Archiv der Kategorie: Leben mit Cochlea Implantat

Wie lebe ich mit dem Cochlea Implantat. Wie höre ich, wie verändere ich mich?

Lebensqualität zurück

Lebensqualität zurück

Lebensqualität
Lebensqualität

Hört nix

„Sonst hört er ja nix. Aber wenn er etwas nicht hören soll, versteht er plötzlich alles.“  Wer hat diesen Satz schon einmal aufgeschnappt oder selbst ausgesprochen? Meist wird in dieser Weise über ältere Menschen gesprochen. Dieser Satz gibt eine Menge Aufschluss über diesen Menschen und seine Angehörigen, die so über ihn/sie sprechen.

  • Es wird respektlos über den älteren Angehörigen gesprochen – der hört ja sowieso nichts. Wie viel Lebensqualität wird ihm da noch zugestanden?
  • Es wird unterstellt, dass die Wahrnehmung von Sprache ausschließlich über die Ohren erfolgt. Vergessen werden Ausdrucksweisen wie Mimik, Gestik und die gesamte Körperhaltung. Ein Schwerhöriger hat seine Wahrnehmung, bewusst oder unbewusst auf diese Bereiche konzentriert.
  • Der schwerhörige ältere Mensch wird behandelt, als wäre er kein vollwertiges Mitglied der Familie oder Hausgemeinschaft mehr, schlimmstenfalls fällt er zur Last.
  • Seine Meinung wird nicht mehr ernst genommen, weil er meist gar nicht mitbekommt, worum es bei Gesprächen wirklich geht und deshalb mit der eigenen Aussage danebenliegen muss.
  • Unterhaltungen im Familienkreis sind überhaupt nicht mehr an diesen Menschen gerichtet. Ist das das Ende der Lebensqualität?

Übertreibt er jetzt

„Jetzt übertreibt er aber“, könnt Ihr mir hier entgegnen. Betroffene aber, die diesen Text vielleicht gar nicht zu lesen bekommen, wissen sehr wohl wovon ich spreche. Mir wurden verschiedene „Schicksale“ berichtet und ich habe solche Begebenheiten zur Genüge beobachtet.

Muss das wirklich sein?

Diese Frage stellt sich doch. Nein es muss nicht sein, jedenfalls nicht in allen Fällen. Es gibt heute Lösungen, die die Schwerhörigkeit verringern oder gar beseitigen können. Je nach Situation lässt sich sogar eine faktische Taubheit beseitigen.

Es lohnt sich

„Oh, ich bin schon fast siebzig, da lohnt sich das sicher nicht mehr.“ Solche Aussagen von nicht mehr ganz jungen Menschen höre ich hin und wieder. Wenn ich dann nachfrage: „Warum lohnt es sich nicht mehr? Willst du nicht mehr wirklich am Leben teilnehmen?“, erhalte ich die ausweichende Antwort mit Blick auf den Sound Prozessor meines Cochlea Implantats: „Schon, aber eine Operation am Kopf .. – in meinem Alter?“

Meine eigene Erfahrung

Aufstieg Lebensqualität
zurück zu Lebensqualität

An dieser Stelle komme ich wieder auf mich und meine eigene Erfahrung zurück. Die Angst vor der Operation am Kopf hatte ich auch einige Zeit lang. Als ich mit Menschen gesprochen hatte, die diese Implantation bereits hinter sich hatten, schwand die Angst und es überwog der Wunsch, ja der Wille, diese Hörmöglichkeit selbst auch haben zu wollen.
Wenn es keine medizinischen Gründe gibt, die dagegen sprechen, kann auch ein älterer oder alter Mensch ein Implantat bei sich einsetzen lassen. Ich selbst war deutlich über siebzig.

In diesem Blog habe ich an anderer Stelle beschrieben, wie harmlos ich selbst die Operation empfunden habe. Hier aber noch einmal das Wesentliche dazu. Ich bin vor der Operation sanft eingeschlafen und wurde danach ebenso sanft geweckt. Einmal wieder wach, war ich auch sehr schnell, nach einer gefühlten halben Stunde wieder auf den Beinen. Das war es auch schon.

