Trainerwechsel
Hörtraining beendet
In der vergangenen Woche erlebte ich mein letztes Hörtraining. Am 02. Juni 2015 wurde mir das Cochlea Implantat eingesetzt. Nach ca. fünf Wochen Abheilzeit, am 09. Juli 2015 bekam ich meinen AB Naida Q70 Soundprozessor aufs Ohr und die erste Anpassung. Es sind also etwas mehr als drei Monate vergangen. Innerlich eingestellt hatte ich mich auf eine Lern- und Trainingsphase von etwa einem halben Jahr.
Intensive Zeit
Dieses letzte viertel Jahr war für mich eine sehr intensive Zeit. Etwa zwei Mal pro Woche war ich im Cochlea Implantat Centrum Saar zum Hörtraining und in gewissen Abständen auch zur Anpassung meines Soundprozessors. In noch größeren Abständen wurde in der HNO Klinik ein Hörtest meines „neuen“ linken Ohrs durchgeführt.
Mit Enthusiasmus bin ich gestartet und begeistert bin ich immer noch. Das neue Hören auf der linken Seite war schon zu Beginn die Bestätigung dafür, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aus der Wahrnehmung von unklaren Geräuschen wurde inzwischen ein gutes Sprachverstehen. Die Kurve des Hörtests ist jetzt eine fast wagerechte Linie auf hohem Niveau
Inzwischen kommt auch der Klang, das Volumen von Sprache, in kleinen Schritten auf meiner linken Hörseite an. Technisch betrachtet bin ich bereits optimal versorgt.
Frust
Frustration gab es auch, manchmal hatte ich den Eindruck, „ich höre gar nichts mehr richtig“. Rückblickend war es nur meine Ungeduld, ich hatte von mir mehr erwartet als möglich war. Erlebt hatte ich, dass andere Betroffene, Menschen mit einer nur einseitigen CI Versorgung und einem anderen tauben Ohr, schneller lernen als ich. Das ist aber verständlich, da sie ausschließlich auf das neue CI angewiesen sind.
Ich selbst dagegen befand und befinde mich in einer komfortablen Situation. Habe ich doch noch mein rechtes Ohr, mit dem ich überein Hörgerät noch recht ordentlich hören kann, wenn auch nicht mehr alle Frequenzen. Da zeigt der Hörtest einen schönen Bogen nach rechts unten.
Wehmut
Mein letztes Hörtraining hatte dann auch so einen Hauch von Wehmut. Seltsam, wie schnell die Gewöhnung erfolgt war. Das lag sicherlich vorwiegend an den Menschen, die mich und mein neues Hören intensiv und sehr individuell betreut und begleitet haben. „Das ist doch deren Job“ höre ich dann manchmal, wenn ich darüber erzähle. Ja, ja, das stimmt schon, aber es gibt eben Unterschiede, wie jemand seinen Job macht.
Kaffee und Wasser
Ich bin ein Kaffeetrinker, reagiere aber körperlich auf Kaffee. Wenn ich zum Kaffee jedoch ein Glas Wasser trinke, werden diese Reaktionen weitgehend verhindert. – Was das jetzt hier soll? Immer wenn ich zum Hörtraining oder zur Anpassung kam standen für mich ein Glas Wasser und eine Tasse Kaffee bereit.
Danke
Diese Geste wurde für mich zum Symbol, fast schon zum Synonym für eine Wertschätzung, die ich in dieser Zeit erfahren habe. Dafür bedanke ich mich hiermit.
Mein neuer Trainer ist meine Frau und das wirklich wahre Leben.
Und was kommt jetzt? – jetzt muss ich dringend mein Hörgerät rechts neu anpassen lassen, ich glaube ich höre rechts schlechter – vielleicht ist aber auch nur der Unterschied so groß geworden?