Die Welt wird lauter
Nun trage ich seit fast drei Wochen mein Cochlea Gerät und nehme meine Umwelt wahr.
Es hat sich etwas verändert. Die Welt ist für mich lauter geworden – langsam aber stetig.
Neue Geräusche
Bewusst wurde es mir, als ich beim Schreiben das Klappern der Tastatur deutlicher hörte.
Morgens, ja besonders morgens höre ich Geräusche lauter als abends. Morgens höre ich inzwischen die Küchenuhr. Es ist ein Klacken jede Sekunde, klack, klack usw. Das hatte ich früher nie gehört, auch nicht mit zwei Hörgeräten.
Ich wohne auf dem Lande, da ist es ruhig denken Viele. Traktoren auf den Feldern der gegenüberliegenden Seite des Dorfes und auch Erntemaschinen höre ich. Bagger auf dem Friedhof in der Nähe und LKW`s aus der Dorfmitte.
Sprache verstehe ich noch wenig
Sprache verstehe ich jedoch bisher nur wenig, ohne mein Hörgerät am rechten Ohr. Sprache übe ich täglich. Oft mehrfach. Immer noch habe ich kein Ohrstück um mein rechtes Ohr zu verschließen. Das wäre einfacher als mit den Schaumstoffstöpseln. Die allein genügen nicht. Ich muss immer noch mit einem Finger zusätzlich das rechte Ohr zudrücken, um Hören ausschließlich mit meinem Naida CI zu üben.
Aber – auch hier gibt es Verbesserungen. Sie sind viel langsamer aber sie sind da.
Hörtraining
Beim Spazierengehen mit Frau und Hund nehme ich mein Hörgerät rechts weg und glaube dadurch mein Hirn mehr auf der Cochlea Seite zu trainieren. Denn das habe ich aus dem Hörtraining behalten „Das Gehirn nimmt immer den bequemeren Weg“. Ohne Hörgerät rechts ist es für das rechte Ohr nicht mehr so bequem und ich hoffe dass das CI und damit mein linker Hörnerv stärker gefordert wird.
Com Pilot
Seit einigen Jahren habe ich zum Hören beim Fernsehen bereits den Com Pilot von Phonak. Da mein Naida CI mit Phonak Technologie kompatibel ist, kann ich es auch für die Übertragung auf mein Naida verwenden. Also benutze ich es auch fürs Hörtraining. Das kann ich völlig unabhängig ohne sonstigen Trainer machen.
Talkshow als Hörtraining
Kürzlich habe ich mir eine ganze Talkshow auf diese Weise „angehört.“ Dazu stelle ich den normalen Ton am Fernsehgerät ab und nehme außerdem mein Hörgerät rechts vom Ohr.
Ausschließlich über mein Cochlea Implantat kann ich jetzt den Fernsehton hören. Da erlebe ich verschiedene Stimmen und manchmal auch schon Stimmungen und versuche zu begreifen, worum es eigentlich geht. Es ist sehr viel Geduld bei diesem Training erforderlich. Aber hin und wieder verstehe ich ein Wort, manchmal halbe Sätze und je nach Sprecher auch schon mal einen ganzen Satz. Je länger ich das übe, desto mehr verstehe ich.
Leider hört sich immer noch alles sehr leise und blechern an. Stimmen kann ich kaum unterscheiden. Da fällt es mir schwer, mir vorzustellen, später einmal Sprache und Stimmen normal hören zu können. „Du bist ja erst am Anfang“ hör ich dann meine Frau sagen. Da hat sie sicher recht. Ich hatte mir vorgenommen, nicht ungeduldig zu werden.
Autogeräusche
Beim Autofahren musste ich kürzlich feststellen, dass das Innengeräusch doch lauter ist, als ich bisher dachte. Außerdem schlug der Scheibenwischer recht hart auf – nach meinem Empfinden jedenfalls.
Musik aus dem Nebenzimmer höre ich inzwischen, noch nicht so, dass ich sie erkenne aber ich höre sie.
Richtung hören
Doch noch etwas ist völlig neu. Ich bilde mir ein zu hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. So ganz sicher bin ich mir dabei noch nicht. Aber das wächst.
Hallo Frank,
ich lese gerne deinen Blogg, da ich selbst gerade die Anpassung mit den Hörgeräte habe und vieles ist ähnlich (auch wenn es bei dir um ein CI sich handelt), unser Gehirn muss sich an die neuen Herausforderungen anpassen.
Es ist so erstaunlich „wieder hören zu lernen“, ich bin auch auf der Suche nach Hörtraining im Alltag, bisher dachte ich das geht nur durch irgendwelche Programme (wie diese beim Akustiker oder bei HNO hoch gepriesen werden – sie tun es nur aus der fachliche Perspektive und dazu gehört auch das Know-How).
Wir Betroffenen wissen im Allgemeinen zu wenig aus der Psychologie und Neurologie um den Weg klar vor uns zu sehen und selbst besser aktiv zu sein.