Anpassung

Hörtraining am TV Gerät
Hörtraining am TV Gerät

Anpassung

Sieben Wochen

Es sind nun 7 Wochen vergangen, seit ich das AB Naida CI Q 70 trage. Anfangs hatte ich vermutet, es sei tragen im Sinne von „Lasten tragen“. Doch sehr schnell konnte ich feststellen, dass das Tragen des CI statt zur Last, zur Selbstverständlichkeit wurde.

Morgens gehört es zu meinem Ritual, direkt nach dem Aufstehen, das Gerät anzulegen. Und abends, ist es meine letzte Handlung, vor dem Schlafengehen, das Gerät wieder abzulegen. Es ist ein Teil von mir geworden – zumindest tagsüber.

Schnelle Entwicklung

Ich erinnere mich gut an den ersten Moment, als mir der Sprachprozessor mit Akku und Magnetspule zum ersten Mal angelegt wurde. Es war ein behutsames erstes Hören von Tönen, die ich bereits in meinem Beitrag „Blechdosentelefon“ beschrieben habe.
Inzwischen erlebe ich eine ständige Entwicklung von Anpassung zu Anpassung.

Opportunismus

Zum Wort Anpassung hatte ich vor dem Cochlea Implantat völlig andere Vorstellungen. Ich habe mich im Laufe meines Lebens vielfach an veränderte Lebenssituationen angepasst. Nach beruflichen Veränderungen habe ich mich den neuen Herausforderungen angepasst. Meine Vorstellung bezog sich auf „sich anpassen“.
Einer der sich anpasst wird auch mit dem gleichbedeutenden Fremdwort Opportunist bezeichnet – häufig auch beschimpft.

Anpassung des Sprachprozessors

Hier bedeutet Anpassung, eine Anpassung meines CI Sprachprozessors an die Entwicklung meines Hörnervs bzw. meines Gehirns.  Anpassung an die nun wieder von links ankommenden Geräusche und Sprache in meinem Gehirn. Dieser Vorgang erscheint mir sehr wichtig und er ist mir einen eigenständigen Beitrag wert.

Zwischen zwei Anpassungen liegen Tage oder auch Wochen intensiven Hörtrainings. Hier will ich die Qualifikation und Leistungen der Damen des Cochlea Zentrums, die mit mir trainieren, loben – ebenso aber auch die Leistung und Geduld meiner Frau. Alle trainieren mit mir, Sprache nicht nur zu hören, sondern zu verstehen.

Doch unmittelbar spürbare Entwicklungsschritte empfinde ich durch die Anpassungen des Sprachprozessors. Es ist für mich jedes Mal ein Ereignis, zu erleben, wie nach einer Anpassung plötzlich alles noch besser funktioniert. Geräusche habe ich ja recht früh wieder hören können, aber die Sprache ist um ein Vielfaches komplexer. Sie bedarf immer wieder neuer behutsamer Nachstellung des CI-Prozessors. Es ist die Sprache, die ich nach einer Anpassung besser verstehe.

Hier erlebe ich sehr viel Erfahrung und den absoluten Willen, sehr genau so zu dosieren, wie es meiner momentanen Situation entspricht. Es gilt hierbei in jedem Frequenzbereich, genau die Dosierung herauszufinden und vorläufig festzulegen, die meinem Entwicklungsstand entspricht. Hier begeistern mich Mensch und Technik gleichermaßen.

Meine letzte Anpassung wurde vor erst 9 Tagen vorgenommen. Doch inzwischen meine ich, mein Hörnerv und (hoffentlich) auch mein Gehirn kann bald wieder eine neue Anpassung vertragen bzw. verkraften.

Fortschritte

Nun bin ich dank der Unterstützung aller, nach sieben Wochen bereits soweit, langsam und deutlich vorgelesene Artikel z.B: aus einer Zeitung, über mein Implantat zu verstehen.

Verstehen trainieren über CI und ComPilot
Verstehen trainieren über CI und ComPilot

Ich habe die Möglichkeit, über meinen ComPilot, Fernsehsendungen direkt auf den Sprachprozessor zu leiten. Es begeistert mich, damit jetzt schon, ganze Sätze von Moderatoren zu verstehen, die nicht speziell für, die vor kurzem erst operierten Träger von Cochlea Implantaten, sondern für die Allgemeinheit sprechen.

Mein Umfeld wundert sich dann schon mal, wenn ich vor dem stumm geschalteten TV Gerät sitze, ein angestrengtes Gesicht mache und hin und wieder begeisterte Äußerungen von mir gebe.

Es wirkt, wie der alte Trottel, der ab und zu mal was versteht – genau so ist es wohl auch. Zum Glück.