Lebensfreude, Lebensqualität

Seitdem habe ich viele Eigenschaften wieder zurück erobert. Lebensfreude, Kreativität, Tatendrang und … mitreden können in Gesprächen und Diskussionen. Eigene Meinungen einbringen können. Auch fühle ich mich einbezogen in Gespräche und werde nach meiner Meinung gefragt. Alles das, war zuvor weitgehend verloren gegangen.

Hören bei Feiern
Hören bei Feiern

Lebensqualität ist zurück gekehrt. Ich höre, also bin ich – wieder. Und da ich die Absicht habe, recht alt zu werden, glaube ich noch viele Jahre als hörender Mensch, vollwertig und auf Augenhöhe, am Leben teilzuhaben.

 

 

 

 

Zwei Jahre CI Erfahrungen

 Zwei Jahre CI Erfahrungen

An mein Cochlea Implantat denke ich nur noch, wenn es plötzlich ausfällt. Das geschieht einmal täglich, wenn der Akku leer ist. Plötzlich fehlt mir dann etwas – das, was ich nur durch mein CI wieder erlangt habe – beidseitiges Hören.

Wenn ein Ohr ausfällt

Für normal hörende Menschen ist das nicht vorstellbar, wenn plötzlich ein Ohr ausfällt. Selbst bei absoluter Stille, wenn es ringsherum ruhig ist, kein Auto fährt, kein Rasenmäher rattert, die Vögel verstummt sind, niemand spricht, fehlt plötzlich etwas Wesentliches, wenn ein Ohr ausfällt – oder mein CI.

CI Sound Prozessor

Vor zwei Jahren erlebte ich zum ersten Mal wieder, wie sich Geräusche und Sprache über das linke Ohr anhören. Anfang Juli 2015 wurde mir der Sound Prozessor zum ersten Mal angesetzt und angepasst. Es folgte ein intensiver Lern- und Eingewöhnungsprozess.

Zwei Jahre sind ein angemessener Zeitraum, um über meine Erfahrungen als Träger eines Cochlea Implantats zu berichten. Mit meiner Einleitung oben scheint schon fast alles dazu gesagt.

Ausgangssituation

Meine Ausgangssituation: Ich trug rechts ein Hörgerät von Phonak. Es war und ist ein hochwertiges Gerät, welches die Funk

Frank als CI Träger

tion hat, mit einem zweiten Gerät am anderen Ohr zu kommunizieren. Auf dem linken Ohr war ich faktisch taub. Deshalb trug ich dort ein Gerät, das nur empfangen und das „Gehörte“ per Funk ans rechte Hörgerät funkte. Als ich im Jahr 2012 diese Ausstattung erhielt, war das noch nicht alltäglich. Darüber habe ich schon mehrfach geschrieben.

Da mein rechtes Ohr aber viele Frequenzen nicht mehr verarbeitete, war der Nutzen dieser Cross Lösung für mich sehr gering. Mein Hörverstehen war und blieb sehr schlecht.

CI wird zu wenig kommuniziert

Im Jahr 2015 habe ich viel über mein neues CI in meinem Blog geschrieben. Rückblickend denke ich, es wird noch viel zu wenig zu dieser technischen Hörhilfe kommuniziert. Im täglichen Ablauf wird mir nur noch selten bewusst, wie schlecht ich gehört und verstanden habe. „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne.“

Feste feiern

Hören bei Feiern
Hören bei Feiern

Feste feiern gehört auch zum Leben. Wenn sich zwanzig Personen, in kleinen Grüppchen zu unterschiedlichen Themen unterhalten, war das früher ein Gräuel für mich. Bei steigendem Geräuschpegel versucht jeder lauter zu reden, um noch verstanden zu werden. „Oh, ich glaub ich hab`s im Magen“, ist oft die Aufforderung an den Gastgeber, schnell mit einem Schnaps für Abhilfe zu sorgen. Nach einer Runde mit „Hochprozentigem“ verändert sich auffallend die Lautstärke. Achten Sie mal darauf, es ist erstaunlich. Da kommt dann auch so manches gesunde Ohr an seine Grenzen – so auch heute mein Cochlea Implantat.

