Die Welt wird lauter

Die Welt wird lauter

Nun trage ich seit fast drei Wochen mein Cochlea Gerät und nehme meine Umwelt wahr.
Es hat sich etwas verändert. Die Welt ist für mich lauter geworden – langsam aber stetig.

Neue Geräusche

Bewusst wurde es mir, als ich beim Schreiben das Klappern der Tastatur deutlicher hörte.

die Welt wird lauter
die Welt wird lauter

Morgens, ja besonders morgens höre ich Geräusche lauter als abends. Morgens höre ich inzwischen die Küchenuhr. Es ist ein Klacken jede Sekunde, klack, klack usw.  Das hatte ich früher nie gehört, auch nicht mit zwei Hörgeräten.

Ich wohne auf dem Lande, da ist es ruhig denken Viele. Traktoren auf den Feldern der gegenüberliegenden Seite des Dorfes und auch Erntemaschinen höre ich. Bagger auf dem Friedhof in der Nähe und LKW`s aus der Dorfmitte.

Sprache verstehe ich noch wenig

Sprache verstehe ich jedoch bisher nur wenig, ohne mein Hörgerät am rechten Ohr. Sprache übe ich täglich. Oft mehrfach. Immer noch habe ich kein Ohrstück um mein rechtes Ohr zu verschließen. Das wäre einfacher als mit den Schaumstoffstöpseln. Die allein genügen nicht. Ich muss immer noch mit einem Finger zusätzlich das rechte Ohr zudrücken, um Hören ausschließlich mit meinem Naida CI zu üben.
Aber – auch hier gibt es Verbesserungen. Sie sind viel langsamer aber sie sind da.

Hörtraining

Beim Spazierengehen mit Frau und Hund nehme ich mein Hörgerät rechts weg und glaube dadurch mein Hirn mehr auf der Cochlea Seite zu trainieren. Denn das habe ich aus dem Hörtraining behalten „Das Gehirn nimmt immer den bequemeren Weg“. Ohne Hörgerät rechts ist es für das rechte Ohr nicht mehr so bequem und ich hoffe dass das CI und damit mein linker Hörnerv stärker gefordert wird.

Com Pilot

Seit einigen Jahren habe ich zum Hören beim Fernsehen bereits den Com Pilot von Phonak. Da mein Naida CI mit Phonak Technologie kompatibel ist, kann ich es auch für die Übertragung auf mein Naida verwenden. Also benutze ich es auch fürs Hörtraining. Das kann ich völlig unabhängig ohne sonstigen Trainer machen.

Talkshow als Hörtraining

Kürzlich habe ich mir eine ganze Talkshow auf diese Weise „angehört.“ Dazu stelle ich den normalen Ton am Fernsehgerät ab und nehme außerdem mein Hörgerät rechts vom Ohr.

Ausschließlich über mein Cochlea Implantat kann ich jetzt den Fernsehton hören. Da erlebe ich verschiedene Stimmen und manchmal auch schon Stimmungen und versuche zu begreifen, worum es eigentlich geht. Es ist sehr viel Geduld bei diesem Training erforderlich. Aber hin und wieder verstehe ich ein Wort, manchmal halbe Sätze und je nach Sprecher auch schon mal einen ganzen Satz. Je länger ich das übe, desto mehr verstehe ich.

Leider hört sich immer noch alles sehr leise und blechern an. Stimmen kann ich kaum unterscheiden. Da fällt es mir schwer, mir vorzustellen, später einmal Sprache und Stimmen normal hören zu können. „Du bist ja erst am Anfang“ hör ich dann meine Frau sagen. Da hat sie sicher recht. Ich hatte mir vorgenommen, nicht ungeduldig zu werden.

Autogeräusche 

Beim Autofahren musste ich kürzlich feststellen, dass das Innengeräusch doch lauter ist, als ich bisher dachte. Außerdem schlug der Scheibenwischer recht hart auf – nach meinem Empfinden jedenfalls.

Musik aus dem Nebenzimmer höre ich inzwischen, noch nicht so, dass ich sie erkenne aber ich höre sie.

Richtung hören

Doch noch etwas ist völlig neu.  Ich bilde mir ein zu hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. So ganz sicher bin ich mir dabei noch nicht. Aber das wächst.