Infoflyer und Deine Geschichte

Infoflyer und Deine Geschichte

Infoflyer für Hörgeschädigte  –  05.08.2015

Seit Anfang August gibt es ein Informationsblatt für Hörgeschädigte mit der Überschrift:

Schwerhörig, oder auf dem Weg dahin ?
Vor der Entscheidung für ein CI – oder danach?

Mit diesem Flyer möchte ich Betroffene auf meinen Internet Blog aufmerksam machen.   http://horch.nuesken.eu

Über diesen Link kann der Infoflyer als PDF Datei aufgerufen und bei Bedarf auch ausgedruckt werden.

http://horch.nuesken.eu
http://horch.nuesken.eu

Nutzer eines  Smartphones können den QR Code scannen und somit auch direkt auf die Internetseite gelangen.

 

 

 

Erzähl Deine Gehör Geschichte  –  24.08.2015

Ab sofort nehme ich Geschichten von Schwerhörigen – „Deine Gehör Geschichte“ in meinen Blog mit auf. Dazu habe ich die separate Rubrik „Leser Stories“ eröffnet.

Deine Geschichte wird erwartet
Deine Geschichte wird erwartet

Aufgerufen sind alle, die etwas zu Ihrer Schwerhörigkeit, der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte zu erzählen haben.
Gleichermaßen spreche ich hiermit auch Eltern an, entsprechende Geschichten Ihrer Kinder zu erzählen.

Neben Textbeiträgen freue ich mich auch über Audio- und Videobeiträge.

Siehe dazu auch meinen Beitrag Erzähle Deine Geschichte
Für Interessierte gibt es hier auch einen Download als pdf Datei.

Idealerweise wendest Du dich per Email an mich  frank@nuesken.us
Selbstverständlich kannst Du mir auch schreiben oder mich anrufen. Meine Daten und Telefon Nummer stehen im Blog im Impressum.

Erzähle Deine Geschichte

Erzähle Deine Gehör Geschichte

 

Du hast eine Geschichte

Als Schwerhöriger hast Du sicher Deine eigene, ganz spezielle

Frank Nüsken
Frank Nüsken

Geschichte. Ich glaube jeder Betroffene hat da etwas zu berichten, was auch andere interessiert.

Deine Geschichte interessiert mich. Ich bin mir sicher, dass es viele andere Leser auch interessiert, wie es Dir ergangen ist. Wie wurdest Du schwerhörig, wie hat es angefangen, wie hast du es zum ersten Mal bemerkt? Wie hat sich Deine Schwerhörigkeit entwickelt? Oder, bist Du von Geburt an hör geschädigt oder gar taub? Berichte darüber.

Ich glaube da gibt es hunderte Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden.

Deine ganz persönliche Geschichte der Taubheit oder Schwerhörigkeit würde ich gerne in meinem Blog veröffentlichen. Dir stehen dazu alle Deine Möglichkeiten und Vorlieben für Medien und die Erzählform offen.

  • Du kannst Deine Geschichte aufschreiben
  • Du kannst mir auch eine Tonaufnahme Deiner Geschichte zusenden
  • Oder Du drehst ein Video in dem Du Deine Geschichte erzählst.

Selbstverständlich kannst Du auch verschiedene Medien mischen.

Bei Text und Tondateien würde ich mich auch über ein Bild von Dir freuen, dass dann mit im Blog bei Deiner Geschichte veröffentlicht werden kann. Bei Videos gehe ich davon aus, bewegte Bilder von Dir zu sehen.

Deine Geschichte wird erwartet
Deine Geschichte wird erwartet

Schön wäre es, wenn Du mir mitteilst, ob Dein Name öffentlich genannt werden soll oder nicht. Ich richte mich selbstverständlich danach.

Bilder beleben jede Geschichte, auch Deine. Wenn Du Bilder hast, die veröffentlicht werden dürfen, schicke Sie mit – am besten alles per Email.

So wie Du es möchtest, so werde ich es in meinen Blog aufnehmen.

Ausnahme:

Es ist mir ein Anliegen, mit meinem Blog Mut zu machen. Sicher weiß ich, dass es auch Erlebnisse über Fehlleistungen einzelner Personen oder Institutionen gibt. Deshalb bitte ich Dich, in diesem Zusammenhang keine konkreten Namen zu nennen. Im Zweifel können wir dazu telefonieren.

Auf Deine Geschichte freue ich mich.

Frank Nüsken

Download als PFD

Hör-Karriere im Beruf

Hör-Karriere im Beruf

Stuttgart 1985

Dieses Foto von Stuttgart wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt

Seit Anfang 1985 arbeite ich in Stuttgart. Da hatte ich in den sechziger Jahren schon einmal gearbeitet –ich kenne mich dort aus.

