Bogotá, Dezember 2001
Schwerhörigkeit beeinträchtigt Arbeitsqualität
In dem Bewusstsein, zunehmend schwerhöriger zu werden, ist mir klar, auch mit einer Beeinträchtigung meiner Arbeitsqualität rechnen zu müssen. Gerade meine Tätigkeit als frei beruflicher Trainer und Seminarleiter erfordert nicht nur gut vorbereitet zu sprechen, sondern auch sehr gut zu hören, zu verstehen, was meine Teilnehmer sagen.
Diese Situation veranlasst mich, mich mehr und mehr nach Alternativen umzusehen.
Rinderwahn – Alternative
So bin ich schnell überzeugt, als ein Kollege, mit dem ich schon einige Jahre im Seminargeschäft zusammenarbeite, mir über seine Pläne und bereits begonnenen Vorbereitungen für ein Export- und Importunternehmen erzählt.
Deutschland beschäftigt sich gerade mit dem Rinderwahn, wir befinden uns in der BSE Krise. Der Verkauf von Rindfleisch geht stark zurück. Am Fleischmarkt in Deutschland besteht der Bedarf nach gutem unverfälschtem Rindfleisch. Kolumbien bietet hierfür viele Voraussetzungen. Und so hat der Kollege bereits auch in Bogotha, Kolumbien eine Gesellschaft gegründet.
Für mich bieten sich verschiedene Möglichkeiten, meine Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen.
Bogotá
So kommt es dazu, im Dezember 2001 mit ihm und zwei weitern Herren, einem Herrn aus Panama, der als Übersetzer dient und einem Herrn aus der Fleischbranche, nach Bogotá zu fliegen. Bogotá liegt auf etwa 2500 m Höhe in den Anden.
Rinder in Kolumbien
Ich schreibe hier ja keinen Reise- und Erlebnisbereicht sondern zur Entwicklung meiner Schwerhörigkeit. Aber soviel doch hier zu den Rindern in Kolumbien: Pro Rind stehen im Schnitt ca. 1,7 Hektar Weidefläche zur Verfügung. Die Rinder leben das ganze Jahr über im Freien und kennen keinen Stall. Sie fressen ausschließlich das Gras der Weiden in den Tiefebenen am Magdalena Strom. Fleischkenner schmecken das sofort.
Schwindel und mehr
Im Rahmen dieses Aufenthaltes in Bogotha stand auch ein Besuch bei einem Fleisch Zerlegebetrieb auf dem Programm. Meine Aufgabe war es, die einzelnen Zerlege Schritte eines Rindes zu fotografieren.
Mein Drehschwindel (siehe dazu meinen Beitrag Morbus Meniere ) aus dem Jahr 2000 war längst vergessen. Aber während dieses Vorgangs merkte ich einen Anflug von Schwindel und Übelkeit.
Die ungewohnte Höhe und das Klima, vielleicht aber auch das viele Fleisch können der Auslöser sein – ich weiß es nicht. Schnell lege ich die Kamera weg und gehe ins Freie.
Draußen erlebe ich dreierlei Wahrnehmungen, erstens, mein Schwindelanflug verschwindet langsam, zweitens, ich verspüre Knackgeräusche im Ohr – in welchem ist unklar und drittens kann von frischer Luft keine Rede sein. Bogotá liegt zwar hoch in den Anden, ist aber eine Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern und einer ebenso gefühlten hohen Zahl von Autos. Die Atemluft erinnert an Deutschland vor der Einführung des Katalysators – nur um ein Vielfaches verstärkt. Katalysatoren scheinen hier unbekannt.
Dennoch geht es mir schlagartig wieder gut. Irgendetwas ist in den Ohren geschehen. Schnell eile ich zurück zu meinem Foto Job, den ich dann auch zu Ende bringe.
Besser hören in Bogotá
Die anschließenden Gespräche in den Büroräumen verstehe ich besser. Ich scheine besser zu hören. Spielt da die Höhe in den Anden eine Rolle? Auch einige Tage später hält diese Situation weiter an. Während eines Gesprächs beim Rinderzüchter Verband des Landes verstehe ich nicht nur die Übersetzung von unserem Mitreisenden Luis recht gut, selbst das Spanisch des Verbandsvorsitzenden glaube ich dem Sinn nach zu begreifen. Schnell wird klar, dass er viel spricht aber nichts sagen will.
Mit meinem Gehör bin ich plötzlich zufrieden.
Leider wieder vorbei
Leider geht diese Reise sehr schnell wieder zu Ende. Schon im Flugzeug merke ich die erneute Veränderung in den Ohren. Wieder in Deutschland angekommen, ist alles wieder wie zuvor. Ich höre schlecht und verstehe noch schlechter.
Eine Auswanderung nach Kolumbien steht dennoch nicht zur Diskussion.
Siehe auch:
Cartagena de Indias 2004