Aktion HNO Kliniken

Aktion HNO Kliniken 

Letzte Woche hatte ich eine Email an HNO Kliniken in Deutschland geschickt. Ich hatte darum gebeten, ihre Patienten auf meinen Blog aufmerksam zu machen.

Daraufhin habe ich viele Rückmeldungen erhalten. Vielen Dank dafür. Hier folgen einige davon:

Reaktionen

Reaktionen von HNO Kliniken - horch
Reaktionen von HNO Kliniken – horch

Sehr geehrter Herr Nüsken, 
vielen Dank für Ihre interessante Mail. Gern nehmen wir Ihre Seite als Link bei uns auf. Im Gegenzug freuen wir uns, wenn Sie auch unsere CI-Seite bei sich aufnehmen. Des Weiteren werden wir Ihre Seite auch unseren CI-Patienten sowie der CI-Gruppe empfehlen.
Mit freundlichem Gruß
U.B.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank auf die Hinweise zu Ihrem Blog.
Mit freundlichen Grüßen
F.P.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre Mail!. Das ist eine sehr schöne und nützliche Initiative. Sie können sehr gerne einen Link zu unserer Website herstellen. Ich werde meinen zuständigen Kollegen beauftragen, dies ebenfalls zu tun.
Viele Grüße M. J.

Sehr geehrter Herr Nüsken, toller Blog, werde ihn gerne Patienten weiterempfehlen, die vor CI Infobedarf haben. mfg  G. L.

Sehr geehrter Herr Nuesken,
das ist eine interessante Initiative. Wir werden die Information an unsere Patienten weiterleiten. Sie können gerne einen Link zu unserer Internetseite einrichten.
Mit freundlichen Grüßen
C. O.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre Nachfrage. Gerne haben wir Ihren liebevoll gemachten Blog mit den vielen guten und sinnvollen Tipps auf unserer Homepage aufgenommen und würden uns freuen, wenn Sie Ihrerseits eine Verlinkung auf unseren CI-Bereich vornehmen könnten. Viele Grüße und viel Erfolg mit dem „neuen Hören“ wünscht M.S.

Guten Tag Herr Nüsken
Besten Dank für die interessanten Informationen. Gerne können Sie mich über Neuerungen bei Ihrem Blog informieren.
Beste Grüße K. B.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
ich danke für Ihre Mail und stimme sehr gerne einer Verknüpfung zur Internetseite der Klinik zu.
Mit freundlichen Grüßen B. S.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
Gerne können wir auf Ihren Block aufmerksam machen, da es bestimmt für unsere Patienten ein Vorteil wäre, eine individuelle Meinung eines CI-Patienten zu lesen, wenn sie vor der Entscheidung einer OP stehen. 
Vielen Dank für Engagement und freundliche Grüße
N. W.

Lieber Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre Mail – ich halte einen solchen Blog für ein wertvolles Informationsmittel für andere Betroffene und gebe Ihre Information gern im Hause weiter und cc an unsere Marketingabteilung zur evtl. Verlinkung.
Mit freundlichen Grüßen. A.M.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre informative Email, wir bringen Sie gerne bei unseren Patienten ins Gespräch,
Ihnen alles Gute,
J.W.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
danke für Ihre interessante Nachricht, die ich unserem Neurobiologen ebenfalls zukommen lasse. Es ist sicher für Betroffene interessant, von einem Leidensgenossen Erfahrungen berichtet zu bekommen, die für die jeweiligen Personen von hohem Wert sein können.
Mit freundlichen Grüßen
P.R.I.

Lieber Herr Nüsken,
das ist sicher sehr gut, eine Kommunikationsplattform zu diesem mir auch sehr wichtigen Thema einzurichten. Ganz herzliche Grüße
P. M.

