Gothic Sound

Gothic Sound

Gotische Bauwerke

Wer schon einmal eine gotische Kathedrale besucht hat wird sofort verstehen, was ich meine. Und wer schon einmal in einem solchen Dom einen Reiseführer oder einen Priester sprechen hörte, versteht erst recht, worauf ich hinaus will. Es hallt ungemein und Sprache ist sehr schlecht zu verstehen.

Es gab mal eine Zeit, in der ich mich mit gotischen Bauten – meist Sakralbauten – beschäftigt hatte. Durch die enorme Höhe der gotischen Kirchen und die relativ großen Fensterflächen, sind in diesen Gebäuden Hall und Echo stärker als in Kirchenbauten anderer Epochen. Das war zu dieser Zeit durchaus ein gewollter Effekt.

CI Anpassung und Hektik

Mitte Dezember 2015, heute erhalte ich für mein Naida CI eine neue Anpassung. Jetzt, heute will ich einen besonders großen Schritt (Fortschritt) tun, um meine Hör- und Verstehfähigkeit weiter zu entwickeln. „Übermut tut selten gut“ lautet ein deutsches Sprichwort.

Ein Tag der mit Hektik beginnt, lässt sich nicht plötzlich zur Anpassungs Situation umschalten. Eine Situation, die ein gewisses Maß an Entspannung und Gelassenheit erfordert. Zu Hause fahre ich schon zu spät los und unterwegs gibt es dann alle Hindernisse, die ich sonst gelassen hinnehme. Gerade noch rechtzeitig komme ich zum vorgeschalteten Hörtest in der HNO Klinik. Dieser Hörtest fällt nach meinem persönlichen Urteil schlecht aus. Frequenzbereiche, in denen ich mit meiner CI Seite in der Vergangenheit gute Werte erzielt hatte, sind heute plötzlich schlechter. Während des Hörtests heute protestiert auch mein Tinnitus besonders heftig. „Hab ich jetzt auch schon links, auf meiner Cochlea Implantat Seite einen Tinnitus?“

Etwas frustriert eile ich ins andere Gebäude zur Anpassung. Dort lasse ich „dir Schleusen weiter öffnen“ – also lauter stellen. Die tiefen Frequenzen nachstellen. Ermahnungen lasse ich nicht gelten.

Ich schätze die große Erfahrung und Qualifikation der Personen sehr, die die Anpassungen bisher vorgenommen haben sehr. (siehe dazu http://horch.nuesken.eu/anpassung )

Mehrfach antworte ich auf die Frage, „ist das wirklich gut so“ mit „ja“ oder „ist diese Einstellung besser“ mit „Hm?“ Letztlich wird nach meinem momentanen Empfinden eingestellt – wonach auch sonst, könnte jemand fragen. Leider ist aber meine momentane Situation mit den Spätfolgen der Hektik beschäftigt. „Ich mache alles, wie Sie es wünschen“ höre ich noch. „Ja, ja, ok“ ist meine Antwort dazu.

Weihnachts-Wander-Wochenende 

Weihnachts Wandern
Weihnachts Wandern

Drei Tage später – mit unserem Freundeskreis planen wir jährlich ein Wanderwochenende kurz vor Weihnachten. In diesem Jahr waren wir mit der Planung an der Reihe. (lies auch dazu: http://horch.nuesken.eu/einsam-unter-freunden ) Mir war es wichtig, vor diesem Wochenende noch die Anpassung meines CI erhalten zu haben.

Doch genau in diesen Tagen stelle ich fest, „ich höre viel und verstehe wenig“. Ganz besonders in der Restaurant Situation, dann wenn viele Menschen sprechen. Da hilft auch der von mir bisher hoch gelobte Ultra Zoom nichts mehr – im Gegenteil er verschlechtert noch das Verstehen.

Es ist der Hall, der alles überlagert und ein Verstehen gewaltig verschlechtert.

Ulmer Münster

Ulmer Münster Bild: magellannet
Ulmer Münster
Bild: magellannet

Wenn ich nichts mehr verstehe, habe ich Zeit für anderes – so fällt mir spontan das Ulmer Münster ein, ein großartiger Gotik Bau, den ich während meiner Ulmer Zeit öfter von innen erlebt hatte. Das Ulmer Münster hat übrigens mit 161 Metern den höchsten Kirchturm der Welt. Jeden, der mich in Ulm besucht hatte, habe ich in diesen Dom geführt. Ich weiß also wie eine Stimme in diesem Gebäude klingt. Da entsteht in meinem Kopf der Begriff „Gothic Sound“. So klingen für mich jetzt plötzlich alle, die ich sprechen höre – im Restaurant und etwas abgeschwächt auch während unserer Wanderungen.

Kommentare

„Du hörst ja jetzt noch schlechter, als früher“ so oder so ähnlich lauten dann auch die freundlichen Kommentare meiner Freunde. Obwohl mir inzwischen die Ursache klar ist, ärgere ich mich über diese Kommentare. Denn nur ich weiß, dass ich mit dem linken Ohr früher gar nichts gehört habe und dass ich heute sehr viel höre und schon relativ viel an Sprache verstehe – nur eben jetzt gerade nicht.

Zum Glück ist eine Korrektur leicht möglich, jedoch erst nach Weihnachten.
Ein klein wenig haftet den romantischen Vorstellungen von Weihnachten ja auch ein Hauch von Gotik an.

Lest dazu passend auch:

Anpassung
Ultra Zoom (der Letzte Whisky)
Einsam unter Freunden

 

 

 

 

 

 

Mal sehen was geht

Mal sehen was geht

Facebook Grupen

Vielen Menschen mit Hörschädigungen geht es bedeutend schlechter als mir. Das ist meine Wahrnehmung aus verschiedenen Facebook Gruppen zum Thema „Schwerhörigkeit“.  Negative Botschaften werden öfter nieder geschrieben und dringen grundsätzlich eher durch als gute Nachrichten. Das ist nicht nur in sozialen Netzwerken so.