Zurechtkommen mit dem CI

Wie komme ich mit meinem CI bei Feiern zurecht? Zugegeben, mit einem voll funktionierenden Original Gehör ist das nicht vergleichbar. Aber, ich komme weitgehend zurecht. Ich kann mich unterhalten, manchmal muss ich aber nachfragen, wenn eine Antwort meines Gesprächspartners durch eine noch lautere Stimme am anderen Tischende oder durch eine Stimme in einer für mich besser zu verstehenden Frequenz, die Hoheit über der Festtagstafel gewinnt. Dann schalte ich schon mal zwischen der Normal Einstellung und dem „Ultra Zoom“ hin und her. Je nach Situation verstehe ich mal mit der einen und mal mit der anderen Einstellung besser. Ein Programm, das den Hall reduziert, habe ich erst kürzlich an meinem CI entdeckt. Das hilft mir auch ganz gut beim Durchstehen von Feierlichkeiten.

Doch hören ist in diesen Situationen anstrengend. Diese Erfahrung mache ich immer wieder bei Festivitäten. Nach etwa einer Stunde der permanenten Beschallung benötige ich eine kurze Hörpause, eine Erholungspause für mein Gehör. Je nach örtlicher Gegebenheit, gehe ich dann für wenige Minuten auf die Terrasse, in den Garten oder besuche einfach die Toilette. Das hilft mir sehr und danach kann ich wieder munter mitreden und hören.

Im Alltag mit CI zufrieden

Doch die meiste Zeit meines Alltags verbringe ich nicht bei Geburtstagsfeiern und sonstigen Gelagen. Im Alltag bin ich mit meinem CI so richtig rundum zufrieden. Ganz selten gelingen mir kleine Triumphe. Bestimmte Geräusche höre ich früher oder kann sie eindeutiger interpretieren, als die Menschen in meinem familiären Umfeld. In diesen Momenten wird mir mein Cochlea Implantat sehr bewusst.

Wie bereits oben geschrieben. Mein CI gehört inzwischen zu mir. Ich spüre nicht mehr, dass ich es trage – trotz seiner Größe. Über meine Brille denke ich ja auch nicht nach, sie gehört ebenfalls zu mir. Kürzlich bückte ich mich nicht tief genug unter einem Baum. Ein Ast fegte mir nicht nur mein CI vom Kopf sondern auch meine Brille. Dann stehe ich da, nicht nur halb taub sondern auch noch halb blind, und versuche beides am Waldboden wiederzufinden.

Lebensqualität ist zurück

Stünde ich heute noch einmal vor der Hör-Situation wie vor zehn Jahren, würde ich diese Implantation früher vornehmen lassen. Meine Lebensqualität ist zurück.

HNO-Uniklinik Homburg

Neues Modell CI Naida Q90

Neues Modell

Technische Entwicklung

In allen Bereichen schreitet die Technik weiter voran. Das ist meist auch gut so. Ob Auto, Waschmaschinen, Kühlschränke oder Smartphone – immer wieder überraschen uns die Hersteller mit neuen Modellen und neuen Features. In der Regel handelt es sich um Weiterentwicklungen.

CI Herstellerkontakt

So erfuhr ich jetzt auch bei einem Treffen der mit AB CI implantierten Menschen, in der Uniklinik Homburg, von den Neuerungen bei AB (Advanced Bionics).

AB Naida CI Q 90
AB Naida CI Q 90

Es ist fast so wie beim Smartphone, kaum installiert, schon wieder veraltet? Doch bei näherem Hinhören und Hinsehen stellt sich schnell raus, dass doch sehr behutsam mit der Weiterentwicklung vorgegangen wird. Das neue Naida Q 90 ist eine Weiterentwicklung vom Q 70, das ich vor einem halben Jahr erhalten habe.

Wesentliche Entwicklungen betreffen die Software – und das ist die gute Nachricht – diese Software kann auch auf meinen Sound Prozessor (Q 70) aufgespielt werden.

So erhielt ich doch ein paar für mich wichtige Informationen.

ComPilot

Meinen ComPilot kann ich vielseitiger verwenden, als ich es bisher getan habe. Bisher benutzte ich dieses Hilfsmittel lediglich feim Fernsehen. Es überträgt mit der Schleife um den Hals den Ton sowohl auf mein Phonak Hörgerät als auch auf mein Cochlea Implantat bzw. den Prozessor. Diesen ComPilot benutze ich seit einigen Jahren – habe ihn ursprünglich für meine (damals) beiden Hörgeräte verwendet.