Sehr geehrter Herr Nüsken, 
herzlichen Dank für Ihr Engagement.
Ihre gemeinsame Erlebniswelt, das aufeinander zu gehen nimmt wahrscheinlich viele Ängste vor einer „Kopfoperation“. Damit kann wahrscheinlich vielen Menschen ein Tor geöffnet werden, für das sie bislang keinen Schlüssel haben. 
Heutzutage gibt es nahezu immer eine technische Lösung, an der sozialen auditorischen Kommunikation teil zu haben.
Viel Erfolg bei Ihrem Blog, herzliche Grüsse, S. M.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihr Engagement und Ihr Angebot.
Gerne komme ich aber darauf zurück, mich selbst zu informieren und Ihr Angebot weiterzuempfehlen.
Mit freundlichen Grüßen, H.J.V

Sehr geehrter Herr Nüsken,
ich finde die Idee eines Blogs sehr unterstützenswert und bin sicher, dass Sie viele interessierte Leser finden werden.
Mit freundlichen Grüßen, E.DM

Sehr geehrter Herr Nüsken,
besten Dank für die Information. Und schön zu lesen, dass es Ihnen gut geht. Ich habe Ihre Mail an unser CI-Team als Ansprechpartner weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen und alles Gute,  S. L.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
In unserem Haus bin ich für die CI-Patienten zuständig. Ich habe ein bisschen in Ihrem Blog gestöbert und finde ihn für zukünftige CI-Patienten sehr interessant.
Ich werde zukünftige Patienten auf Ihre Seite aufmerksam machen.
Mit freundlichen Grüßen, S.B.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihr Engagement und Ihr Angebot.
Gerne komme ich darauf zurück, mich selbst zu informieren und Ihr Angebot weiterzuempfehlen.
Mit freundlichen Grüßen, HJ.V.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre eMail an unser Cochlea Implantat Zentrum. Wir freuen uns sehr über Ihren interessanten Blog und haben die Adresse bereits an einige unserer Patienten und bereits versorgten CI-Träger weitergegeben. Eine zusätzliche Informationsquelle ist für Betroffene – vor allem vor der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung – sehr hilfreich.
Wir bedanken uns auch für das Angebot der gegenseitigen Verlinkung, werden dieses unserer Marketing-Abteilung weiterleiten und uns diesbezüglich bei Ihnen melden.
Mit freundlichen Grüßen, O. N.

Sehr geehrter Herr Nuesken,
vielen Dank für Ihre Mails. Gerne nehmen wir Ihren Link auf, sobald unsere neue Website fertig ist. Freuen würden wir uns dann auch über einen Link von  Ihrer Website zu unserer.
Mit freundlichen Grüßen, U. J.

Lieber Herr Nüsken,
Ihr Blog ist sehr gut und trifft die Dinge, die schwerhörige Patienten und CI Träger beschäftigen. Machen sie weiter! Klasse!
Herzliche Grüße, Ihr J. M.

Sehr geehrter Herr Nüsken,
vielen Dank für Ihre  E-Mail. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Rückmeldung. 
Ihre Homepage und Ihr Blog sind sehr interessante Erfahrungsberichte für alle Betroffene. Wir werden die Informationen gerne an unsere Patienten weitergeben.
Alles Gute für Sie. H
erzliche Grüße  i.A. M.R.

Vielen Dank für die vielen freundlichen Kommentare.
Frank Nüsken

Tag Zwei und mehr mit dem AB Naida CI

Siehe auch: Tag 1 mit dem Naida CI

Tag zwei und danach mit dem AB Naida CI

Tag Zwei

Heute beginne ich mit einem Hörtest. Da ich zunächst davon ausgehe mit meinem neuen „AB Naida“ noch nicht wirklich hören zu können, verstehe ich noch nicht was da getestet werden soll. Doch die Dame, die den Test durchführt, klärt mich dazu auf. Die Töne, die ich bereits höre, haben noch nicht mit dem Verstehen von Sprache zu tun. Töne kann ich bereits hören – und wenn ich das richtig verstanden habe, auch schon recht ordentlich. Ich kann nichts Besonderes bei mir feststellen, aber die Hörtesterin ist völlig aus dem Häuschen, sie kann es kaum fassen, wie gut das CI bereits funktioniert – oder besser gesagt, wie gut mein Hörnerv bereits zur Zusammenarbeit bereit ist. Wenn das so ist, muss mein Hirn jetzt auch noch mitspielen.

Frank Hörtest am 08.07.2015
Frank Hörtest am 08.07.2015

Die beiden höchsten Töne wurden bewusst noch nicht so stark eingestellt (siehe Testergebnis).

