Wieder zu Hause

vorher: Nach der CI Operation

Wieder zu Hause

 Sonntag

Vor fünf Tagen wurde ich operiert. Seit zwei Tagen sitze ich nur noch kopf-pflasterherum, gehe spazieren, schreibe und unterhalte mich auf der Station. Seit zwei Tagen frage ich danach, „wann kann ich heim?“

Nicht dass ich mich langweile, ich habe hier immer irgend eine Beschäftigung. Aber es wird langsam unbequem – die Sitzhaltung, beim Schreiben, die Haltung beim abendlichen Fernsehen – der Bildschirm ist sehr klein und hat, wegen des alten Formates noch schwarze Streifen oben und unten, der große Chrombügel, der über das Bett ragt befindet sich auch noch im Blickfeld, und einiges mehr. Außerdem freue ich mich, bald wieder auf beiden Seiten schlafen zu können – bedingt durch die Operation war es notwendig, nur auf meiner rechten Seite, auf meinem rechten Ohr zu liegen.

Entlassung

Heute werde ich entlassen. Das erste Anzeichen dafür ist die Reinigungskraft. Sie kommt schon gegen acht Uhr und wischt meine Schrankteile und meinen Nachttisch aus. Auch mein Bett wird bereits neu bezogen und ist somit nicht mehr meins. Relativ früh kommt dann der Arzt und teilt mir mit, dass ich ab sofort entlassen bin.

Der Pfleger ruft mich nach kurzer Zeit und entfernt mir die Pflaster von Ohr und OP-Naht, reinigt mein Ohr und gibt mir vorsorglich ein Paar Pflaster mit. Ich werde aber kein Pflaster mehr anlegen – will Luft an die Naht lassen.
Jeder lobt die Naht, die ich selbst nur unter eignen Körper- und Halsverrenkungen sehen kann. „Das sieht aber gut aus.“ Höre ich vielfach, auch von Nichtfachleuten. Ich bin sehr zufrieden.

 Abschied

Mit meinem aktuellen Mitbewohner unterhalte ich mich noch bis ich abgeholt werde. Für mich ist es ein sehr gutes Gespräch, mein Eindruck ist, dass er dass auch so empfindet. Bisher hatten wir uns mit längeren Unterhaltungen zurückgehalten, nach seiner OP konnte und sollte er nur sehr wenig sprechen.

Seit ein Paar Tagen ist auch Fritz wieder auf der Station, ich hatte mich inzwischen ein paar Mal mit Ihm unterhalten. Von ihm verabschiede ich mich noch rasch.

Jetzt steht plötzlich meine Frau im Türrahmen. Wir benden unser Gespräch. Ich werde abgeholt. Schnell verabschiede ich mich noch vom anwesenden Personal. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Station habe ich als stets hilfsbereit, immer freundlich, und auch – soweit ich das einschätzen kann – kompetent erlebt. Der Abschied fällt fast ein bisschen schwer. Danke an alle!

Aber ich komme ja wieder – wenn es daran geht, hören neu zu lernen, sobald das Gerät angesetzt wird.

 kopf-ohne pflasterZuhause

Zuhause angekommen freue ich mich, wieder da zu sein, die Familie, die eigenen Räumlichkeiten, der Garten mit rauschenden Bäumen und allen unseren Tieren.

Als erstes lasse ich ein Foto von meinem Kopf, meiner Operationsnaht machen.

 Rückblick

Angst vor der Operation hatte ich nicht, aber Respekt. Trotz meines reifen Alters musste ich noch keine Operation und keine Vollnarkose über mich ergehen lassen. Darauf war ich fast ein wenig stolz. Vor Jahren hätte und hatte ich mich gestäubt, mich am Kopf operieren zu lassen. Ich ging davon aus, mir mit Hörgeräten helfen zu können. Doch das war eine Fehleinschätzung.

Wenn bestimmte Frequenzen nicht mehr gehört werden, dann gibt es nur noch wenige Lösungen. (Siehe dazu meinen Beitrag „Schrei nicht so“)

Jetzt, so schätze ich es ein, habe ich den schwerwiegendsten Schritt hinter mir, die Operation am Kopf. Das Implantat sitzt dort wo es sitzen soll – das kann ich selbst noch nicht wirklich einschätzen, aber ich gehe davon aus.

Heilungsprozess

Hin und wieder spüre ich leichte „Aktivitäten“ im Bereich meines linken Ohrs und darum herum. Mir fallen keine besseren Begriffe ein als Aktivitäten. Es zuckt manchmal, dann sticht es ein bisschen, dann zieht es wieder mal und auch der Druck fühlt sich anders an. Alle die Begriffe die ich nun doch gewählt habe, mehr noch die Vorstellungen die ich mit diesen Begriffen verbinde, müssten um jeweils 80 % abgemildert werden. Diese Wahrnehmungen führe ich auf den fortschreitenden Heilungsprozess zurück.

Mir geht es sehr gut.

In ca. einer Woche werden die Fäden gezogen.

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