Blätterrauschen
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Herbst
Jetzt ist die Zeit der schönen Herbsttage. Ich liebe die Natur zu dieser Jahreszeit. Dicke weiße Wolken ziehen am blauen Herbsthimmel vorüber und sorgen manchmal für kurze Schattenzeiten. Die Temperatur liegt schon deutlich unter zwanzig Grad, aber es ist angenehm, zu gehen oder gar zu wandern.
Schon als Kind habe ich diese Stimmung geliebt. Ganz wesentlich zu dieser Herbststimmung tragen Laubbäume bei. Das Rauschen der Blätter im Herbstwind versetzt mich in eine schwer zu beschreibende Stimmung. Es ist eine Mischung aus vielerlei, sich zum Teil widersprechender Gefühle. Zum einen ist es Heimat und Wohlbefinden, Nestgefühl unter einem sich im Winde wiegenden Baum zu sitzen und das Rauschen in sich aufzunehmen.
Es ist aber auch Rückblick, Gedanken an zurückliegende Jahre und Bilder an vergleichbare Situationen unter blätterrauschenden Bäumen – in der Kindheit, in meiner Jugendzeit und in vielen anderen Situationen meines Lebens an unterschiedlichen Orten.
Stimmungen
Ein Bild kommt mir in Erinnerung. Ich sitze auf einer Bank unter Pappeln und Birken in Bad Buchau am Federsee. Dort habe ich einen schönen Teil meiner Jugend verbracht – in Oberschwaben. Hier in dieser einzigartigen Landschaft – Hochplateau mit großem Moorgebiet – gibt es immer viel Wind. Ich sehe mich dort, damals völlig entspannt, vor mich hin träumen. Meine Gedanken und Wünsche schweiften in die Ferne, in begehrenswerte Regionen unserer Erde und auch zu meiner ersten Liebe. Wehmut und Fernweh sind Gefühlsfetzen, die mich da unter den Bäumen streifen.
Heute
Heute sitze ich in meinem kleinen Büroraum, mit Blick in den Garten und in die sich im Wind bewegenden Bäume. Hin und wieder gehe ich hinaus unter die Bäume und lausche der Buche, dem Walnussbaum, den Ulmen und Birken.
Was höre ich?
Mit meinem rechten Ohr kann ich Blätterrauschen noch im vermeintlichen Originalgeräusch wahrnehmen. Immer wieder aber halte ich mir das rechte Ohr zu um mit meinem, seit zweieinhalb Monaten aktiven Cochlea Implantat links, zu hören. Auch damit kann ich das Rauschen der Blätter hören. Es ist aber noch leiser und es klingt derzeit wohl eher wie ein auf- und abschwellendes Knistern und Rascheln mit Papier oder Folie. Ich empfinde es eher als technisches oder elektronisches Geräusch. Doch ist es für auch jetzt schon ein angenehmes Knistern und Rascheln – vielleicht weil ich positive Gefühle damit verknüpfe. Zuvor habe ich links gar nichts gehört.
Menschen die schon länger ein Cochlea Implantat tragen haben mir berichtet, dass der normale Klang, das Volumen – in Sprache und in Geräuschen – mit der Zeit kommt. Auch jetzt schon habe ich manchmal den Eindruck oder die Einbildung, bereits auf dem Weg dahin zu sein. Da bin ich zuversichtlich.
Bäume rauschen unterschiedlich
Früher, so erinnere ich mich, konnte ich Unterschiede heraushören, ob der Wind in eine Buche, eine Birke oder in einen Nussbaum blies. Die Tonlage war unterschiedlich. Diese Differenzierung ist mir heute nicht möglich. Vielleicht kommt das wieder.
Die Sonne scheint durch das Blätterdach und zeichnet ein helles sonniges Muster, die Schatten werden von den Blättern geworfen. Wenn der Wind in die Bäume bläst, beginnt das Muster zu tanzen, zu wogen wie auf einem Meer. Mir gefällt das.
Bild
Herbstkind
Ich bin ein Herbstkind – zu dieser Jahreszeit wurde ich geboren. Astrologen bilden da Zusammenhänge zwischen der Jahreszeit der Geburt und den Vorlieben für Jahreszeiten und deren Witterung. So eng sehe ich das aber nicht.