 

 

Anpassung

Anschließend wird mein neues Gerät wieder der Entwicklung meines Hörnervs angepasst. Banal gesagt könnte ich es „lauter stellen“ nennen, doch es ist bedeutend komplexer. Hier geht es  um eine Feinabstimmung in allen technisch möglichen Frequenzbereichen. Bei diesem Vorgang begreife ich, dass es tatsächlich einen Fortschritt innerhalb von einem Tag gegeben hat.

Hörtraining

Steinohr - Bildquelle Dieter Schütz / Pixelio
Steinohr – Bildquelle Dieter Schütz / Pixelio

Anschließend gehe ich zum Hörtraining. Mein noch hörendes rechtes Ohr wird mit dem Ziel verstopft, nur noch über die neue Hörtechnik zu hören. Wir beginnen mit Tieren – ich habe zunächst Probleme. Doch langsam verstehe ich einzelne Tiernamen die ich gleichzeitig auf meinem Blatt Papier mitlesen kann. Wie schon zum Tag Eins berichtet, höre ich eine weit entfernte blecherne Computerstimme sprechen.

Heiteres Beruferaten „Rübenheber“

Wir machen weiter mit Berufen. Vokale verstehe ich anfangs besser als Konsonanten – diese Situation kenne ich ja nun schon seit Jahren – mehrsilbige sind leichter als einsilbige Wörter zu verstehen. Da entstehen beim Hörvorgang im Gehirn ganz neue Berufe: „Rübenheber“ ist z.B. ein so neu geschaffener Beruf. Fliesenleger stand auf dem Papier.

Tag Drei

Das geht nun heute, am Dritten Tag so weiter, Gerät anpassen und Hörtraining. Von Mal zu mal stelle ich winzig kleine Fortschritte im Hör-Verstehen bei mir fest. Ebenso wächst in mir die Gewissheit „da benötige ich noch verdammt viel Geduld“.

Wieder zu Hause

Hier übe ich nun täglich gemeinsam mit meiner Frau und merke wie schwankend die Hörergebnisse bei mir sind.

Als erstes lasse ich bei meinem Hörgeräteakustiker Abdrücke meiner Ohren bzw. Gehörgänge anfertigen. Daraus sollen Ohrstücke hergestellt werden.

Links, um das Naida Gerät bei Bedarf zusätzlich zu befestigen – zur Begründung wurde mir im CIC von einem Patienten erzählt, der sein Gerät zwei Stunden in der Brombeerhecke gesucht hatte.

Rechts, als Verschluss für mein noch hörendes Ohr, eine sogenannte Vertäubung. Das benötige ich zum Üben. Die Ohrenstöpsel aus Schaumstoff reichen nicht aus, da muss ich schon sehr stark mit einem Finger zudrücken, um wirklich nichts mehr mit diesem Ohr zu hören. Das strengt zusätzlich an und tut auf Dauer auch noch weh.

Hier übe ich nun täglich zwei Mal je ca. 15 Minuten. Dann merke ich, dass es erst mal wieder genug ist.

Tag eins mit dem Naida CI

Tag Eins mit dem Naida CI

Fünf Wochen nach der CI Operation

Heute bin ich im CIC Homburg (Cochlea Implantat Centrum, ein Bereich der HNO Klinik am Universitätsklinikum in Homburg). Fünf Wochen nach der Operation bekomme jetzt mein Naida CI Q70 Gerät. Nun darf ich zum ersten Mal Töne damit wahrnehmen.

Technische Vorarbeiten

Naida Koffer-Erstausstattung
Naida Koffer-Erstausstattung

Es beginnt mit dem Zusammenbau des Gerätes und der anschließenden Justierung. Ich gebe ja schon immer darauf Acht, dass die technische Entwicklung mein Vorstellungsvermögen nicht überholt. Es bleibt wohl ein permanenter Wettlauf zwischen der Entwicklung und mir. Was ich damit sagen will: offenbar lässt sich nach Anbringung meines neuen Gerätes am Kopf, und einer speziellen Verbindung mit einem PC, am Computer feststellen, wie weit mein Hörnerv bzw. das Bündel davon, bereit ist, mit dem Naida (so heißt mein neues Bauteil am Kopf) zusammen zu arbeiten. Entsprechend kann dann eine Anpassung vorgenommen werden.

Für mich ist es sehr erhebend, plötzlich deutlich zu spüren, auf der linken Seite Töne bzw. Geräusche wahrzunehmen. Das allein ist schon mal ein toller Schritt.