Soforthilfe

Vor Ort hat mir Herr Kirsch von AB doch gleich mal die Bluetooth Verbindung mit meinem Smartpone hergestellt. Das fand ich ganz prima.

Abends beim Fernsehen hat dann allerdings mein Handy immer mal wieder dazwischengefunkt, ich hatte es wohl zu dicht in meiner Nähe liegen.

Ganz verwirrt war ich dann, als mich tatsächlich jemand auf meinem Mobiltelefon anrief, ich aber nicht daran dachte, dass ich den ComPilot um den Hals habe und das Gespräch normal annahm. Sehr gewundert habe ich mich, den Gesprächspartner auch über mein CI zu hören. Da ich aber wie gewohnt das Handy ans Hörgeräte-Ohr gehalten hatte, hörte ich zusätzlich einen Hall.

Das hat mich dann so verwirrt, dass ich mich von dem Anrufer doch sehr schnell wieder verabschiedet habe. Sorry – alter Mann und Technik.

Ultrozoom

Mit der neuen Software besteht auch die Möglichkeit, den Ultrazoom so einzustellen, dass er sich je nach Hörsituation automatisch zu- und abschaltet. Das lass ich mir möglichst schnell auf meinen Sound Prozessor aufspielen. (Leider doch noch nicht für Q 70)

MRT möglich (?)

Auch neu für mich war die Information, dass es mit meinem Implantat doch möglich sein soll, unbeschadet ein MRT zu überstehen. Dazu muss allerdings eine spezielle Abdeckung angebracht werden. Ich hoffe, dass es keinen Anlass gibt, das zu benötigen.

Akkus

Neue Akkus wurden auch entwickelt. Diese sind etwas kleiner als die bisherigen – wichtig für mich, sie passen auch auf mein Q 70. Doch zunächst benötige ich noch keine neuen Akkus.

Es gab noch mehr Informationen und eine Vorstellung des neuen Q 90.

Zwei Teile

Träger von Cochlea Implantaten wissen das. Es gibt immer zwei Teile, die ein Ganzes ausmachen – das Implantat selbst und den Soundprozessor mit der Energieversorgung. Nur mit beiden Hilfsmitteln gelingt hören.

Da kommt dann die Frage auf, wie ist das mit der technischen Weiterentwicklung?
Muss ich jedes Mal eine weitere OP über mich ergehen lassen, wenn sich die Technik weiterentwickelt?  So ist es zum Glück nicht.
Die Hersteller haben die Implantate bereits so entwickelt, dass auch nachfolgende Prozessor Generationen, die ja außen sitzen, mit dem bereits operierten Implantat verwendet werden können.
Ausschließen kann heute sicher niemand, dass es irgendwann technische Entwicklungen geben wird, die auch ein neues Implantat erfordern, aber das dauert wohl noch eine Weile.

Menschliche Entwicklung

Wenn ich heute so in die Welt hinein höre, wünsche ich mir eine entsprechende Entwicklung von uns Menschen. Doch das erscheint mir sehr viel schwieriger zu sein.

Ich habe einen weiteren Blog veröffentlicht, der sich damit befasst. Villamondial – Die Welt unter einem Dach.
Villamondial Die Welt unter einem Dach

Villamondial
Die Welt unter einem Dach

 

 

 

 

Gothic Sound

Gothic Sound

Gotische Bauwerke

Wer schon einmal eine gotische Kathedrale besucht hat wird sofort verstehen, was ich meine. Und wer schon einmal in einem solchen Dom einen Reiseführer oder einen Priester sprechen hörte, versteht erst recht, worauf ich hinaus will. Es hallt ungemein und Sprache ist sehr schlecht zu verstehen.

Es gab mal eine Zeit, in der ich mich mit gotischen Bauten – meist Sakralbauten – beschäftigt hatte. Durch die enorme Höhe der gotischen Kirchen und die relativ großen Fensterflächen, sind in diesen Gebäuden Hall und Echo stärker als in Kirchenbauten anderer Epochen. Das war zu dieser Zeit durchaus ein gewollter Effekt.