Immer öfter fallen mir Beiträge auf, die bei mir den Eindruck erwecken, „da schreiben Menschen aus einer tiefen Verzweiflung oder Resignation heraus über sich bzw. ihre Hör- oder sonstige Situation“. Wenn ich das lese, beschäftigt mich das meist eine Zeit lang. Manchmal denke ich darüber nach, ob oder wie ich, zumindest mit einer Antwort auf diese „Facebook Posts“ reagieren kann. Doch während ich darüber nachdenke, treffen auf Facebook reihenweise gute Ratschläge von anderen Leuten ein – von solchen, die schneller denken und schreiben als ich.

Sabine Niese

 

Sabine Niese
Sabine Niese

In dieser Woche konnte ich zum wiederholten Mal bei Stern TV die einundvierzig jährige Sabine Niese als Gast erleben. Obwohl sie seit über sieben Jahren an der unheilbaren Krankheit ALS leidet und seit geraumer Zeit nur noch im Rollstuhl lebt, versprüht Sabine Niese eine Lebensfreude wie kaum ein gesunder Mensch. Wer sich dafür interessiert, kann sich  über diesen Link selbst ein Bild verschaffen.

Allein die von ihr aufgestellte „Löffelliste“ eine Liste all der Dinge, die sie noch erleben möchte, bevor sie „den Löffel abgibt“, finde ich bewundernswert.

Auffallend ist an Sabine Niese, wie sie vor allem positiv nach vorne schaut. „Was geht noch“ scheint ihr wichtiger zu sein, als „Was kann ich alles nicht mehr“.

Mehr als ein halb volles oder halb leeres Glas

Dahinter steckt mehr als die oft zitierte Banalität vom halb vollen oder halb leeren Glas.

Es ist auch mehr als von Optimisten und Pessimisten zu sprechen.  Es geht um eine grundsätzliche Lebenseinstellung.

Wir Menschen machen uns Vorstellungen, zu uns selbst, zu Situationen und Ereignissen.

Sich ein Bild machen

Das geschieht blitzschnell in Bildern und Emotionen. Bevor wir mit unserem Verstand einen Eindruck prüfen können, haben wir bereits passende Bilder zum Vergleich abgerufen und reagieren emotional. „Sich ein Bild machen“ ist eine dazu passende Redewendung.

Bilder erzeugen Vorstellungen im Kopf und umgekehrt.

Welche Bilder und Vorstellungen wir entwickeln, hängt vermutlich von unserer Lebenserfahrung und unseren Prägungen ab.

Es gibt eine grundsätzliche Erkenntnis: „Vorstellungen sind stärker als der Wille“.

Das bedeutet: Wir folgen in unserem Handeln unseren Bildern (und Emotionen) und nicht unserem Willen.

Hast Du schon mal einen Parkplatz gesucht?

Welches Bild entsteht jetzt bei Dir?

Stelle Dir Deine Stadt, Dein Parkhaus oder Deine konkrete Situation vor.

Frankfurt am Main
Frankfurt am Main

Da gibt es einen, wir nennen ihn Horst: „Oh,“ denkt Horst, „ in Horst-Stadt finde ich nie einen Parkplatz, ich suche lieber gleich außerhalb der Innenstadt.“ Da kurvt Horst dann so lange herum, bis er irgendwo in einer weit entfernten Nebenstraße einen Platz findet. Horst fühlt sich in seinem Handeln bestätigt – erst recht dann, wenn er zu Fuß endlich im Zentrum ankommt und die Verkehrssituation sieht. „Ist doch gut, außerhalb geparkt zu haben,“ denkt er zufrieden.

Heidi behauptet dagegen: „ich fahre immer bis zu genau der Stelle, an die ich will, direkt in die Innenstadt von HeidiCity. Immer wenn ich komme, fährt gerade dort jemand weg.“  Zu einem gewissen Prozentsatz all Ihrer Fahrten bewahrheitet sich diese Denkweise auch. Somit wird Heidi in ihrer Vorgehensweise auch bestätigt. Die „paar mal“ in denen das nicht klappt, kann Heidi locker verdrängen.

Horst versucht es erst gar nicht in die Innenstadt zu fahren. Er wird auch niemals einen Parkplatz in der Innenstadt finden – solange er es nicht versucht. Und – sollte er es jemals doch versuchen, wird er keinen Parkplatz finden. Seine Überzeugung ist, keinen Platz zu finden, also wird er sich unbewusst bei der Suche genau so verhalten, dass er in seiner Überzeugung bestätigt bleibt. „Siehst du, ich habe es doch gewusst.“

Heidi bleibt in ihrer Handlungsweise immer für die Situation offen. „Mal sehen, was geht.“ Sie wird Überraschungen erleben, aber eben auch viele positive Überraschungen.

Der Parkplatz steht hier logischerweise nur als Sinnbild für alle möglichen Handlungsweisen.

 Euch allen wünsche ich ein gute Zeit und immer einen Parkplatz!

 

Links zu Sabine Niese

http://www.stern.de/tv/nervenkrankheit-amyotrophe-lateralsklerose–als—wie-geht-es-sabine-niese–6593332.html

http://www.chancezumleben-als.de

Bogotá, Dezember 2001

Bogotá, Dezember 2001

historischer Platz in Bogotá
historischer Platz in Bogotá

Schwerhörigkeit beeinträchtigt Arbeitsqualität

In dem Bewusstsein, zunehmend schwerhöriger zu werden, ist mir klar, auch mit einer Beeinträchtigung meiner Arbeitsqualität rechnen zu müssen. Gerade meine Tätigkeit als frei beruflicher Trainer und Seminarleiter erfordert nicht nur gut vorbereitet zu sprechen, sondern auch sehr gut zu hören, zu verstehen, was meine Teilnehmer sagen.

Diese Situation veranlasst mich, mich mehr und mehr nach Alternativen umzusehen.