Erstes Hörtraining

Nach diversen Einstellungen erfolgt ein erstes Hörtraining. Das scheint mir die eigentliche Herausforderung zu sein.

Von vielen Seiten wurde und werde ich ermahnt, Geduld haben zu müssen, mein Hörnerv braucht Zeit um wieder differenziert zu arbeiten. Diese Geduld bringe ich auf – der Nerv offenbar auch.

Es beginnt damit, kurze und lange Töne zu erkennen und zu benennen. Das mag banal klingen, aber für die ersten Wahrnehmungen auf meiner linken Seite ist das durchaus etwas Neues. Eine Steigerung des gerade Gelernten sind dann Töne in unterschiedlicher Höhe, gefolgt von jeweils zwei aufeinander folgenden Tönen, die ich in ihrer Tonhöhe unterscheiden bzw. zuordnen muss. Das klappt auch. Offenbar ist mein Hörnerv, der Linke, zur Zusammenarbeit bereit – ich bin es auch. Zusammenarbeit habe ich schon immer geschätzt.

Um nicht zu langweilen, viele möchten wissen, wie hört sich das denn nun an, wenn die ersten Töne über ein Cochlea Implantat gehört werden. Ich kann das selbstverständlich nur für mich persönlich beantworten.

Blechdosentelefon

Als Kinder haben wir Telefone gebastelt. Dazu benötigten wir eine Schnur, die an jedem Ende durch Knoten an alten Blechdosen befestigt wurde. In der Regel nahmen wir alte leere Konservendosen die wir irgendwo fanden – an einem Ende vielleicht eine eher flache Fischdose und am anderen Ende eine Einliter Konservendose in der vermutlich mal Erbsen konserviert waren. Da ich den Fischgeruch schon als Kind nicht mochte, habe ich Fischdosen immer abgelehnt. In die Dosen hatten wir mit einem spitzen Gegenstand und einem Stein, der als Hammer diente, Löcher geschlagen und durch diese Löcher dann die Schnur gezogen. Ein Dicker Konten auf beiden Seiten des Lochs sorgt dabei für Halt und die notwendige enge Verbindung zwischen Schnur und Dose. Je länger die Schnur war, die wir auftreiben konnten, desto größer wurde der Abstand zwischen uns Freunden. Ganz ideal war die Situation, wenn wir uns mit unseren Stimmen nicht mehr hören konnten. Die Schnur musste gespannt sein. Mein Spielkamerad sprach in die Fischdose und er ich heilt meine Erbsendose ans Ohr. So stellen wir eine „Telefonverbindung“ her.

Ich hoffe nicht, dass durch dieses Kinderspiel die Grundlagen meiner Schwerhörigkeit gelegt wurden. Aber wenn Ihr Euch dieses Spiel akustisch vorstellen könnt, kommt das dem ersten Hören mit meinem Cochlea Implantat sehr nahe.

Ein weiterer Vergleich, der mir zum ersten Hörerlebnis einfällt: Stell Dir ein Metallrohr in möglichst großer Länge vor – zehn Meter oder mehr. An einem Ende spricht oder ruft jemand hinein. An das andere Ende hältst Du Dein Ohr. Wie ich schon oben angedeutet habe. Es ist erhebend.

Zahlen hören – Zahlen raten

Frank als CI Träger
Frank als CI Träger

Um diesen Tag noch abzurunden – das Hörtraining geht noch weiter. Es versteht sich von selbst, beim Hörtraining muss das noch hörende Ohr verschlossen werden. Hören von Sprache ist etwas ganz anderes als das Hören von Geräuschen. Sprache ist bedeutend anspruchsvoller. Ich kann heute mit dem CI Sprache nur sehr sehr leise hören und noch schlechter verstehen.

Mir werden Zahlen, die ich gleichzeitig ablesen kann, vorgelesen. Diese Zahlen sollen verstanden werden. Anschließend werden diese Zahlen in willkürlicher Reihenfolge vorgelesen und ich darf sie erkennen und aussprechen. Das gelingt weitgehend, mit der Geduld meiner Trainerin und auch mit meinem Willen, wieder hören zu lernen.

Ich werde über die am ersten Tag erzielten Fortschritt gelobt. Das tut mit gut, ich hoffe auf mehr – Fortschritt und Lob.