CI Anpassung und Hektik

Mitte Dezember 2015, heute erhalte ich für mein Naida CI eine neue Anpassung. Jetzt, heute will ich einen besonders großen Schritt (Fortschritt) tun, um meine Hör- und Verstehfähigkeit weiter zu entwickeln. „Übermut tut selten gut“ lautet ein deutsches Sprichwort.

Ein Tag der mit Hektik beginnt, lässt sich nicht plötzlich zur Anpassungs Situation umschalten. Eine Situation, die ein gewisses Maß an Entspannung und Gelassenheit erfordert. Zu Hause fahre ich schon zu spät los und unterwegs gibt es dann alle Hindernisse, die ich sonst gelassen hinnehme. Gerade noch rechtzeitig komme ich zum vorgeschalteten Hörtest in der HNO Klinik. Dieser Hörtest fällt nach meinem persönlichen Urteil schlecht aus. Frequenzbereiche, in denen ich mit meiner CI Seite in der Vergangenheit gute Werte erzielt hatte, sind heute plötzlich schlechter. Während des Hörtests heute protestiert auch mein Tinnitus besonders heftig. „Hab ich jetzt auch schon links, auf meiner Cochlea Implantat Seite einen Tinnitus?“

Etwas frustriert eile ich ins andere Gebäude zur Anpassung. Dort lasse ich „dir Schleusen weiter öffnen“ – also lauter stellen. Die tiefen Frequenzen nachstellen. Ermahnungen lasse ich nicht gelten.

Ich schätze die große Erfahrung und Qualifikation der Personen sehr, die die Anpassungen bisher vorgenommen haben sehr. (siehe dazu http://horch.nuesken.eu/anpassung )

Mehrfach antworte ich auf die Frage, „ist das wirklich gut so“ mit „ja“ oder „ist diese Einstellung besser“ mit „Hm?“ Letztlich wird nach meinem momentanen Empfinden eingestellt – wonach auch sonst, könnte jemand fragen. Leider ist aber meine momentane Situation mit den Spätfolgen der Hektik beschäftigt. „Ich mache alles, wie Sie es wünschen“ höre ich noch. „Ja, ja, ok“ ist meine Antwort dazu.

Weihnachts-Wander-Wochenende 

Weihnachts Wandern
Weihnachts Wandern

Drei Tage später – mit unserem Freundeskreis planen wir jährlich ein Wanderwochenende kurz vor Weihnachten. In diesem Jahr waren wir mit der Planung an der Reihe. (lies auch dazu: http://horch.nuesken.eu/einsam-unter-freunden ) Mir war es wichtig, vor diesem Wochenende noch die Anpassung meines CI erhalten zu haben.

Doch genau in diesen Tagen stelle ich fest, „ich höre viel und verstehe wenig“. Ganz besonders in der Restaurant Situation, dann wenn viele Menschen sprechen. Da hilft auch der von mir bisher hoch gelobte Ultra Zoom nichts mehr – im Gegenteil er verschlechtert noch das Verstehen.

Es ist der Hall, der alles überlagert und ein Verstehen gewaltig verschlechtert.

Ulmer Münster

Ulmer Münster Bild: magellannet
Ulmer Münster
Bild: magellannet

Wenn ich nichts mehr verstehe, habe ich Zeit für anderes – so fällt mir spontan das Ulmer Münster ein, ein großartiger Gotik Bau, den ich während meiner Ulmer Zeit öfter von innen erlebt hatte. Das Ulmer Münster hat übrigens mit 161 Metern den höchsten Kirchturm der Welt. Jeden, der mich in Ulm besucht hatte, habe ich in diesen Dom geführt. Ich weiß also wie eine Stimme in diesem Gebäude klingt. Da entsteht in meinem Kopf der Begriff „Gothic Sound“. So klingen für mich jetzt plötzlich alle, die ich sprechen höre – im Restaurant und etwas abgeschwächt auch während unserer Wanderungen.