Rinderwahn – Alternative

So bin ich schnell überzeugt, als ein Kollege, mit dem ich schon einige Jahre im Seminargeschäft zusammenarbeite, mir über seine Pläne und bereits begonnenen Vorbereitungen für ein Export- und Importunternehmen erzählt.

Deutschland beschäftigt sich gerade mit dem Rinderwahn, wir befinden uns in der BSE Krise. Der Verkauf von Rindfleisch geht stark zurück. Am Fleischmarkt in Deutschland besteht der Bedarf nach gutem unverfälschtem Rindfleisch. Kolumbien bietet hierfür viele Voraussetzungen. Und so hat der Kollege bereits auch in Bogotha, Kolumbien eine Gesellschaft gegründet.

Für mich bieten sich verschiedene Möglichkeiten, meine Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen.

Vorweihnachten in Bogotá
Vorweihnachten in Bogotá

Bogotá

So kommt es dazu, im Dezember 2001 mit ihm und zwei weitern Herren, einem Herrn aus Panama, der als Übersetzer dient und einem Herrn aus der Fleischbranche,  nach Bogotá zu fliegen. Bogotá liegt auf etwa 2500 m Höhe in den Anden.

Blick auf Bogotá
Blick auf Bogotá

Rinder in Kolumbien

Ich schreibe hier ja keinen Reise- und Erlebnisbereicht sondern zur Entwicklung meiner Schwerhörigkeit. Aber soviel doch hier zu den Rindern in Kolumbien: Pro Rind stehen im Schnitt ca. 1,7 Hektar Weidefläche zur Verfügung. Die Rinder leben das ganze Jahr über im Freien und kennen keinen Stall. Sie fressen ausschließlich das Gras der Weiden in den Tiefebenen am Magdalena Strom. Fleischkenner schmecken das sofort.

Schwindel und mehr

Im Rahmen dieses Aufenthaltes in Bogotha stand auch ein Besuch bei einem Fleisch Zerlegebetrieb auf dem Programm. Meine Aufgabe war es, die einzelnen Zerlege Schritte eines Rindes zu fotografieren.

Mein Drehschwindel (siehe dazu meinen Beitrag Morbus Meniere ) aus dem Jahr 2000 war längst vergessen. Aber während dieses Vorgangs merkte ich einen Anflug von Schwindel und Übelkeit.

Die ungewohnte Höhe und das Klima, vielleicht aber auch das viele Fleisch können der Auslöser sein – ich weiß es nicht. Schnell lege ich die Kamera weg und gehe ins Freie.

"Fleisch Mafia"
„Fleisch Mafia“

 

Draußen erlebe ich dreierlei Wahrnehmungen, erstens, mein Schwindelanflug verschwindet langsam, zweitens, ich verspüre Knackgeräusche im Ohr – in welchem ist unklar und drittens kann von frischer Luft keine Rede sein. Bogotá liegt zwar hoch in den Anden, ist aber eine Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern und einer ebenso gefühlten hohen Zahl von Autos. Die Atemluft erinnert an Deutschland vor der Einführung des Katalysators – nur um ein Vielfaches verstärkt. Katalysatoren scheinen hier unbekannt.

Dennoch geht es mir schlagartig wieder gut. Irgendetwas ist in den Ohren geschehen. Schnell eile ich zurück zu meinem Foto Job, den ich dann auch zu Ende bringe.

Besser hören in Bogotá

Die anschließenden Gespräche in den Büroräumen verstehe ich besser. Ich scheine besser zu hören. Spielt da die Höhe in den Anden eine Rolle?  Auch einige Tage später hält diese Situation weiter an. Während eines Gesprächs beim Rinderzüchter Verband des Landes verstehe ich nicht nur die Übersetzung von unserem Mitreisenden Luis recht gut, selbst das Spanisch des Verbandsvorsitzenden glaube ich dem Sinn nach zu begreifen. Schnell wird klar, dass er viel spricht aber nichts sagen will.

Mit meinem Gehör bin ich plötzlich zufrieden.

Leider wieder vorbei

Leider geht diese Reise sehr schnell wieder zu Ende. Schon im Flugzeug merke ich die erneute Veränderung in den Ohren. Wieder in Deutschland angekommen, ist alles wieder wie zuvor. Ich höre schlecht und verstehe noch schlechter.

Eine Auswanderung nach Kolumbien steht dennoch nicht zur Diskussion.

Siehe auch:
Cartagena de Indias 2004

Aquabox Trockenübung

Aquabox Trockenübung

Weihnachtswandern

Wie bereits in meinem Beitrag „Einsam unter Freunden“ beschrieben, wandern wir gerne, mit unserem Freundeskreis – und das bei fast jedem Wetter. So treffen wir uns z.B. jedes Jahr, kurz vor Weihnachten zu einem Wanderwochenende irgendwo im Umkreis von ca. hundert km Entfernung zu unserem Wohnort. Natürlich wandern wir nicht nur, wir übernachten in einem Hotel mit Wellness Möglichkeiten, gehen dort nach etwa zwanzig gewanderten Kilometern in die Sauna und lassen es uns danach bei einem ausgiebigen Menü  und angemessen Getränken gut gehen. Schließlich brauchen wir Stärkung für die Wanderung am folgenden Tag.

Mitschwätze – ich rede wieder mit

Mein Cochlea Implantat hat sich inzwischen schon mehrfach bewährt – auch bei einer gemeinsamen Wanderung vor einigen Wochen. Ich kann inzwischen vielen Gesprächen folgen und somit auch meinen Senf dazu beitragen.

Nun gilt es jedoch, mich für das Weihnachtswanderwochenende zu rüsten. Rechnen muss ich mit Schnee, Schneeregen oder einfach nur Regen – auf meinem Kopf wird schließlich alles zu Wasser.

Seit einigen Wochen besitze ich eine Aquabox mit gesonderter Magnetspule und längerem Verbindungskabel von AB, passend zu meinem Soundprozessor. Der Soundprozessor wird in die wasserdichte Aquabox gepackt. Diese kann ich irgendwo, wo es gerade passt, hinklemmen.