Alle geben sich sehr viel Mühe mit mir. Danke!

Persönlichkeitsveränderung durch Schwerhörigkeit

Persönlichkeitsveränderung
Persönlichkeitsveränderung

Persönlichkeitsveränderung durch Schwerhörigkeit

Es geht ganz langsam, aber Du veränderst Dich, wenn Du schwerhörig bist. Du veränderst Deine Persönlichkeit.

Der Zusammenhang ist einfach und logisch. Je weniger Du hörst, desto weniger wirst Du verstehen. Wenn Du weniger verstehst, ergibt es ich zwangsläufig, dass Du Antworten oder Kommentare gibst, die nicht ganz auf das passen, was die anderen gesagt haben. Du liegst – gelinde gesagt – daneben. Und das hat Folgen.

Wie habe ich das erlebt?

Wie bin ich damit umgegangen und wie gehe ich noch damit um? Ich habe mich Schritt für Schritt – in kleinen dosierten Schritten – zurückgezogen. Von meinem Naturell her rede ich gern mit, bin manchmal ein Erklärer und führe gerne das Wort. Besonders gerne stelle ich Fragen. „Wer fragt der führt“ habe ich mal gelernt und auch sehr viel in Seminaren vermittelt. Es gehört zu meinem Wesen, viel zu fragen.

Wer fragt der führt

Schwerhörigkeit führt zu Einsamkeit  - wie allein auf dem Meer
Schwerhörigkeit führt zu Einsamkeit – wie allein auf dem Meer

Dummerweise ist es mir immer noch nicht ganz gelungen, das abzustellen. Ich habe es noch nicht ganz geschafft. Denn – wer fragt, erhält in der Regel auch Antworten. Nur, was fang ich mit Antworten an, die ich nicht verstehe? (Was fragst Du dann so blöd, wenn Du doch sowieso nichts verstehst?) Als Fragender gebe ich den Anstoß für ein Gespräch, ein Thema vor. Und dann merke ich, dass ich nicht mithalten kann, weil ich die Gesprächspartner nicht verstehe, bzw. missverstehe – interpretiere. Daraus entwickelt sich in der Regel ein kleines Chaos, für mich zumindest. Aus dem komme ich dann nur wieder heraus, wenn ich meine Beteiligung am Gespräch mit dem Satz beende „Entschuldigung, ich wollte mir abgewöhnen, Fragen zu stellen, weil ich die Antworten sowieso nicht verstehe.“

Bei der nächsten Gelegenheit, schaffe ich es, mich solange zurückzuhalten, bis ich glaube, doch etwas verstehen zu können oder mein Wunsch, auch mal wieder etwas ins Geschehen rücken zu wollen, so groß ist, dass ich meinen Hinderungsgrund kurzzeitig vergesse. Das Ergebnis ist immer wieder das Gleiche. Pech gehabt.

 

Im Beitrag „Einsam unter Freunden“ klingt das schon an. Ich ziehe mich mehr und mehr zurück und beschränke mich aufs Beobachten.

Wie schätzt Du einen Menschen ein, der in einer Runde sitzt und kein Wort außer, „kannst Du mir bitte mal den Salat reichen“, spricht? Desinteressiert, sehr ruhig, merkwürdig still, unbeholfen, Muffel oder vielleicht auch arrogant.

Meine Persönlichkeit änderte sich im gleichen Tempo, wie sich meine Schwerhörigkeit entwickelt hat.

Gerne unter Menschen – Menschen meiden

Ich liebe es unter Menschen zu sein – doch ich meide diese Situation mehr und mehr.

Ich ziehe mich zurück – ich bin dann nicht nur in der Situation „zurückgezogen, ich lebe dann auch mehr und mehr zurückgezogen.

einsam unter Freunden
einsam unter Freunden

Bei irgendwelchen Veranstaltungen stehen Menschen in Grüppchen herum und unterhalten sich – Small Talk – vor Beginn oder in Pausen. Wo stehe ich dann? Bin ich allein, stehe ich irgendwo am Rande, mit der Hoffnung, dass mich keiner anspricht. Bin ich gemeinsam mit meiner Frau, stehe ich höflich neben ihr, nicke freundlich, beteilige mich aber nicht. Wie das von anderen, die mich nicht näher kennen, interpretiert wird, vermute ich mal zumindest mit „unhöflich“.