Kommentare

„Du hörst ja jetzt noch schlechter, als früher“ so oder so ähnlich lauten dann auch die freundlichen Kommentare meiner Freunde. Obwohl mir inzwischen die Ursache klar ist, ärgere ich mich über diese Kommentare. Denn nur ich weiß, dass ich mit dem linken Ohr früher gar nichts gehört habe und dass ich heute sehr viel höre und schon relativ viel an Sprache verstehe – nur eben jetzt gerade nicht.

Zum Glück ist eine Korrektur leicht möglich, jedoch erst nach Weihnachten.
Ein klein wenig haftet den romantischen Vorstellungen von Weihnachten ja auch ein Hauch von Gotik an.

Lest dazu passend auch:

Anpassung
Ultra Zoom (der Letzte Whisky)
Einsam unter Freunden

 

 

 

 

 

 

Another Version Hörtest

Another Version Hörtest

Another Version
Another Version

Geburtstage genug

Die Zeit zwischen Mitte September bis Mitte Oktober ist für mich die Zeit der vielen Geburtstage. In diesem Zeitraum häufen sich die Geburtstagsfeiern – das ist wundervoll aber auch anstrengend. Ich bin inzwischen in einem Alter, in dem ich gerne feiere, aber auch gerne wieder heimgehe.

Hörversorgung zuvor

Bevor ich mein Cochlea Implantat trug, hatte ich mich bei Feierlichkeiten sehr zurückgezogen, da ich mich nicht unterhalten konnte. Mein Beitrag „Einsam unter Freunden“ schildert diese Situation. Meine damalige Hörgeräte Versorgung bestand aus einem Hörgerät rechts und einer Cross Versorgung am linken Ohr, die ans rechte Hörgerät gefunkt hat. Doch wenn das rechte Ohr nicht mehr alle Frequenzen hören kann, nutzt die Cross Versorgung auch nur bedingt. Das Sprachverstehen bleibt bei der Qualität des rechten Ohrs.

Nun trage ich seit drei Monaten das CI – genau genommen das, was man von außen sieht, den Soundprozessor mit Akku und den Universalüberträger mit Magnetspule am Kopf.

Was hat sich verändert?

Jetzt höre ich links viel, viel mehr als mit dem rechten Ohr und Hörgerät. Vor allem höre ich Geräusche der Natur wieder gut – Vogelgezwitscher, Bachrauschen und mehr. Sprache verstehe ich links mit dem CI inzwischen auch recht gut, auch mit Nebengeräuschen im Hörtraining. Aber wie ist das nun im wirklichen Leben, z.B. bei Geburtstagsfeten?

Hier eine Kostprobe der letzten Geburtstagsfeier.

(Wer bis zum Ende schaut, erkennt sich vielleicht wieder)

Ultra Zoom – ultra geil

Mein Naida Q 70 CI habe ich auf den sogenannten Ultra Zoom geschaltet, d.h. ich höre vorrangig Sprache nur von vorn – da wo sich meine Gesprächspartner aufhalten. Mein Hörgerät rechts hilft insgesamt mit.

Unterhaltung bei Lärm

Ich kann mich auch im Lärm unterhalten – vielleicht noch nicht ganz so gut wie normal hörende Mitmenschen, aber ich kann mich unterhalten. Wenn Ihr die Zweimannband anhört, bekommt Ihr einen Eindruck über den Geräuschpegel. Mir fällt auf, dass auch Menschen mit Normalgehör hier und da Probleme haben, sich zu verständigen.

Die Welt ist klein 

Irgendwann spricht mich ein anderer Geburtstagsgast an, eine Dame die dereinst bei AB (der Hersteller meines CI) gearbeitet hat. Ich bin ihr aufgefallen. Sie hat noch reges Interesse am Thema und befragt mich ausgiebig. Die Welt scheint wirklich kein zu sein.

Arbeitsteilung

Ich vermute, dass mein Hörgerät rechts, den Ton, den Klang der Sprache übermittelt und mein Cochlea Implantat links auch die für Sprache wichtigen Frequenzen beisteuert – Arbeitsteilung nennt man das.  Jedenfalls kann ich mich jetzt bei Lärm unterhalten, was früher nicht ging.