Aquabox

Aquabox an der Jacke
Aquabox an der Jacke

Heute habe ich mich entschlossen, bei einer kleinen Wanderung diese Aquabox einmal auszuprobieren. Das Wetter ist kalt und trocken, also nicht wirklich ein Grund für diese wasserdichte Methode. Aber ich will doch einmal vor dem Ernstfall die Tragemöglichkeit und die Handhabung ausprobieren. Außerdem interessiert es mich, wie gut ich mit dieser Variante meines CI hören kann.

Lästig ist das Verkabeln – wie verlege ich das Kabel so, dass ich meinen Kopf in alle Richtungen bewegen kann, ohne dass mir bei jeder Bewegung die Magnetspule vom Kopf rutsch aber auch so, dass mir nicht dauernd ein Kabel am Kopf rumbaumelt. Ohne Hilfe schaffe ich das heute nicht. Das allein rechtfertigt bereits diesen Probelauf heute.

Ist das Kabel erst mal gut verlegt, klappt der Rest einfach. Heute zeigt das Thermometer  annähernd null Grad Außentemperatur an, deshalb benutzte ich ein Stirnband – für warme Ohren und zum Halt des Kabels.

Schnellgeher mit „Fahrtwind“

Und wie ist das Hören? Jeder kennt das Geräusch von Fahrtwind.

Übertragungskabel verlegt
Übertragungskabel verlegt

Im Zusammenhang mit der Aquabox ist mein Soundprozessor ja in der Box und hört nicht mit. Zuvor muss ich hier das entsprechende Programm wählen. Somit „hört“ nur noch das Mikrophon an der Spule am Kopf – wasserdicht, versteht sich.

Ich habe nicht damit gerechnet, welche Windgeschwindigkeit beim Gehen an meinem Kopf entsteht. Jedenfalls höre ich den „Fahrtwind“. In einem windgeschützten Waldbereich verschwindet dieses Geräusch dann plötzlich, obwohl ich weitergehe. Sofort teste ich, ob das Mikrophon noch überträgt –es funktioniert. So schnell gehe ich demnach doch nicht, dass ich Windgeräusche verursache.

So ist das mit der Selbstüberschätzung – das Geräusch kommt vom normalen Wind, der heute ganz herbstlich bläst.

Mit dieser Wasser Variante kann ich Gespräche führen bzw. verfolgen. Es funktioniert ganz gut. Jetzt fehlt nur noch der Einsatz im Regen und sonstigen Wasser Bedingungen. Da bin ich zuversichtlich.

Morbus Menière

 Morbus Menière

Drehschwindel
Drehschwindel

Gera 2000

Heute ist mein letzter Tag einer mehrwöchigen Tour mit immer gleichen eintägigen Schulungseinheiten im Auftrag eines Automobilfabrikats. Seit etwa acht Wochen bin ich in Deutschland unterwegs, jeden Tag an einem anderen Ort, jede Nacht in einem anderen Hotel. Unterbrechungen gibt es nur an einigen Wochenenden. Heute bin ich in Gera. Den Tagesablauf kenne ich inzwischen sehr genau, alles läuft zigfach eingeübt, Jeder Satz wurde Tag für Tag gleich formuliert, für jede Frage habe ich jetzt eine Antwort.

Nix wie hemm

Bisher war es ein heißer Sommer im Jahr 2000. Auch heute herrscht wunderbares Sommerwetter. Ich beeile mich, fertig zu werden. Ich will heim – heim auf meine Terrasse mit einem Glas Rotwein.

Endlich bin ich fertig, Equipment abbauen, alles im Auto verstauen und los auf die Autobahn – die ist inzwischen neu ausgebaut und noch herrscht wenig Verkehr. Kurz vor dem Hermsdorfer Kreuz fahre ich in eine Radarkontrolle, obwohl ich die Vorwarnung im Radio gehört hatte.

Es ist Sommer und lange hell, noch bei spätem Sonnenschein komme ich zu Hause an. Die Terrasse ist schon belegt. Da sitzt Besuch. Es wäre unfair, die Menschen, die uns besuchen, für die Folgen verantwortlich zu machen, doch sie haben mich in meinem Wunsch nach Entspannung gestört. Na egal, wenigstens trinken wir noch ein Glas Rotwein. Doch ich trinke zurückhaltender als sonst. Irgendwas stimmt nicht. Der Wein schmeckt mir nicht. Ich nehme mich zurück und halte mich ruhig.
Über Besuch freue ich mich sonst immer – heute bin ich froh, dass die Leute endlich gehen.

Drehschwindel

Wir wollen zu Bett gehen. Während es Ausziehens überfällt es mich plötzlich. Schwindel – in einer bisher nie erlebten Intensität – Schwindel. Alles dreht sich. Schnell setzte ich mich auf die Bettkante und merke, dass ich meine Position nicht mehr verändern kann, ohne den Schwindel zu verstärken. Brechreiz, ich bin mir unsicher ob es Brechreiz ist, ich kann mich nicht bewegen. Nur mit einem T Shirt bekleidet sitze ich da und kann nichts verändern. Gerne würde ich noch eine Hose anziehen, aber es geht nicht.

Morbus Menière
Morbus Menière

So sitze ich da in einer wenig bequemen Haltung auf der Bettkante – vielleicht eine halbe Stunde oder länger. Meine Frau versucht alles Denkbare für mich zu tun. Es hilft nichts- Schließlich ruft sie unseren Hausarzt an, er wohnt im Dorf und er nimmt auch noch um diese Zeit das Telefon ab.

Er kommt umgehend, meine Lage – meine Sitzhaltung –ist unverändert. Er hat den einen oder anderen Verdacht, kommt aber nicht weiter. Schließlich fordert er Notarzt und Rettungswagen an. Dieser Tag scheint für mich gelaufen.