Jetzt also wieder. Dieses Mal wurde ich von meinem Arbeitgeber hierhin versetzt. Mein Zuständigkeitsbereich ist nun ganz Deutschland. Mehr reisen, mehr Autobahn, aber bei geschlossenem Seitenfenster. Somit ist es ruhig im Fahrzeug. Das Rauchen hatte ich im November 1984 aufgegeben. (siehe „Rauchen im Nichtraucherfahrzeug“) Die Ruhe ist ein Segen für mein linkes Ohr.

Telefon mit Hörverstärker

Am neuen Arbeitsplatz wird mir ein Telefon mit Hörverstärker angeboten. Diese Möglichkeit nehme ich gerne wahr.
Inzwischen hat meine Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr das Stadium erreicht, in dem ich – selbst mit Hörverstärker – links nicht mehr gut telefonieren kann. Es entstehen Missverständnisse. Also muss ich etwas in meinen Gewohnheiten verändern.

Die meisten Rechtshänder halten den Telefonhörer mit der linken Hand ans linke Ohr und machen sich mit der rechten Hand Notizen. Das habe ich bis dahin auch gemacht. Es ist einfach praktisch.

Leidensgenossen kennen das natürlich. Da ich nun links aber nur noch schlecht verstehe, halte ich mit der linken Hand den Hörer ans rechte Ohr. Dabei bedarf es eines gewissen Trainings, damit der linke Arm nicht vor dem Gesicht im Weg ist.

Ich kann noch gut folgen

Normalen Gesprächen – so von Mensch zu Mensch – kann ich noch gut folgen und kann mitreden. Beruflich muss ich jetzt mehr und mehr Seminare und Veranstaltungen leiten. Dazu gehört außer der Fähigkeit zu sprechen auch gutes Hören. Ich komme in diesen Situationen mit meinem Gehör noch relativ gut zurecht. Mein rechtes Ohr schafft da noch ganz gut den Ausgleich.

Schwerhörigkeit stabilisiert sich

Meine Schwerhörigkeit im linken Ohr scheint sich zu stabilisieren – in einem für mich erträglichen Rahmen. Ich habe den Eindruck, dass es nicht schlechter wird. Als Optimist gehe ich davon aus, dass das so bleibt. Vielleicht sind Optimisten naiv.
Einige Jahre kann ich gut weiterarbeiten. Es interessiert mich, was Pessimisten zu diesem Zeitpunkt erwarten.

Wohnort im Saarland 1988

Schwerhörig im Saarland
Schwerhörig im Saarland

Ich mache mich selbständig, als Seminarleiter und Personaltrainer. Meine Schwerpunkte sind Unternehmens- bzw. Bereichsentwicklung sowie Training im Kommunikations- und Verhaltensbereich. Außerdem authentische Rhetorik. Alles erfordert gutes Hören. Die meisten Teilnehmer verstehe ich gut, sie geben sich in diesem Themenfeld ja auch besondere Mühe.

Bei den wenigen Teilnehmern, die zu leise sprechen oder undeutlich nuscheln, frage ich nach – wenn nötig auch mehrfach. In diesem Themenbereich „Sprechen und Kommunikation“ bin ich als Trainer ja geradezu genötigt, den Leisen und den Nuschler darauf hinzuweisen, dass an der Sprache und Aussprache gearbeitet werden muss.

Schwerhörigkeit als Trainingsmethode

Somit funktioniert die Arbeit in diesem Bereich recht gut. Ich kann es mir erlauben, darauf hinzuweisen, nicht sehr gut zu hören (was gelinde gesagt untertrieben ist), dass aber jeder im Beruf so deutlich sprechen muss, dass auch ein schlecht hörender Mensch versteht, was gesagt wird. Manche Teilnehmer interpretieren das lediglich als Trainingsmethode, um undeutlich sprechende Mitmenschen dazu zu bewegen, deutlich zu sprechen. Mir soll das recht sein.

Oft stelle ich die Frage „ warum sprechen wir überhaupt?“ Die richtige Antwort kann nur sein „damit mich andere Menschen verstehen und begreifen können was ich sage.“

Alles andere ist „in den Wind gesprochen.“

Verstehen wird schwerer

In den neunziger Jahren übernehme ich für Automobil Fabrikate die Konzeption und Umsetzung zur Einführung neuer Automobile am Markt. Dazu müssen vorrangig die Händler und deren Verkäufer geschult werden. In diesen Veranstaltungen, in großen Gruppen, nehme ich verstärkt Schwierigkeiten beim Hören wahr. In Pausen, wenn alle herumstehen, Kaffee trinken und in Brötchen beißen, verstehe ich immer weniger.