Persönlichkeitsveränderung

Meine Persönlichkeit hat sich verändert. Ich bin menschenscheu geworden, unterhalte mich nicht mehr und meide Menschenansammlungen – verlerne angeregt mitzureden.  Im gleichen Maße reagiert meine Umwelt auch angemessen. Ich werde weniger angesprochen, weniger gefragt und fühle mich „geduldet“. Das schwächt zusätzlich mein Selbstbewusstsein.

Ich bin ein völlig anderer Mensch geworden, gemessen an der Zeit, in der ich noch normal gehört habe.

Mein Ziel habe ich ganz klar vor Augen. Ich will diese Entwicklung wieder rückgängig machen – mit einem Cochlea Implantat.

schwerhörig mit Tieren sprechen
schwerhörig mit Tieren sprechen

Mit unseren Hunden und Katzen spreche ich derzeit mehr als früher. Deren Antwort kann ich von den Augen ablesen. „Was laberst Du da wieder??“

Bald ist es soweit

Bald ist es soweit

Beginn am 07.07.

Franks Kopf - Haare nachgewachsen
Franks Kopf – Haare nachgewachsen

Am Dienstag, 07.07.2015 beginnt mein neues Hören mit dem Cochlea Implantat. Das bedeutet konkret, die Naht der Operation ist weitgehend abgeheilt – nun kann das Gerät zum ersten Mal angesetzt werden. Ich bin sehr gespannt darauf.

Meinen Blog habe ich ja schließlich im Untertitel „mein Weg in die Schwerhörigkeit und zurück“ benannt. Jetzt muss sich das „ZURÜCK“ beweisen.

Wie auf dem Foto meines Hinterkopfes zu sehen, sind meine Haare inzwischen wieder gewachsen. Die Naht ist nicht mehr sichtbar.

Fragen

Wie werden sich die ersten Geräusche über dieses technische Hilfsmittel anhören? Funktioniert das überhaupt alles? Bisher konnte ich den Erfolg der Operation ja noch nicht wirklich wahrnehmen. Ist mein Hörnerv wirklich noch soweit in Ordnung, dass ich ihn mit Hilfe des Implantats und des Außengerätes nutzen kann? Ja doch – es wurde ja vorher alles getestet.

Trotz dieser Fragen bin ich sehr zuversichtlich – ich kann es kaum noch erwarten und möchte endlich diesen für mich neuen Prozess beginnen und mit dem Cochlea Implantat neu hören lernen. Im Vorfeld hatte ich bereits Gespräche mit zwei Damen, die ein solches Gerät tragen. Eine erst sehr kurze Zeit, die andere bereits seit Jahren. Beide Gespräche haben mich sehr unterstützt in meiner Entscheidung, diese Kopf OP bei mir durchführen zu lassen.

Mut machen

Auch ich möchte in Zukunft anderen Mut machen, diesen Schritt zu gehen. In wenigen Tagen kann ich das schon genauer ausdrücken.

Geburtstagsfeier

Gestern durfte ich mal wieder eine Geburtstagsfeier im Freundeskreis erleben. Wir saßen auf der Terrasse an mehreren aneinander gereihten Tischen. Mir fiel auf, dass ich einen Freund, der am weitesten von mir weg saß, teilweise verstehen konnte, jedoch die Menschen, die mit an meinem Tisch saßen verstand ich nicht. Diese Situation kennen vermutlich viele andere auch.

Persönlichkeitsveränderung

Im Hinblick auf mein Cochlea Gerät, welches ich in der kommenden Woche zu ersten Mal ans Ohr bekomme, bildete ich mir ein, schon ein wenig kecker in meinem Auftreten und in bruchstückhaften Unterhaltungen, zu sein. Vielleicht hat mir auch nur der Wein gut geschmeckt. Abwarten.

Facebook Gruppen

Mit Facebook Gruppen zu „Schwerhörigkeit, Cochlea und anderen verwandten Themen“ habe ich Kontakt aufgenommen. Überrascht war ich, umgehend kleine Erfahrungsberichte von Gruppenteilnehmern erhalten zu haben mit jeder Menge Zuspruch für mein Leben mit Cochlea. Danke dafür.