Krankenhaus

Ich erwache im Krankenhaus in Wadern in einem Vierbettzimmer. Mein Bettnachbar bemerkt mein Erwachen und erklärt mir sofort die Welt, seine Zuckerkrankheit mit allen Details der medikamentösen Einstellung und fügt auch gleich seine Einschätzung über die Qualität der Ärzte sowie der Schwestern und Pfleger hinzu.

Meine Frau kommt, ich werde in ein anderes Zimmer verlegt. Nach kurzer Zeit fühle ich mich wieder ganz gut, etwas matt aber ohne Schwindel.

Die folgenden Tage vergehen mit Infusionen, Spritzen, Spaziergängen mit meinem Zimmernachbarn und Untersuchungen. Ich kann wieder ganz normal gehen und mich bewegen.

Caesar ante portas     

Für einen Besuch beim örtlichen HNO Arzt, kommt aber die Besatzung eines Krankenwagens mit einer Trage. Sie wollen mich zum Arzt bringen. Nach einigen Diskussionen nehmen sie einen Tragestuhl um mich zu transportieren. Da ich genauso gut gehen kann, komme ich mir sehr seltsam vor. Es ist eigentlich eine Lachnummer. Aber Vorschrift ist Vorschrift – da fällt mir mein Übertreten der Geschwindigkeitsbeschränkung vor dem Hermsdorfer Kreuz gestern ein. Leere und neue breite Autobahn, strahlender Sonnenschein, Tempo 100 – Vorschrift ist Vorschrift.

So richtig lächerlich wird es dann beim Zugang zum HNO Arzt. Der ist nur über eine lange und etwas steile Außentreppe, die in das Obergeschoss des alten Gebäudes führt, zu erreichen. Meine beiden Träger, ein junger Mann und eine etwa gleichaltrige Frau schleppen mich diese Treffe hinauf, die ich locker hätte gehen können. Früher habe ich gerne Asterix Comics gelesen. Jetzt kommt mir daraus ein Bild in den Sinn, Caesar wird durch ein Stadttor von Rom getragen. Einige Passanten sind erstaunt, weil ich ihnen zuwinke.

Der Arzt macht die üblichen Tests und entlässt mich wieder. Ich bitte ihn, den Trägern zu sagen, dass ich auch selbst gehen kann. Das hilft. Ich darf auf eigenen Füßen und mit eigenen Kräften die lange Treppe hinunter und auch im Krankenhaus wieder auf mein Zimmer gehen.

Wanderungen 

Mein Zimmernachbar und ich unternehmen inzwischen schon kleine Wanderungen in der Umgebung. Schließlich scheint die Sonne und irgendwie muss ja die Zeit vergehen.

Beide werden wir auch noch ins Partnerkrankenhaus nach Saarlouis zum MRT gefahren.

Um es kurz zu machen. Weder die Untersuchungen Im Krankenhaus und die beim HNO Arzt noch das MRT führen zu einem Ergebnis. Ob es nun wirklich ein Morbus Menière war oder ein naher Verwandter bleibt offen.

Tinitus

Das einzige für mich deutlich merkbare Ergebnis ist mein Tinitus. Ob durch den Drehschwindel oder das MRT ausgelöst, weiß ich nicht. Ich beschließe diesen Pfeifton zu ignorieren, ihm keine Beachtung zu schenken. Das gelingt.

Trainerwechsel

 Trainerwechsel

Trainerwechsel
Trainerwechsel

Hörtraining beendet

In der vergangenen Woche erlebte ich mein letztes Hörtraining. Am 02. Juni 2015 wurde mir das Cochlea Implantat eingesetzt. Nach ca. fünf Wochen Abheilzeit, am 09. Juli 2015 bekam ich meinen AB Naida Q70 Soundprozessor aufs Ohr und die erste Anpassung. Es sind also etwas mehr als drei Monate vergangen. Innerlich eingestellt hatte ich mich auf eine Lern- und Trainingsphase von etwa einem halben Jahr.

Intensive Zeit

Dieses letzte viertel Jahr war für mich eine sehr intensive Zeit. Etwa zwei Mal pro Woche war ich im Cochlea Implantat Centrum Saar zum Hörtraining und in gewissen Abständen auch zur Anpassung meines Soundprozessors. In noch größeren Abständen wurde in der HNO Klinik ein Hörtest meines „neuen“ linken Ohrs durchgeführt.

Mit Enthusiasmus bin ich gestartet und begeistert bin ich immer noch. Das neue Hören auf der linken Seite war schon zu Beginn die Bestätigung dafür, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aus der Wahrnehmung von unklaren Geräuschen wurde inzwischen ein gutes Sprachverstehen. Die Kurve des Hörtests ist jetzt eine fast wagerechte Linie auf hohem Niveau

Inzwischen kommt auch der Klang, das Volumen von Sprache, in kleinen Schritten auf meiner linken Hörseite an. Technisch betrachtet bin ich bereits optimal versorgt.

Frust

Frustration gab es auch, manchmal hatte ich den Eindruck, „ich höre gar nichts mehr richtig“. Rückblickend war es nur meine Ungeduld, ich hatte von mir mehr erwartet als möglich war. Erlebt hatte ich, dass andere Betroffene, Menschen mit einer nur einseitigen CI Versorgung und einem anderen tauben Ohr, schneller lernen als ich. Das ist aber verständlich, da sie ausschließlich auf das neue CI angewiesen sind.

Ich selbst dagegen befand und befinde mich in einer komfortablen Situation. Habe ich doch noch mein rechtes Ohr, mit dem ich überein Hörgerät noch recht ordentlich hören kann, wenn auch nicht mehr alle Frequenzen. Da zeigt der Hörtest einen schönen Bogen nach rechts unten.

Wehmut

Mein letztes Hörtraining hatte dann auch so einen Hauch von Wehmut. Seltsam, wie schnell die Gewöhnung erfolgt war. Das lag sicherlich vorwiegend an den Menschen, die mich und mein neues Hören intensiv und sehr individuell betreut und begleitet haben. „Das ist doch deren Job“ höre ich dann manchmal, wenn ich darüber erzähle. Ja, ja, das stimmt schon, aber es gibt eben Unterschiede, wie jemand seinen Job macht.

