den letzten zehn Jahren.

Training und Hörfähigkeit

Wegen meiner schlechten Hörfähigkeit mache ich nur noch wenig Trainings und Seminare. Nun bin ich für ein europäisches Automobilfabrikat unterwegs. Im Automobilbereich herrscht das Thema Schnellservice im Kundendienst vor und erfreut sich großer Diskussionen in Fachzeitschriften. Meine Aufgabe lautet, das Personal für den neu eingerichteten Schnellservice nach den Richtlinien des Fabrikates zu schulen und am Arbeitsplatz zu trainieren. Training am Arbeitsplatz ist eine tolle Sache. Hier beobachtet der Trainer den Echtbetrieb und gibt den entsprechenden Mitarbeitern anschließend ein Feedback. Früher habe ich ein solches Training mit Kamera und Mikrophon durchgeführt. Hier in Dresden mache ich mir nur Notizen – mehr ist nicht vorgesehen.
Beim Schnellservice geht der Kunde ohne Voranmeldung direkt in diesen Werkstattbereich, erklärt dem Mitarbeiter sein Anliegen, der schreibt dann einen Schnellauftrag und führt danach auch gleich die entsprechende Arbeit aus. Solch ein Training findet hier logischerweise in einem separat abgeteilten Werkstattbereich statt. Wer sich schon einmal in Autowerkstätten aufgehalten hat, der weiß, hier herrscht Hall. Sprache schallt von Betonwänden und der hohen Decke zurück. Kaum ideal für Schwerhörige. Für mich ist es der Hörgau. Außerdem gibt es viele weitere Nebengeräusche. Die Hebebühne fährt hoch und wieder runter, die Reifenmontage macht viel Lärm. Der Kompressor schaltet sich an und wieder ab, das Anschlagen von Gewichten beim Auswuchten von Reifen und sonstige Kleinmaschinen behindern meine Fähigkeit, Sprache zu verstehen.

Meine Aufgabe besteht aber darin, sehr genau zuzuhören, was der Mitarbeiter sagt, was der Kunde fragt oder anmerkt, wie der Mitarbeiter darauf reagiert und wie gut er auch die vorzunehmende Arbeitsleistung verkauft. Nur aufgrund meiner langjährigen Erfahrung komme ich durch diese beiden Tage. Ich lasse die Mitarbeiter in der Nachbesprechung wiederholen, was der Kunde gesagt hat und wie er, der Mitarbeiter, damit umgegangen ist. Anschließend gebe ich meine Meinung dazu ab. Die eigentlichen Dialoge zuvor konnte ich nicht verstehen. Das entspricht  nicht meiner Vorstellung von dem, was ich hier tun will.

Weihnachtsmarkt und Frauenkirche in Dresden


Frauenkirche – Dieses Foto von Dresden wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt

Am Abend des ersten Tages schlendere ich durch das vorweihnachtliche Dresden. Es scheint, als sei überall in der Stadt Weihnachtsmarkt. Dresden ist nicht wiederzuerkennen. Nach etwas Suchen finde ich auch die Frauenkirche. Sie ist so gut wie wieder fertig gestellt, nur der Innenausbau ist noch nicht abgeschlossen. Es ist ein prächtiger Bau. Unweit der Kirche finden Ausgrabungen statt.

Mir schlägt meine Situation auf den Magen, ich gehe zurück ins Hotel. Wie überlebe ich den nächsten Tag in der Werkstatt mit meinem Gehör.

Wie lange noch Trainer

Doch am zweiten Tag kommt mir die Vorweihnachtszeit zur Hilfe. Es kommen im Laufe des Tages nur zwei Kunden in diesen Bereich. Damit kann ich umgehen. Ich nutze die Zeit, um viel eigene Erfahrung weiterzugeben und kann mich am Spätnachmittag endlich auf den Heimweg machen. Mit dem Auto dauert es einige Stunden zurück bis ins Saarland. Während der Fahrt grüble ich lange darüber nach, diese Art von Training aufzugeben. Bisher waren meine Auftraggeber zufrieden – aber ich bin es nicht mehr. Ich trage zwei Hörgeräte, sehr moderne Hörgeräte, mit vielen Einstellmöglichkeiten und einer Fernbedienung. In geschlossenen Räumen komme ich noch einigermaßen zurecht. Aber in einer Werkstatthalle verstehe ich kaum noch etwas.

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