Dialekte verstehen

Im Rahmen meiner Tätigkeit  komme ich durch den gesamten deutschen Sprachraum. Bisher hatte ich mir eingebildet, alle deutschen Dialekte zu verstehen. Doch Veranstaltungen in manchen Regionen bringen mich jetzt an Grenzen. Inzwischen habe ich große Probleme, Ostsachsen und Menschen aus der Steiermark zu verstehen – und leider auch einige meiner Nachbarn.

Ich versuche mich so durchzumogeln.

Siehe auch:
Schwerhörig 1974
Augsburg 1977 – Nasenscheidewand
Ulm 1982 – Apollinris
Rauchen im Nichtraucherfahrzeug

Übersicht aller Beiträge

 

 

Rauchen im Nichtraucherfahrzeug

Rauchen im Nichtraucherfahrzeug

Reisetätigkeit und Rauchverbot

hör geschädigt durch Rauchverbot
hör geschädigt durch Rauchverbot

Von 1972 bis 1985 hatte ich eine Tätigkeit mit regelmäßigen Fahrten zwischen den Städten München, Augsburg, Ulm und Ravensburg. Wöchentlich fuhr ich diese Städte an – dazu hatte ich einen Dienstwagen zur Verfügung. In diesen Fahrzeugen galt striktes Rauchverbot. Das hatte auch seinen logischen Grund. Wöchentlich fuhr ich fast tausend Kilometer. Mit ungefähr 10.000 Kilometern wurde das von mir genutzte Fahrzeug verkauft und ich erhielt einen neuen Wagen. Ein nach Rauch riechendes Auto im einen Alter von nur wenigen Monaten, lässt sich kaum verkaufen.

Das Dumme an dieser Sache war die Tatsache, dass ich ein leidenschaftlicher Raucher war. Schon direkt zum Frühstückskaffee rauchte ich meine erste Zigarette und die letzte dann abends kurz vor dem Zähneputzen. So kamen im Laufe des Tages schon bis zu achtzig Zigaretten zusammen.

Wenn ich dann täglich so circa 2 Stunden und mehr im Auto verbrachte, hielt ich es damals für eine Zumutung, in dieser Zeit nicht rauchen zu dürfen. Deshalb erfand ich einen Ausweg, der vermutlich mit dafür verantwortlich war, dass mein Gehör sich verschlechterte – vor allem mein linkes Ohr.

Rauchen mit geöffnetem Fenster

Ich rauchte trotz Verbot im Nichtraucherfahrzeug. Das jedoch nur während der Fahrten auf der Autobahn – ich hatte bei meinen Fahrten je nach Ziel bis zu 90 % Autobahnanteile.

Das Fenster auf der Fahrerseite, also das linke Seitenfenster öffnete ich immer so etwa fünf Zentimeter. So entstand während der Fahrt ein Sog nach außen. Die Asche der Zigarette klopfte ich vorsichtig in den Aschenbecher. Die Kippe warf ich dann immer elegant aus dem Autofenster – das würde ich heute natürlich nicht mehr machen. Vor jeder Ankunft am Zielort, nahm ich den Aschenbecher aus der Halterung und kippte die lose Asche heraus, anschießend blies ich den Aschenbecher noch aus.

Diese Methode hat während all der Jahre funktioniert. An meinem Heimatarbeitsplatz Augsburg gab ich das Fahrzeug regelmäßig ab zum Tanken und zum Waschen. Es hat niemals jemand bemerkt, dass ich geraucht hatte. Selbst mein Chef – ein fanatischer Nichtraucher – hatte einmal kurzfristig mein Fahrzeug benutzt. Er hat nichts bemerkt. Somit war ich meiner Sache immer sicherer.

Schwerhörig durch Lärm

Nun kann sich jeder Autofahrer vorstellen, welcher Lärm entsteht, wenn während der Fahrt auf der Autobahn, das Fenster ein wenig geöffnet ist. Die Hauptlärmquelle war direkt neben meinem linken Ohr.

Dauerlärmbelästigung schädigt das Gehör. Ich denke, dass ich das

schwerhörig durch rauchen
schwerhörig durch rauchen

damals intellektuell auch schon erfasst haben könnte – vermutlich habe ich diese Erkenntnis aber gekonnt verdrängt.

Neben anderen Ursachen meiner Schwerhörigkeit, war mein unvernünftiges Verhalten damals sicher stark mitverantwortlich für die Entwicklung meiner Schwerhörigkeit am linken Ohr.

Seit November 1984 rauche ich nicht mehr – aber manchmal träume ich noch vom Rauchen.

Siehe auch:
Schwerhörig 1974
Augsburg 1977 – Nasenscheidewand
Ulm 1982 – Apollinris
Hör-Karriere im Beruf

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