Hörtraining - Kaffee und ein Glas Wasser
Hörtraining – Kaffee und ein Glas Wasser

Kaffee und Wasser

Ich bin ein Kaffeetrinker, reagiere aber körperlich auf Kaffee. Wenn ich zum Kaffee jedoch ein Glas Wasser trinke, werden diese Reaktionen weitgehend verhindert.  – Was das jetzt hier soll? Immer wenn ich zum Hörtraining oder zur Anpassung kam standen für mich ein Glas Wasser und eine Tasse Kaffee bereit.

Danke

Diese Geste wurde für mich zum Symbol, fast schon zum Synonym für eine Wertschätzung, die ich in dieser Zeit erfahren habe. Dafür bedanke ich mich hiermit.

Mein neuer Trainer ist meine Frau und das wirklich wahre Leben.

Und was kommt jetzt? – jetzt muss ich dringend mein Hörgerät rechts neu anpassen lassen, ich glaube ich höre rechts schlechter – vielleicht ist aber auch nur der Unterschied so groß geworden?

Brücke zu neuem Hören
Brücke zu neuem Hören

Motorsport Arena Oschersleben

Motorsport Arena Oschersleben

Herbst 2002

Herbst 2002 – ich werde als Trainer für eine Produktneueinführung von zwei neue Fahrzeugmodellen eines europäischen Automobilherstellers engagiert. Da es ein großes Projekt ist, sind außer mir noch mindestens 10 weitere Kollegen mit beteiligt. Seit kurzer Zeit trage ich zwei Hörgeräte, die ich mit einer Fernbedienung steuern kann. Ich bilde mir ein, den Herausforderungen einer solchen Veranstaltung gewachsen zu sein.

Rennstrecke in Oschersleben
Rennstrecke in Oschersleben

Veranstaltung im Zelt

Zwei neue Fahrzeuge bedeutet auch doppelte Anzahl von Räumen, in denen Präsentationen und Workshops stattfinden. Das ganze Spektakel findet im Hotel an der Rennstrecke von Oschersleben statt. Da die Räumlichkeiten im Hotel nicht ganz ausreichen, wurde neben dem Hotel, direkt an der Rennstrecke ein großes Zelt errichtet. In diesem Zelt findet die Hauptpräsentation eines der beiden Neufahrzeuge vor großem Publikum statt. Teilnehmer sind die Händler und deren Verkaufs Mitarbeiter.

Startveranstaltung an der Rennstrecke

Ich habe das Vergnügen, die Startveranstaltung im großen Zelt zu eröffnen. Es ist mein erster Einsatz mit den beiden Hörgeräten. Dieser Herbst ist schon recht kalt. Im Zelt läuft eine geräuschvolle Gebläseheizung. Damit die erzeugte Wärme nicht so schnell durch die Zeltwände verloren geht, sind diese provisorisch mit Holzplatten verkleidet. Daran lassen sich auch leichter Werbeplakate anbringen. Dass im Allgemeinen Wärme nach oben steigt und durch das dünne Zeltdach abzieht, passt nicht ins Konzept.

Die Rennstrecke von Oschersleben ist ständig von irgendwelchen Gruppen, für Trainings oder nur zum Spaß, belegt. Da fahren Motorradgruppen, aufgemotzte Personenwagen, amerikanische Zehn Zylinder Fahrzeuge ohne Auspuff, und auch mal Renntrucks.

Selbstsicherheit 

Meine Selbstsicherheit nimmt schon ein wenig Schaden durch die Dauerbeschallung der Gebläseheizung. Dennoch muss ich jetzt anfangen. Job ist Job. Mit einer Begrüßung der Teilnehmer beginne ich und leite über zum neuen Fahrzeug, das selbstverständlich auch im Zelt steht. Kaum komme ich zu den wesentlichen Merkmalen des neuen Automobils und den Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell geht es los …

Ich bin kein Motorsportfan und deshalb in diesem Thema völlig unbedarft. Auch habe ich keine Freude daran, wenn Autos unangemessen laut sind – ich kenne Leute, die ausflippen, wenn sie den besonderen Sound von bestimmten Fahrzeugen hören – doch damit hatte ich nicht gerechnet.

Zehn Zylinder Boliden

Diese riesigen amerikanischen Zehn Zylinder Fahrzeuge werden direkt neben mir, nur getrennt durch die Holzplatte und die dünne Zeltwand, gestartet. In geschätzten fünf Meter Abstand lassen die Fahrer die Motoren warm laufen. Anfangs durch ein ständig auf- und abschwellendes Aufheulen des Motors und dann mit vermutlich durchgetretenem Gaspedal. Bei diesen Fahrzeugen wird auf eine Geräusch dämmende Auspuffanlage verzichtet. Überflüssig. Schließlich fahren sie los um in regelmäßigen Abständen wieder vorbei zu donnern.

Boliden im Hirn in Oschersleben
Boliden im Hirn in Oschersleben

Guter Ruf dahin

Bis zu diesem Ereignis genoss ich bei diesem Automobil Fabrikat einen guten Ruf als Trainer und Moderator. Dieses Ereignis sorgt dafür, dass sich das ändert. Die Auftraggeber sitzen mit im Zelt.

Meine beiden Hörgeräte verstärken diesen Lärm so stark, dass es sich anfühlt, als würden diese Boliden direkt durch mein Hirn fahren. Diese Situation kommt so unerwartet über mich, wie ein Überfall.  Ich habe die Eröffnung und meine Moderation irgendwie zu Ende gebracht. Aber meine Souveränität, meine Qualität ist dahin – zumindest für heute.

Früher hätte ich eine solche Situation locker gemeistert und spontan reagiert. Doch heute ist mein erster Einsatz mit Hörgeräten.