Genug ist genug

Was das für mich bedeutet, kann nur jemand einschätzen, der selbst eine Hörbeeinträchtigung hat. Ich gewinne wieder an Mut zum Gespräch. Es ist wunderbar aber auch noch ein bisschen anstrengend für mich. Nach fünf Stunden Dauerbeschallung und etwa eben so vielen Stunden Unterhaltungen merke ich, dass mein Gehirn mit Streik droht. Fünf Stunden sind ja auch genug. Wir fahren heim.

Zu Another Version

Diese Band ist durchaus empfehlenswert, nicht nur für für CI Träger. Ich wollte sie nicht nur als Lärm-Verursacher hier stehen lassen. Das wäre ungerecht. Mir haben die Beiden gefallen. Schaut Euch ruhig das ganze Video an.

 

Reifendruck hören

Reifendruck hören

Reifendruck prüfen

Reifendruck prüfen
Reifendruck prüfen

Im Display der Armaturen meines Autos erscheint plötzlich eine Anzeige „Reifendruck prüfen“ und anschließend wird mir der aktuelle Reifendruck jedes einzelnen Rades angezeigt.

Nun, solche Hilfsmittel sind prima, wenn auch die Welt in ca. 120 Jahren Automobilbau ohne diese Einrichtung zurechtkam.

Aber mir steht noch eine weitere technische Überraschung bevor. Da ich gerade bei einem großen Supermarkt mit großer Tankstelle und Waschanlagen vorbei komme, nutze ich die die Gelegenheit, den Reifendruck zu korrigieren.

Was ist das?

Doch was ist das? Vertraut ist mir das klassische mobile Reifendruckgerät, dass ich nach Gebrauch wieder auf das Ventil der Kompressorleitung hänge. Diesem Gerät sagt man zwar nach, es sei nicht sehr genau, aber – es hat seit Jahrzehnten immer funktioniert.

Nun, hier überrascht mich ein mir fremdes System, in Zapfsäulenhöhe, fest montiert, aber nur mit verdeckt einsehbaren Druckknöpfen und einer Anzeige sowie einem langen Schlauch mit stabilem Aufsteckteil für das Reifenventil. Da ich ein Mann bin, lese ich nicht erst die Anleitung sondern schreite sofort zur Tat. „Wie soll das funktionieren? Vom Rad aus kann ich nicht auf die Anzeige sehen?“ denke ich mir.

Doch dann fällt mir schließlich doch noch das Hinweisschild auf. „Bitte den Schlauch einfach auf das Ventil stecken, bis der Piepton kommt.“ Ihr ahnt jetzt schon, was da kommt.

Woher kennt das Gerät den richtigen Reifendruck?

Zunächst zweifle ich daran, dass dieses Gerät weiß, welchen Reifendruck mein Fahrzeug auf den jeweiligen Achsen benötigt – mir scheint dieser Zweifel auch heute noch berechtigt. Doch ich versuche es selbstverständlich. Betroffen ist laut Armaturenanzeige ein Rad auf der anderen Fahrzeugseite. Also ziehe ich den Schlauch um das Fahrzeug herum, gehe in die Hocke neben das Rad und stecke den Schlauch auf das Reifenventil. Zwischen diesem – für mich – neuem Wundergerät und mir befand sich mein Auto – als Sicht- und auch Hörbarriere.

An Tankstellen ist es nicht immer sehr ruhig, erst recht nicht an Großtankstellen. Das ist auch hier so. Ich warte also auf den Piepton – vergebens. Menschen mit Hörbeeinträchtigung sollten meines Erachtens solche Reifendruck Geräte meiden. Sollte dieses Teil je einen Ton abgegeben haben, so habe ich in nicht gehört.

So wie immer

Reifendruck - wie immer
Reifendruck – wie immer

Nun fahre ich weiter und mein Auto ist der Meinung, dass der Reifendruck immer noch nicht stimmt. Dort, wo ich sonst meistens tanke, prüfe ich erneut den Reifendruck und korrigiere ihn auf bewährte Weise. Das Kontrollsystem meines Fahrzeugs scheint nun zufrieden zu sein. – Ich auch.

Fazit: Technischer Fortschritt ist etwas Tolles. Aber er sollte auch allen zugänglich sein.
Oder: Ich habe das System nicht begriffen und auch zu früh aufgegeben. Vielleicht ist es auch das.