Gedanken und Gespräche vor OP

Lies zuvor:  Vor der Implantation

Gedanken und Gespräche am Tag vor der OP

Heute am Montag, 01.06.2015 wurde ich im Krankenhaus aufgenommen. Die Prozedur des Eincheckens, mit Blutentnahme und EKG dauerte etwa 90 Minuten.

Morgen, am 02.06. wird mir das Cochlea Implantat operativ eingesetzt werden. Das ist eine Operation am Kopf. Es ist meine erste Operation überhaupt, meine erste Vollnarkose.

Internetzugang

096Ich bin zunächst allein im Zimmer und richte mich ein. Ganz wichtig ist mir ein Internetzugang. Den gibt es glücklicherweise als W-Lan. Da bin ich erst mal beschäftigt. W-Lan Verbindung einrichten, Reisetasche auspacken und Bad besichtigen. Da es mir wichtig ist, für diesen Blog direkt in der Klinik zu schreiben, steht das auch für mich an erster Stelle. Ich beschäftige mich nicht direkt mit mir selbst sondern indirekt durch schreiben.

 Neuer Mitbewohner

Das ändert sich mit dem Einzug eines Mitbewohners. Er hat zwei Tumore im Hals und sieht schlecht oder mitgenommen aus. Fritz, so nenne ich ihn hier, Fritz hat bereits Erfahrungen mit Operationen. Er wird ebenfalls morgen operiert, noch vor mir.

Fritz unterliegt starken Stimmungsschwankungen. Er freut sich, dass die beiden Tumore, die er lange nicht bemerkt hat, möglichst schnell entfernt werden. Andererseits plagen ihn Ängste. KREBS. Das ist doch immer noch eine Schreckensbotschaft. Der Arzt hat ihm Hoffnung gemacht, dass das gut zu operieren sei. Er und seine Mitarbeiter haben sich genau überlegt, wie sie vorgehen wollen. Zusätzlich soll er einen Behälter (Port) für dosierte Zufuhr von Chemotherapie Medikamenten implantiert bekommen. „Für mich ist es wichtig, dass ich etwas loswerde, was da nicht hingehört“, meint er „für Sie ist es umgekehrt sie bekommen etwas, was Sie nicht mehr haben.“ Das klingt sehr logisch. „Für Sie ist es lebenswichtig, dass Sie diese Tumore loswerden, restlos. Ich kann auch ohne Cochlea Implantat weiterleben.“ konkretisiere ich unser Gespräch.

Ängste

Nun merke ich, dass es andere Ängste gibt als einfach nur die vor einer Operation. Da gibt es Unterschiede. Fast komme ich mir vor, als lasse ich eine Luxusoperation an mir vornehmen. Das ist natürlich übertrieben, ich werde danach aller Voraussicht nach, wieder besser bis gut hören können. Fritz sieht den Vergleich auch nicht so krass wie ich es gerade ausdrücke.

 Vergangenheit und Zukunft

Wir essen gemeinsam zu Abend und sitzen uns am kleinen Tisch gegenüber. Fritz öffnet sich ein wenig. Er ist 58 Jahre alt,  Beamter.  Ich wollte nicht konkret nachfragen, wenn er schon so ausweichend berichtet. „Ich habe im Laufe meines Lebens in meinem Dienst genug geleistet, ich gehe nicht mehr arbeiten – wenn ich das hinter mir habe.“ Damit wirft er wohl in einem Satz einen Blick zurück und einen auch voraus in die Zukunft.

Wir sprechen über Enkel „schon für meinen Enkel muss ich weiterleben“ und über sein Urlaubsland. Seit vielen Jahren fährt er an einen Ort in Südosteuropa. „Ich habe da schon Freunde – Einheimische aber auch Deutsche.“

Wir sprechen also über Zukunft, eine Zukunft nach der Krebs Operation. Das sind doch Perspektiven.

 Aufschreiben

Später am Abend schaut jeder mit Kopfhörern bestückt in sein Fernsehgerät. Zwischendurch reden wir weinig. Dann teile ich ihm meine Gedanken mit. „Schreiben Sie doch heut noch alles auf, was Sie sich für die Zukunft noch vornehmen, was Sie alles noch in Ihrem Leben machen wollen. Das setzt sich in Ihrem Gehirn fest, es verankert sich. Ich glaube das es auch wirkt.“

Zimmer KHEr berichtete noch über seine Erfahrungen und der gefühlten Harmlosigkeit der Anästhesie „sie schlafen ganz schnell ein und wachen wieder auf, wenn alles vorbei ist.“ Das hat mich dann auch ruhig werden oder bleiben lassen, zumindest habe ich mir das eingebildet.

Er wir morgen früh mein Zimmer wieder verlassen, da er mehrere Tage im Beobachtungsraum untergebracht sein wird.

Später sehe ich, dass er sich länger etwas aufschreibt.

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