Siehe auch „Plötzlich geht es nicht mehr“

 

 

Another Version Hörtest

Another Version Hörtest

Another Version
Another Version

Geburtstage genug

Die Zeit zwischen Mitte September bis Mitte Oktober ist für mich die Zeit der vielen Geburtstage. In diesem Zeitraum häufen sich die Geburtstagsfeiern – das ist wundervoll aber auch anstrengend. Ich bin inzwischen in einem Alter, in dem ich gerne feiere, aber auch gerne wieder heimgehe.

Hörversorgung zuvor

Bevor ich mein Cochlea Implantat trug, hatte ich mich bei Feierlichkeiten sehr zurückgezogen, da ich mich nicht unterhalten konnte. Mein Beitrag „Einsam unter Freunden“ schildert diese Situation. Meine damalige Hörgeräte Versorgung bestand aus einem Hörgerät rechts und einer Cross Versorgung am linken Ohr, die ans rechte Hörgerät gefunkt hat. Doch wenn das rechte Ohr nicht mehr alle Frequenzen hören kann, nutzt die Cross Versorgung auch nur bedingt. Das Sprachverstehen bleibt bei der Qualität des rechten Ohrs.

Nun trage ich seit drei Monaten das CI – genau genommen das, was man von außen sieht, den Soundprozessor mit Akku und den Universalüberträger mit Magnetspule am Kopf.

Was hat sich verändert?

Jetzt höre ich links viel, viel mehr als mit dem rechten Ohr und Hörgerät. Vor allem höre ich Geräusche der Natur wieder gut – Vogelgezwitscher, Bachrauschen und mehr. Sprache verstehe ich links mit dem CI inzwischen auch recht gut, auch mit Nebengeräuschen im Hörtraining. Aber wie ist das nun im wirklichen Leben, z.B. bei Geburtstagsfeten?

Hier eine Kostprobe der letzten Geburtstagsfeier.

(Wer bis zum Ende schaut, erkennt sich vielleicht wieder)

Ultra Zoom – ultra geil

Mein Naida Q 70 CI habe ich auf den sogenannten Ultra Zoom geschaltet, d.h. ich höre vorrangig Sprache nur von vorn – da wo sich meine Gesprächspartner aufhalten. Mein Hörgerät rechts hilft insgesamt mit.

Unterhaltung bei Lärm

Ich kann mich auch im Lärm unterhalten – vielleicht noch nicht ganz so gut wie normal hörende Mitmenschen, aber ich kann mich unterhalten. Wenn Ihr die Zweimannband anhört, bekommt Ihr einen Eindruck über den Geräuschpegel. Mir fällt auf, dass auch Menschen mit Normalgehör hier und da Probleme haben, sich zu verständigen.

Die Welt ist klein 

Irgendwann spricht mich ein anderer Geburtstagsgast an, eine Dame die dereinst bei AB (der Hersteller meines CI) gearbeitet hat. Ich bin ihr aufgefallen. Sie hat noch reges Interesse am Thema und befragt mich ausgiebig. Die Welt scheint wirklich kein zu sein.

Arbeitsteilung

Ich vermute, dass mein Hörgerät rechts, den Ton, den Klang der Sprache übermittelt und mein Cochlea Implantat links auch die für Sprache wichtigen Frequenzen beisteuert – Arbeitsteilung nennt man das.  Jedenfalls kann ich mich jetzt bei Lärm unterhalten, was früher nicht ging.

Genug ist genug

Was das für mich bedeutet, kann nur jemand einschätzen, der selbst eine Hörbeeinträchtigung hat. Ich gewinne wieder an Mut zum Gespräch. Es ist wunderbar aber auch noch ein bisschen anstrengend für mich. Nach fünf Stunden Dauerbeschallung und etwa eben so vielen Stunden Unterhaltungen merke ich, dass mein Gehirn mit Streik droht. Fünf Stunden sind ja auch genug. Wir fahren heim.

Zu Another Version

Diese Band ist durchaus empfehlenswert, nicht nur für für CI Träger. Ich wollte sie nicht nur als Lärm-Verursacher hier stehen lassen. Das wäre ungerecht. Mir haben die Beiden gefallen. Schaut Euch ruhig das ganze Video an.

 

Reifendruck hören

Reifendruck hören

Reifendruck prüfen

Reifendruck prüfen
Reifendruck prüfen

Im Display der Armaturen meines Autos erscheint plötzlich eine Anzeige „Reifendruck prüfen“ und anschließend wird mir der aktuelle Reifendruck jedes einzelnen Rades angezeigt.

Nun, solche Hilfsmittel sind prima, wenn auch die Welt in ca. 120 Jahren Automobilbau ohne diese Einrichtung zurechtkam.

Aber mir steht noch eine weitere technische Überraschung bevor. Da ich gerade bei einem großen Supermarkt mit großer Tankstelle und Waschanlagen vorbei komme, nutze ich die die Gelegenheit, den Reifendruck zu korrigieren.

Was ist das?

Doch was ist das? Vertraut ist mir das klassische mobile Reifendruckgerät, dass ich nach Gebrauch wieder auf das Ventil der Kompressorleitung hänge. Diesem Gerät sagt man zwar nach, es sei nicht sehr genau, aber – es hat seit Jahrzehnten immer funktioniert.

Nun, hier überrascht mich ein mir fremdes System, in Zapfsäulenhöhe, fest montiert, aber nur mit verdeckt einsehbaren Druckknöpfen und einer Anzeige sowie einem langen Schlauch mit stabilem Aufsteckteil für das Reifenventil. Da ich ein Mann bin, lese ich nicht erst die Anleitung sondern schreite sofort zur Tat. „Wie soll das funktionieren? Vom Rad aus kann ich nicht auf die Anzeige sehen?“ denke ich mir.

Doch dann fällt mir schließlich doch noch das Hinweisschild auf. „Bitte den Schlauch einfach auf das Ventil stecken, bis der Piepton kommt.“ Ihr ahnt jetzt schon, was da kommt.

Woher kennt das Gerät den richtigen Reifendruck?

Zunächst zweifle ich daran, dass dieses Gerät weiß, welchen Reifendruck mein Fahrzeug auf den jeweiligen Achsen benötigt – mir scheint dieser Zweifel auch heute noch berechtigt. Doch ich versuche es selbstverständlich. Betroffen ist laut Armaturenanzeige ein Rad auf der anderen Fahrzeugseite. Also ziehe ich den Schlauch um das Fahrzeug herum, gehe in die Hocke neben das Rad und stecke den Schlauch auf das Reifenventil. Zwischen diesem – für mich – neuem Wundergerät und mir befand sich mein Auto – als Sicht- und auch Hörbarriere.

An Tankstellen ist es nicht immer sehr ruhig, erst recht nicht an Großtankstellen. Das ist auch hier so. Ich warte also auf den Piepton – vergebens. Menschen mit Hörbeeinträchtigung sollten meines Erachtens solche Reifendruck Geräte meiden. Sollte dieses Teil je einen Ton abgegeben haben, so habe ich in nicht gehört.

So wie immer

Reifendruck - wie immer
Reifendruck – wie immer

Nun fahre ich weiter und mein Auto ist der Meinung, dass der Reifendruck immer noch nicht stimmt. Dort, wo ich sonst meistens tanke, prüfe ich erneut den Reifendruck und korrigiere ihn auf bewährte Weise. Das Kontrollsystem meines Fahrzeugs scheint nun zufrieden zu sein. – Ich auch.

Fazit: Technischer Fortschritt ist etwas Tolles. Aber er sollte auch allen zugänglich sein.
Oder: Ich habe das System nicht begriffen und auch zu früh aufgegeben. Vielleicht ist es auch das.

Blätterrauschen

Blätterrauschen

Blätterrauschen
Blätterrauschen

Herbst

Jetzt ist die Zeit der schönen Herbsttage. Ich liebe die Natur zu dieser Jahreszeit. Dicke weiße Wolken ziehen am blauen Herbsthimmel vorüber und sorgen manchmal für kurze Schattenzeiten. Die Temperatur liegt schon deutlich unter zwanzig Grad, aber es ist angenehm, zu gehen oder gar zu wandern.

Schon als Kind habe ich diese Stimmung geliebt. Ganz wesentlich zu dieser Herbststimmung tragen Laubbäume bei. Das Rauschen der Blätter im Herbstwind versetzt mich in eine schwer zu beschreibende Stimmung. Es ist eine Mischung aus vielerlei, sich zum Teil widersprechender Gefühle. Zum einen ist es Heimat und Wohlbefinden, Nestgefühl unter einem sich im Winde wiegenden Baum zu sitzen und das Rauschen in sich aufzunehmen.

Es ist aber auch Rückblick, Gedanken an zurückliegende Jahre und Bilder an vergleichbare Situationen unter blätterrauschenden Bäumen – in der Kindheit, in meiner Jugendzeit und in vielen anderen Situationen meines Lebens an unterschiedlichen Orten.

Stimmungen

Ein Bild kommt mir in Erinnerung. Ich sitze auf einer Bank unter Pappeln und Birken in Bad Buchau am Federsee. Dort habe ich einen schönen Teil meiner Jugend verbracht – in Oberschwaben. Hier in dieser einzigartigen Landschaft – Hochplateau mit großem Moorgebiet – gibt es immer viel Wind. Ich sehe mich dort, damals völlig entspannt, vor mich hin träumen. Meine Gedanken und Wünsche schweiften in die Ferne, in begehrenswerte Regionen unserer Erde und auch zu meiner ersten Liebe. Wehmut und Fernweh sind Gefühlsfetzen, die mich da unter den Bäumen streifen.

Heute 

Heute sitze ich in meinem kleinen Büroraum, mit Blick in den Garten und in die sich im Wind bewegenden Bäume. Hin und wieder gehe ich hinaus unter die Bäume und lausche der Buche, dem Walnussbaum, den Ulmen und Birken.

Was höre ich?

Mit meinem rechten Ohr kann ich Blätterrauschen noch im vermeintlichen Originalgeräusch wahrnehmen. Immer wieder aber halte ich mir das rechte Ohr zu um mit meinem, seit zweieinhalb Monaten aktiven Cochlea Implantat links, zu hören. Auch damit kann ich das Rauschen der Blätter hören. Es ist aber noch leiser und es klingt derzeit wohl eher wie ein auf- und abschwellendes Knistern und Rascheln mit Papier oder Folie. Ich empfinde es eher als technisches oder elektronisches Geräusch. Doch ist es für auch jetzt schon ein angenehmes Knistern und Rascheln – vielleicht weil ich positive Gefühle damit verknüpfe. Zuvor habe ich links gar nichts gehört.
Menschen die schon länger ein Cochlea Implantat tragen haben mir berichtet, dass der normale Klang, das Volumen – in Sprache und in Geräuschen – mit der Zeit kommt. Auch jetzt schon habe ich manchmal den Eindruck oder die Einbildung, bereits auf dem Weg dahin zu sein. Da bin ich zuversichtlich.

 Bäume rauschen unterschiedlich

Früher, so erinnere ich mich, konnte ich Unterschiede heraushören, ob der Wind in eine Buche, eine Birke oder in einen Nussbaum blies. Die Tonlage war unterschiedlich. Diese Differenzierung ist mir heute nicht möglich. Vielleicht kommt das wieder.

Die Sonne scheint durch das Blätterdach und zeichnet ein helles sonniges Muster, die Schatten werden von den Blättern geworfen. Wenn der Wind in die Bäume bläst, beginnt das Muster zu tanzen, zu wogen wie auf einem Meer. Mir gefällt das.
Bild

Herbstkind

Ich bin ein Herbstkind – zu dieser Jahreszeit wurde ich geboren. Astrologen bilden da Zusammenhänge zwischen der Jahreszeit der Geburt und den Vorlieben für Jahreszeiten und deren Witterung. So eng sehe ich das aber nicht.

 

mein Weg in die Schwerhörigkeit und zurück